
Die katholische Kirche im Bistum Münster steht vor einer wichtigen Entscheidung. Seit dem Eintritt von Bischof Felix Genn in den Ruhestand im März 2025 ist das Amt des Bischofs unbesetzt. Die Suche nach einem geeigneten Nachfolger hat längst begonnen – und sie könnte sich über viele Monate hinziehen.
Die Resonanz auf den Aufruf zur Kandidatensuche ist groß. Mehr als 50 Namen wurden beim Domkapitel eingereicht. Gläubige, Geistliche und kirchliche Gremien konnten ihre Vorschläge einreichen. Jeder einzelne Name wird genau geprüft. Dabei geht es nicht nur um fachliche Kompetenz, sondern auch um spirituelle Eignung und Führungsstärke.
Ein historischer Schritt: Zum ersten Mal sind 16 Vertreterinnen und Vertreter des Diözesanrats – also Nicht-Geweihte – offiziell in den Auswahlprozess eingebunden. Gemeinsam mit dem Domkapitel beraten sie über mögliche Kandidaten. Damit öffnet sich die katholische Kirche im Bistum Münster für mehr Mitbestimmung und Beteiligung.
Alle Vorschläge gehen gebündelt an den Vatikan. Dort wird von der zuständigen Kongregation eine Dreierliste, das sogenannte Terna, erstellt. Diese Liste geht zurück an das Domkapitel, das daraus einen der Kandidaten wählt. Die formelle Ernennung erfolgt schließlich durch den Papst in Rom.
Die Abläufe der Bischofswahl basieren auf dem Preußenkonkordat, einem Vertrag zwischen dem Heiligen Stuhl und dem damaligen Freistaat Preußen. Dieses Konkordat gilt bis heute in den entsprechenden Regionen. Deshalb sind auch Bischöfe anderer Diözesen aus dem Konkordatsgebiet in den Prozess einbezogen.
Ein Aspekt, der den Auswahlprozess verzögern kann: Etwa 40 Prozent der Kandidaten lehnen die Berufung ab. Persönliche Gründe, gesundheitliche Bedenken oder die hohe Verantwortung führen dazu, dass viele Nein sagen. In diesem Fall muss eine neue Liste erstellt werden, der gesamte Prozess startet erneut.
Ein prominenter Name fehlt auf der Liste möglicher Nachfolger: Dompropst Hans-Bernd Köppen. Er hat sich bewusst gegen eine Kandidatur entschieden. Die Leitung eines Bistums sei mit großer Verantwortung verbunden, so seine Begründung. Seine Absage unterstreicht die Ernsthaftigkeit des Amtes.
Bis zur Ernennung eines neuen Bischofs leitet Antonius Hamers das Bistum Münster. Als Diözesanadministrator sorgt er für Stabilität und Kontinuität. Allerdings darf er keine langfristig bindenden Entscheidungen treffen. Seine Rolle ist klar geregelt: Verwaltung ja, Umbrüche nein.
Das Bistum Münster ist nicht nur traditionsreich, sondern auch eines der größten in Deutschland. Mit rund 1,63 Millionen Katholikinnen und Katholiken umfasst es fünf Regionen auf einer Fläche von 15.000 Quadratkilometern. Dazu gehören vier Regionen in Nordrhein-Westfalen sowie der Offizialatsbezirk Oldenburg in Niedersachsen. Die Wahl eines neuen Bischofs betrifft also viele Menschen – und hat große Bedeutung für die katholische Kirche in Deutschland.