Im Herbst 2010 verschwand der zehnjährige Mirco aus Grefrath in Nordrhein-Westfalen, ein Fall, der deutschlandweit für Aufsehen sorgte. Mirco besuchte einen Skatepark im nahegelegenen Ortsteil Oedt und wurde zuletzt gesehen, als er gegen 21 Uhr mit seinem Fahrrad nach Hause fuhr. Sein Verschwinden löste eine der größten Suchaktionen in der deutschen Geschichte aus, an der sich über 1000 Polizeibeamte beteiligten.
Die „Sonderkommission Mirco“ mit 80 Beamten wurde eingerichtet, um den Fall zu untersuchen. Trotz der Reinigung des Fahrrads durch die Finder konnten zahlreiche DNA-Spuren gesichert werden. Auch Mircos Kleidung und Mobiltelefon wurden gefunden, jedoch fehlte jede Spur von ihm. Die Polizei setzte spezielle Technologien ein, darunter Wärmebildkameras und Drohnen, und die Eltern appellierte im Fernsehen an den Täter.
Nach der Überprüfung von Tausenden von Fahrzeugen und Mobiltelefon-Verbindungsdaten wurde Olaf H., ein 45-jähriger Familienvater aus Schwalmtal, als Tatverdächtiger festgenommen. Er führte die Ermittler zur Leiche des Kindes, obwohl er im Prozess verschiedene Versionen der Ereignisse präsentierte. Olaf H., ein ehemaliger Telekom-Mitarbeiter, gab an, er habe den Jungen entführt und erdrosselt, aber bestritt, ihm ein Messer in den Hals gerammt zu haben. Er behauptete, das Motiv sei nicht sexuelle Frustration gewesen, sondern die Erkenntnis, dass er zu weit gegangen sei, um den Jungen laufen zu lassen. Während des Prozesses gab Olaf H. zu, dass es ihm um Macht und Erniedrigung ging, nicht um Sex. Er gab auch zu, dass er überlegt hatte, Sex mit dem Jungen zu haben, aber keine Erektion bekam. Die verschiedenen Geständnisse von Olaf H. machten es schwer, die genauen Umstände von Mircos Tod zu rekonstruieren.
Der Prozess begann am 12. Juli 2011 am Landgericht Krefeld. Olaf H. gestand die Tat und wurde wegen Mordes, sexuellen Missbrauchs und Freiheitsberaubung zu lebenslanger Haft mit Feststellung der besonderen Schwere der Schuld verurteilt. Das Urteil wurde später vom Bundesgerichtshof bestätigt.
Der Fall Mirco wurde im ZDF-Kriminalfilm „Ein Kind wird gesucht“ nachgezeichnet. Es entstand eine Kontroverse, da die Eltern des Jungen, Sandra und Reinhard Schlitter, im Film phasenweise als religiöse Sonderlinge dargestellt wurden. Sie waren Mitglieder einer freikirchlichen Pfingstgemeinde und gläubige Christen, aber laut vieler Aussagen keine sektiererischen Sonderlinge, wie im Film teilweise dargestellt.
Die Darstellung der Eltern im Film erschien vielen im Vergleich zur Wirklichkeit übertrieben, obwohl Sandra Schlitter in einem Interview sagte, sie könne „gut damit leben“ und dass der Film sich „im Großen und Ganzen“ an die Realität halte. Der Film basierte auf zwei Büchern, „Soko im Einsatz“ von Kriminalhauptkommissar Ingo Thiel und „Mirco: Verlieren. Verzweifeln. Verzeihen“ von den Eltern des Jungen selbst.