
Die Stadt Münster plant flächendeckende Zustandserfassung der Radwege, um Lücken in der bisherigen Kontrolle der Radinfrastruktur zu schließen. Das Vorhaben wurde am 7. Mai 2025 vom Ausschuss für Verkehr und Mobilität beschlossen. Ziel ist es, rund 425 Kilometer des Radverkehrsnetzes zu analysieren – mithilfe moderner Technologie. Durch den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) will die Stadt künftig Schäden, Engstellen und unzureichende Markierungen schneller erkennen und systematisch beheben. Damit rückt Münster einen weiteren Schritt näher an sein Ziel, den Radverkehr als zentrale Säule nachhaltiger Mobilität zu stärken.
Die Erfassung der Radwege soll nicht mehr wie bisher nur anlassbezogen erfolgen. Stattdessen werden Fahrräder mit Kameras ausgestattet, die während der Fahrt Bildmaterial sammeln. Diese Daten wertet eine KI anschließend automatisch aus. Sie erkennt etwa Schlaglöcher, verwitterte Markierungen, fehlende Beschilderungen oder bauliche Engstellen. Erste Tests fanden bereits Ende April 2025 entlang der Radwege des Promenadenrings statt. Sie dienten vor allem dem Training des KI-Systems und der Kalibrierung der Auswertung. Das Verfahren verspricht eine objektive und flächendeckende Bestandsaufnahme – eine Premiere für Münsters Radwege.
Das Projekt ist Teil des Programms „KI in der Straßenerhaltung“, das Münster gemeinsam mit der Stadt Herne und der EDGITAL GmbH durchführt. Dabei kann die Stadt auf Erfahrungen aus anderen kommunalen Infrastrukturerhebungen zurückgreifen. Während Fahrbahnen von Haupt- und Nebenstraßen in Münster bereits regelmäßig digital erfasst werden, waren Radwege bislang außen vor. Das soll sich nun ändern – mit einem innovativen Ansatz, der deutschlandweit Beachtung finden könnte. Münster positioniert sich damit als Modellkommune für intelligente Infrastrukturplanung im Radverkehr.
Die Kosten für die flächendeckende Zustandserfassung der Radwege liegen bei rund 98.000 Euro. Ein Förderantrag beim Land Nordrhein-Westfalen wurde gestellt. Die Stadt hofft auf eine Förderung von bis zu 80 Prozent. Wenn die Mittel bewilligt werden, könnte das Projekt noch in diesem Jahr starten. Spätestens 2026 soll es umgesetzt werden. Die Ergebnisse sollen nicht nur zur Instandhaltung beitragen, sondern auch als Grundlage für die langfristige Verkehrsplanung dienen. Münster will so nicht nur bestehende Mängel beseitigen, sondern auch künftige Investitionen gezielter steuern.