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Lange Nacht der Bildung: Kontroverse um Israelhass und Antisemitismus

Die „Lange Nacht der Bildung“ an der Universität Münster sorgt für Kontroversen. Das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft wirft den Veranstaltern vor, Israelhass und Antisemitismus zu verbreiten.
Foto: Dom Fou auf Unsplash

Die geplante „Lange Nacht der Bildung“ der Fachschaften Politik und Soziologie an der Universität Münster steht im Mittelpunkt einer hitzigen Debatte. Das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft wirft den Veranstaltern vor, Personen eingeladen zu haben, die Terrorismus verharmlosen sowie Israelhass und Antisemitismus verbreiten. Sie befürchten eine „Lange Nacht des Israelhasses“ und fordern die finanziellen Förderer auf, ihre Unterstützung zurückzuziehen.

Junge Forum: Kritik und Forderungen

Das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft äußert scharfe Kritik an der Veranstaltung. Sie befürchten, dass die „Lange Nacht der Bildung“ zur Verbreitung von Israelhass und Antisemitismus beitragen könnte. Daher fordern sie die Sponsoren und Raumgeber auf, ihre Unterstützung zurückzuziehen und den Fachschaften die Nutzung der Räumlichkeiten zu untersagen.

Reaktion des AStA und Studierendenparlaments

Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Universität hat die Vorwürfe geprüft und den Fachschaften Politik und Soziologie untersagt, die Veranstaltung ohne Änderungen an der Rednerliste durchzuführen. Ein Beschluss des Studierendenparlaments zieht klare Grenzen gegen Antisemitismus und Israelhass. Bisher haben die Fachschaften jedoch nicht auf die Forderungen des AStA reagiert.

Umstrittene Redner und Gruppierungen

Besonders umstritten sind die Auftritte von Wieland Hoban und Jakob Reimann, die laut Jungen Forum für ihre Israelkritik und Verharmlosung von Terrorismus bekannt seien. Die Gruppierung „Students for Palestine“, deren Mitglieder laut des Jungen Forums weitgehend mit der als antisemitisch geltenden Gruppierung „Palästina Antikolonial“ identisch seien, soll ebenfalls sprechen. Diese Auswahl an Rednern hat für erhebliche Kontroversen gesorgt.

Hintergründe zu Jakob Reimann und Wieland Hoban

Jakob Reimann, der bis 2021 für die NachDenkSeiten schrieb, habe sich wiederholt kritisch gegenüber Israel geäußert. Er warf der israelischen Führung Staatsterrorismus vor. Bereits ein geplanter Auftritt in Augsburg im vergangenen Jahr sorgte für heftige Kritik der jüdischen Gemeinde. Zu Teherans Unterstützung von Milizen in Nahost schrieb Reimann in einem Beitrag, dies sei: „Irans einzige Rückversicherung, sich nicht in die lange Liste der vom westlichen Imperialismus überfallenen Staaten einzureihen (…).“.

Wieland Hoban, Vorsitzender der Organisation „Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“, soll auf der Veranstaltung über wachsenden Antisemitismus sprechen. Die Organisation wurde 2007 gegründet und setzt sich „für einen gerechten Frieden zwischen Palästina und Israel“ ein. Das Junge Forum wirft der Organisation jedoch vor, die Shoah zu verharmlosen und Teil der BDS-Kampagne zu sein.

Weitere beteiligte Gruppen

Ebenfalls scharfe Kritik übte das Junge Forum an den beteiligten Gruppen „Zora“ und „Waffen der Kritik“. Erstere soll nach den Terroranschlägen des 07. Oktober von einem „historischen Moment für Befreiungskämpfe weltweit“ gesprochen haben. Zudem solidarisierte sich die Gruppe in der Vergangenheit mit der mittlerweile verbotenen Samidoun-Gruppe.

„Waffen der Kritik“ soll hingegen in Berlin bei der Hörsaalbesetzung beteiligt gewesen sein. Diese geriet deutschlandweit in die Schlagzeilen, als jüdischen Studierenden der Zugang zur Uni verweigert wurde.

Rückzug der finanziellen Unterstützung

Der Förderverein des Instituts für Politikwissenschaften hat seine finanzielle Unterstützung für die Veranstaltung bereits zurückgezogen. Der Verein beschloss im Einvernehmen mit der Fachschaft, dass die Nacht in diesem Jahr eigenständig von der Fachschaft finanziert wird. Der Verein hatte erst am Wochenende über Instagram erfahren, wer bei der Veranstaltung reden soll.

Schlussfolgerung: Eine umstrittene Veranstaltung

Die „Lange Nacht der Bildung“ sorgt für hitzige Diskussionen an der Uni Münster. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickelt und ob die Fachschaften auf die Forderungen des AStA reagieren werden.

Hinweis: In einer früheren Version des Artikels schrieben wir: „Jakob Reimann, der bis 2021 für die verschwörungsideologischen Nachdenk-Seiten schrieb, hat sich wiederholt kritisch gegenüber Israel geäußert. Er bezeichnete die islamistische Hizbollah »Irans einzige Rückversicherung« gegen den »westlichen Imperialismus« und warf der israelischen Führung Terrorismus vor. Reimann wurde bereits im letzten Jahr in Augsburg ausgeladen.“

Zur Verdeutlichung haben wir die Passage bezüglich der Hisbollah und Milizen präzisiert. Die Veranstaltung in Augsburg wurde zwar abgesagt, aber laut Reimann digital nachgeholt. Auch haben wir den Vorwurf Reimanns Israel gegenüber von Terrorismus auf Staatsterrorismus präzisiert.