Der spektakuläre Einsatz der GSG 9 hat das Augenmerk auf ein skrupelloses Schleusernetzwerk in NRW gerichtet. Dieses international agierende irakisch-kurdische Netzwerk war verantwortlich für die gefährliche Schleusung von Migranten über den Ärmelkanal. Mit Booten von minderwertiger Qualität riskierte es unzählige Leben. Hierdurch gab es Bereits im Jahr 2024 über 70 registrierte Todesfälle – eine erschütternde Bilanz.
Die GSG 9 agierte als Teil eines breit angelegten Einsatzes, der von Europol und Eurojust koordiniert wurde. Ziel war es, dieses Netzwerk nachhaltig zu zerschlagen und weiteren Schaden zu verhindern.
Das Schleusernetzwerk operierte vor allem im Mittleren Osten und Ostafrika und verlangte zwischen 2.000 und 11.000 Euro pro geschleuster Person. Die Gewinne waren enorm – ein einziges Schlauchboot konnte Hunderttausende Euro einbringen. Doch dies geschah auf Kosten der Sicherheit: Menschen wurden mit Gewalt bedroht und in Boote gepfercht, die oft bis zum Fünfzehnfachen ihrer Kapazität überladen waren.
Besonders brisant: Strenge Vorschriften in Nordfrankreich zwangen die Schleuser, logistische Unterstützung und Materialien wie Schlauchboote aus Deutschland zu beschaffen. Dies machte die Bundesrepublik zu einem zentralen Knotenpunkt in der Schleuserkette.
Der großangelegte Einsatz in NRW und Baden-Württemberg mobilisierte über 500 Beamte der Bundespolizei. Dabei waren neben der GSG 9 auch internationale Ermittler beteiligt. Mehr als zehn europäische Haftbefehle, ausgestellt von einem Gericht in Lille, Frankreich, führten zu gezielten Durchsuchungen und Festnahmen im Ruhrgebiet.
Die Ermittlungen deckten umfassende kriminelle Machenschaften auf, die von der illegalen Beschaffung von Schlauchbooten bis hin zur Bedrohung von Migranten mit Waffen reichen. Während einige Verdächtige als einfache Mitglieder des Netzwerks agierten, konzentrierte sich die Jagd besonders auf die Drahtzieher.
Mehr als 32.000 Migranten haben 2024 den Ärmelkanal auf ihrer Flucht nach Großbritannien überquert – eine deutliche Zunahme im Vergleich zu den Vorjahren. Die Bedeutung des Ärmelkanals als Fluchtroute wächst weiter, was auch an der politischen Situation in Großbritannien liegt. Aus diesem Grund plant die neue Regierung unter Premierminister Keir Starmer strengere Maßnahmen gegen Schleuser und einen Ausbau des Grenzschutzes.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser bezeichnete den Einsatz als einen „harten Schlag gegen die Schleuserkriminalität“. Die Zusammenarbeit der sogenannten „Calais-Gruppe“, bestehend aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und Belgien, wird weiter gestärkt. Ziel ist es, die Fluchtrouten effektiv zu überwachen und weitere Schleusungen zu verhindern.
Frühere Einsätze, wie die Großrazzia im Februar 2024 mit circa 700 Einsatzkräften, haben gezeigt, dass international koordinierte Aktionen entscheidend sind. Dabei wurden Bargeld, Waffen und Schlauchboote sichergestellt.
Der Einsatz der GSG 9 gegen das Schleusernetzwerk in NRW ist ein starkes Zeichen im Kampf gegen organisierte Kriminalität, denn dank internationaler Zusammenarbeit wurden Menschenleben gerettet und Strukturen eines gefährlichen Netzwerks aufgedeckt. Für die GSG 9 war dieser Erfolg ein weiteres Kapitel in ihrer Geschichte als eine der schlagkräftigsten Spezialeinheiten Deutschlands.