Die Clan-Kriminalität in Nordrhein-Westfalen hat im Jahr 2023 ein neues Rekordniveau erreicht. Laut dem jüngsten Lagebericht des Landeskriminalamts NRW wurden im vergangenen Jahr insgesamt 7.000 Straftaten mit Clan-Bezug erfasst – eine Zunahme um knapp sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Ein prägnantes Beispiel für die Eskalation dieser Kriminalitätsform ereignete sich im Juni 2023 in Castrop-Rauxel. Dort kam es bei einem Konflikt zwischen zwei Clans zu heftigen Auseinandersetzungen, bei denen unter anderem Dachlatten, Messer und Macheten zum Einsatz kamen. Diese Vorfälle verdeutlichen, dass die Clan-Kriminalität nicht länger ein Randphänomen ist, sondern zunehmend die öffentliche Sicherheit beeinträchtigt.
Neben den 7.000 Straftaten wurden mehr als 4.200 Tatverdächtige ermittelt, was ebenfalls einen neuen Höchststand darstellt. Rund die Hälfte der Tatverdächtigen besitzt die deutsche Staatsbürgerschaft. Die größten Gruppen unter den Verdächtigen stammen aus Syrien, dem Libanon und der Türkei. Diese Zahlen unterstreichen die Vielschichtigkeit des Problems und die damit verbundenen Herausforderungen für die Strafverfolgung.
Die Polizei in NRW verfolgt eine Strategie, die unter anderem gezielte Razzien und Vermögensabschöpfungen umfasst. Im Jahr 2023 wurden fast 1.000 Objekte wie Shisha-Bars, Gaststätten und illegale Spielstätten kontrolliert. Seit 2017 konnten Vermögenswerte im Wert von über 22 Millionen Euro sichergestellt werden, darunter Immobilien, Luxusfahrzeuge und hochpreisige Uhren. Trotz dieser Erfolge bleibt die Bekämpfung der Clan-Kriminalität weiterhin eine anspruchsvolle Aufgabe.
Zusätzlich zu den bestehenden Problemen stellt die sogenannte Mokro-Mafia eine neue Bedrohung dar. Diese Gruppe, die ihren Ursprung in den Niederlanden hat, wird für Sprengstoffanschläge und Entführungen verantwortlich gemacht. Ihre Aktivitäten könnten die Clan-Kriminalität in NRW weiter verschärfen und erfordern eine verstärkte internationale Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden.
Auch in Münster ist die organisierte Kriminalität präsent. Im Rahmen einer europaweiten Anti-Mafia-Operation wurde im Stadtteil Hiltrup ein mutmaßliches Mitglied der kalabrischen ‚Ndrangheta festgenommen. Dem Verdächtigen, der bereits länger von deutschen und italienischen Behörden beobachtet wurde, wird die Mitgliedschaft in der ‚Ndrangheta vorgeworfen. Er soll Verbindungen zu kriminellen Netzwerken haben, die in Deutschland vor allem im Bereich der Geldwäsche aktiv sind. Die Ermittlungen beleuchten die Strukturen der kalabrischen Mafia und deren Einfluss auch in Regionen, die bislang nicht als typische Schauplätze der organisierten Kriminalität galten.
Die Entwicklung der Clan-Kriminalität in NRW verdeutlicht die Bedeutung konsequenter polizeilicher Maßnahmen. Trotz erster Erfolge durch Razzien und Vermögensabschöpfungen bleibt die Lage angespannt. Neue Gruppierungen wie die Mokro-Mafia und internationale Netzwerke wie die ‚Ndrangheta stellen zusätzliche Herausforderungen dar. Eine langfristig erfolgreiche Bekämpfung der organisierten Kriminalität erfordert daher weiterhin gezielte Strategien und enge Kooperationen auf nationaler und internationaler Ebene.