
Die Schulen in Nordrhein-Westfalen stehen vor einer grundlegenden Änderung im Umgang mit Handys und digitalen Geräten. Das Ministerium für Schule und Bildung hat nun offiziell angekündigt, dass bis Herbst 2025 jede Schule im Land altersgerechte Regeln zur privaten Handynutzung entwickeln und diese verbindlich in ihre Schulordnung aufnehmen soll. Diese Maßnahme soll den Schulen helfen, einen verantwortungsbewussten und altersgerechten Umgang mit den allgegenwärtigen Geräten zu finden.
In der heutigen Zeit sind Handys aus dem Alltag der meisten Schülerinnen und Schüler nicht mehr wegzudenken. Sie sind ständige Begleiter, sei es für die Kommunikation mit Freunden und Familie, für soziale Medien oder als Informationsquelle. Doch gerade in der Schule, einem Raum des Lernens und der sozialen Interaktion, können diese Geräte schnell zur Ablenkung werden. Ministerin Dorothee Feller erklärte hierzu: „Ein zu hoher Medienkonsum beeinträchtigt die Konzentration im Unterricht und das soziale Miteinander in den Pausen.“
Deshalb will das Ministerium nun den Schulen die Möglichkeit geben, durch klare Regeln ein Gleichgewicht zu finden, das sowohl die Nutzung als auch die Einschränkung von Handys sinnvoll reguliert.
Die Empfehlungen des Ministeriums
Besonders für die Grundschulen und die Primarstufe an Förderschulen empfiehlt das Ministerium, die Nutzung von Handys und Smartwatches auf dem gesamten Schulgelände zu verbieten. Diese Empfehlung zielt darauf ab, den jüngeren Schülerinnen und Schülern einen Schutzraum zu bieten, in dem sie sich ohne Ablenkung auf das Lernen und die sozialen Interaktionen konzentrieren können. In Ausnahmefällen, etwa bei medizinischen Gründen oder der Kommunikation mit Eltern, bleiben jedoch Sonderregelungen möglich.
Doch auch an weiterführenden Schulen soll das Thema Handynutzung nicht unbeachtet bleiben. Hier werden die Schulen angehalten, gemeinsam mit Lehrkräften, Schülern und Eltern passende Regeln zu entwickeln. Das Ministerium stellt hierfür eine exemplarische Handyordnung zur Verfügung, die als Grundlage für die individuelle Anpassung dienen kann.
Wichtig ist dem Ministerium, dass dieser Abstimmungsprozess partizipativ gestaltet wird. Die Schulen sollen nicht allein von oben herab Vorschriften erhalten, sondern ihre eigenen Regeln im Dialog mit allen Beteiligten festlegen. Lehrer, Schüler, Eltern und gegebenenfalls Schulsozialarbeiter werden in Arbeitsgruppen die aktuelle Handynutzung und die bestehenden Herausforderungen analysieren und auf dieser Grundlage verbindliche Vereinbarungen treffen.
„Demokratie erlernt man nicht allein aus dem Schulbuch – sie muss gelebt werden“, betont Ministerin Feller. Schülerinnen und Schüler, die aktiv in die Entwicklung der Regeln eingebunden sind, lernen so nicht nur Verantwortung zu übernehmen, sondern auch, Kompromisse zu finden und unterschiedliche Perspektiven zu berücksichtigen.
Ein weiteres Ziel dieser Maßnahme ist die Förderung von Medienkompetenz. Angesichts der allgegenwärtigen digitalen Welt ist es unerlässlich, dass Schülerinnen und Schüler nicht nur den Umgang mit modernen Technologien erlernen, sondern auch reflektieren, wann und warum der Einsatz von Handys sinnvoll ist. Es geht darum, das Bewusstsein für die Auswirkungen einer exzessiven Handynutzung zu schärfen und den Schülern die Möglichkeit zu geben, über ihr eigenes Medienverhalten nachzudenken.
„Die Schülerinnen und Schüler setzen sich kritisch mit ihrer eigenen Handynutzung auseinander“, so Feller. „Sie lernen, wann es sinnvoll ist, digitale Geräte zu nutzen und wann es besser ist, darauf zu verzichten.“
Der Übergang zu diesen neuen Regeln wird nicht über Nacht erfolgen. Es ist ein Prozess, der an jeder Schule individuell gestaltet wird. Ein wichtiger Bestandteil dieses Prozesses wird die Evaluation der neuen Regelungen sein. Nach einer festgelegten Testphase werden Rückmeldungen aus den Schulen eingeholt, um zu prüfen, ob die Regeln tatsächlich wirken und ob Anpassungen notwendig sind.
Das Ministerium kündigte an, die Entwicklung weiterhin genau zu beobachten und gegebenenfalls nachzujustieren. Sollte sich herausstellen, dass die neuen Regelungen nicht ausreichen oder dass eine landesweite gesetzliche Regelung erforderlich wird, ist man bereit, entsprechend nachzusteuern.
Die Einführung altersgerechter Regeln zur Handynutzung in Schulen ist ein wichtiger Schritt, um den Schülerinnen und Schülern den Umgang mit digitalen Medien näherzubringen. Es geht nicht darum, die Nutzung von Handys vollständig zu verbieten, sondern einen verantwortungsvollen und kontrollierten Umgang zu fördern. Dabei zeigt sich einmal mehr, wie wichtig es ist, alle Beteiligten in diesen Prozess einzubeziehen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, die sowohl die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler als auch die Anforderungen der Schule berücksichtigen.