Chronische Schmerzen sind für Betroffene eine große Belastung und beeinträchtigen die Lebensqualität erheblich. Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts litten in den vergangenen 12 Monaten 58% der Menschen in Deutschland mindestens einmal unter Rückenschmerzen. 23% leiden sogar mehrmals pro Woche unter Rückenschmerzen. Der Umgang mit chronischen Schmerzen ist jedoch nicht immer einfach. Dieser ausführliche Artikel erklärt, wie chronische Schmerzen entstehen, welche Formen es gibt und wie eine effektive Behandlung aussehen kann.
Chronische Schmerzen sind Schmerzen, die über einen Zeitraum von mindestens 3-6 Monaten immer wieder auftreten. Im Gegensatz zu akuten Schmerzen, die etwa durch eine Verletzung entstehen und in der Regel wieder abklingen, bleiben chronische Schmerzen bestehen und treten wiederholt auf.
Kennzeichnend ist, dass chronische Schmerzen sich oft von ihrer ursprünglichen Auslöser trennen. Das bedeutet, die eigentliche Ursache wie eine Verletzung oder Erkrankung ist ausgeheilt, der Schmerz selbst bleibt aber erhalten. Chronische Schmerzen können somit zur eigenständigen Erkrankung werden.
Es gibt verschiedene Formen chronischer Schmerzen. Hier eine Übersicht der häufigsten Varianten:
Diese chronischen Schmerzformen können die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken und den Alltag massiv belasten.
Chronische Schmerzen haben häufig nicht nur eine einzelne Ursache, sondern multiple Faktoren, die zusammenwirken. Laut der Schmerzexpertin Dr. Shahnaz Christina Azad vom Klinikum Großhadern spielen neben körperlichen Auslösern auch seelische Belastungen und soziale Faktoren eine bedeutende Rolle.
Körperliche Faktoren
Psychische Faktoren
Soziale Faktoren
Wenn akute Schmerzen über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben, können zudem Veränderungen im schmerzleitenden System erfolgen. Die Schmerzschwelle sinkt, Nerven feuern schon bei kleinen Reizen. Selbst wenn eine anfängliche Ursache wie ein Bandscheibenvorfall längst verheilt ist, bleibt der Schmerz weiterhin bestehen.
Bei anhaltenden Schmerzen sollten betroffene Patienten möglichst frühzeitig einen Arzt aufsuchen, um die Ursachen abzuklären. Folgende Untersuchungen können bei der Diagnose chronischer Schmerzen hilfreich sein:
An spezialisierten Schmerzzentren erfolgt die Diagnostik chronischer Schmerzen oft interdisziplinär. Neben Orthopäden und Neurologen sind hier auch Psychologen, Physiotherapeuten und weitere Experten beteiligt.
Die Behandlung chronischer Schmerzen erfolgt in der Regel multimodal. Es gibt keine Wunderpille, die alle Schmerzen dauerhaft beseitigt. Stattdessen müssen verschiedene Therapieansätze kombiniert werden:
Medikamente sollten immer unter ärztlicher Kontrolle und nicht zu lange eingenommen werden. Sie können wichtige Nebenwirkungen haben.
Regelmäßige Bewegung und gezieltes Training sind sehr wichtig bei chronischen Schmerzen. Physiotherapie hilft u.a. durch:
Da psychische Faktoren eine große Rolle bei chronischen Schmerzen spielen, sollte immer auch die psychologische Seite betrachtet werden:
Viele Patienten profitieren von sanften, alternativen Heilmethoden als Ergänzung:
Eine umfassende Schmerzbehandlung sollte interdisziplinär erfolgen. Neben Ärzten und Physiotherapeuten können weitere Experten einbezogen werden:
In spezialisierten Schmerzzentren arbeiten alle beteiligten Disziplinen eng zusammen.
Ein sehr wichtiger Aspekt ist das eigene Schmerzmanagement des Patienten. Betroffene sollten lernen, bestmöglich mit den Schmerzen umzugehen:
Damit akute Schmerzen möglichst nicht zu chronischen Schmerzen werden, ist eine frühzeitige Behandlung wichtig. Ärzte sollten das Chronifizierungsrisiko einschätzen und ihre Patienten umfassend aufklären.
Folgende Maßnahmen können einer Chronifizierung vorbeugen:
Chronische Schmerzen sind eine weit verbreitete Volkskrankheit und führen zu starken Beeinträchtigungen der Lebensqualität. Oft liegt kein einfacher körperlicher Auslöser mehr vor. Eine rein symptomorientierte Behandlung mit Schmerzmitteln ist meist nicht erfolgreich.
Stattdessen sollte die Therapie chronischer Schmerzen interdisziplinär und multimodal erfolgen. Neben medikamentösen und physikalischen Maßnahmen sind auch eine psychologische Schmerzbewältigung und Eigeninitiative des Patienten sehr wichtig.
Je früher eine ganzheitliche Schmerztherapie beginnt, desto besser sind die Erfolgschancen. Betroffene sollten sich rechtzeitig professionelle Hilfe holen und ihre Beschwerden nicht als unabänderlich akzeptieren. Geduld und Zuversicht sind wichtige Voraussetzungen, um die Lebensqualität trotz chronischer Schmerzen verbessern zu können.