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Juana Barraza: Die Geschichte einer der berüchtigtsten Serienmörderinnen Mexikos

Juana Barazza, Mexiko
Juana Barazza, Quelle: Flickr, Shana Lewis

Zwischen 1998 und 2006 versetzte eine Serie von brutalen Morden an fast 50 älteren Frauen die Stadt Mexiko in Angst und Schrecken. Der Fall, der später als der der „Mataviejitas“ („Altfrauenmörderin“) bekannt wurde, brachte schließlich Juana Barraza, eine ehemalige Wrestlerin, als die Verantwortliche ans Licht. Ihre Verhaftung und die schockierenden Enthüllungen über ihr Leben und ihre Motive machten sie zu einer der bekanntesten Serienmörderinnen in der Geschichte Mexikos.

Die Opfer und die Täterin

Die Mordserie begann Ende der 1990er Jahre. Die Opfer waren stets Frauen im Alter zwischen 70 und 90 Jahren, die alleine lebten. Die Taten waren grausam: Die Mörderin erstickte ihre Opfer mit Gegenständen wie Telefonkabeln, Gürteln oder Kleidungsstücken. Oft wurden die Leichen in ihren Wohnungen gefunden, manchmal mit Spuren eines Kampfes, die auf die verzweifelte Gegenwehr der Opfer hinwiesen.

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Barraza nutzte ihre Körperkraft, um ihre Opfer zu überwältigen, und in einigen Fällen fanden Ermittler Hinweise darauf, dass die Mörderin wahllos Gegenstände aus der Umgebung verwendete, um die Frauen zu töten. Ein besonders grausamer Fall betraf eine 85-jährige Frau, die mit einem Stethoskop erdrosselt wurde. In anderen Fällen war die Todesursache strangulierender Druck, oft mit Seilen oder Schnüren, die zufällig in den Wohnungen der Opfer gefunden wurden. Diese Details zeichneten ein Bild von Brutalität und kalter Berechnung.

Barraza gab sich in vielen Fällen als Krankenschwester oder Sozialarbeiterin aus, um das Vertrauen ihrer Opfer zu gewinnen. Sie nutzte Programme der Stadt Mexiko, die darauf abzielten, älteren Menschen Unterstützung zu bieten, als Tarnung, um Zugang zu den Wohnungen der Opfer zu erhalten. Sobald sie drinnen war, überraschte sie die Frauen, überwältigte sie mit Gewalt und nahm oft Wertsachen mit.

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Juanas tragische Vergangenheit

Juana Barraza wurde 1957 (nach anderen Quellen 1958) in bescheidenen Verhältnissen in Pachuca, Mexiko, geboren. Ihr Vater verließ die Familie kurz nach ihrer Geburt, und ihre Mutter, die alkoholabhängig war, misshandelte sie regelmäßig. Mit gerade einmal 12 Jahren verkaufte ihre Mutter sie an einen Mann im Austausch für drei Bier. Juana wurde von ihrem Entführer vergewaltigt und schwanger. Die Geburt ihres ersten Kindes prägte sie nachhaltig.

Diese traumatischen Erfahrungen ließen in Juana eine tiefe Wut gegenüber ihrer Mutter und Frauen im Allgemeinen wachsen. Als Erwachsene versuchte sie, ein normales Leben zu führen, heiratete mehrmals und bekam insgesamt vier Kinder. Doch finanzielle Probleme und der Tod ihres ältesten Sohnes in einer Straßenschlägerei brachten sie an ihre emotionalen Grenzen.

Vom Wrestling zum Mord

Juana fand Zuflucht in der Welt des Wrestlings, wo sie sich als „La Dama del Silencio“ einen Namen machte. Doch eine schwere Verletzung zwang sie, ihre Karriere aufzugeben. Der Verlust der Anerkennung, die sie im Ring erfahren hatte, verstärkte ihre inneren Konflikte.

Ab den späten 1990er Jahren begann sie, ihren Zorn an älteren Frauen auszulassen. Die Wahl ihrer Opfer war kein Zufall: Sie projizierte ihre Wut auf Frauen, die sie an ihre Mutter erinnerten. Ihre Morde waren eine Form von Vergeltung für die Misshandlungen, die sie in ihrer Kindheit erlitten hatte.

Die Jagd auf die „Mataviejitas“

Die mexikanische Polizei tat sich schwer, die Mordserie zu verstehen und aufzuklären. Zunächst konzentrierten sich die Ermittlungen auf männliche Verdächtige und Personen aus der LGBTQ+-Community. Die Medien schürten Panik, und zahlreiche Unschuldige wurden verhaftet, darunter eine Krankenschwester und ein Straßenhändler. Doch die Morde gingen weiter.

Am 25. Januar 2006 machte die Polizei schließlich einen entscheidenden Schritt. Nachdem Juana Barraza ein weiteres Opfer, Ana María de los Reyes, ermordet hatte, wurde sie von einem Nachbarn der Toten auf frischer Tat ertappt. Die Polizei verhaftete sie noch am selben Tag.

Prozess und Verurteilung

Während ihres Prozesses gestand Juana nur den letzten Mord, doch die Beweise, darunter Fingerabdrücke, verbanden sie mit mindestens 16 weiteren Taten. 2008 wurde sie zu 759 Jahren Haft verurteilt. Die übrigen Morde, die ihr zugeschrieben werden, konnten nicht zweifelsfrei bewiesen werden, doch die Mordserie endete mit ihrer Verhaftung.

Ein Leben hinter Gittern

Seit ihrer Inhaftierung bleibt Juana Barraza eine kontroverse Figur. Sie behauptet weiterhin, nicht alle ihr zur Last gelegten Taten begangen zu haben. Ihre Geschichte inspiriert bis heute Lieder, Serien und Dokumentationen. Doch für die Familien der Opfer bleibt sie vor allem eine skrupellose Mörderin, deren Taten eine ganze Stadt traumatisierten.

Die „Mataviejitas“ wird den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbringen. Ihr Fall ist ein grausames Zeugnis für die Abgründe der menschlichen Psyche und die langfristigen Auswirkungen von Missbrauch und Trauma.