Am 22. März 2023, wurde ein bedeutsames Urteil gefällt, das aus einem tragischen Ereignis am Rande des Christopher Street Days (CSD) in Münster resultierte. Nuradi A., ein junger Mann mit tschetschenischer Herkunft, erhielt eine fünfjährige Jugendstrafe für die tödliche Verletzung von Malte C., einem 25-jährigen Transmann. Dieses Urteil markiert den traurigen Höhepunkt eines Konflikts, der am 27. August 2022 während einer Feier der Diversität und Toleranz eskalierte.
Während des CSD, einer Veranstaltung, die die Rechte von LGBTQ+-Personen fördert und gegen Diskriminierung kämpft, fanden sich etwa 10.000 Menschen in Münster ein. Unter ihnen war Nuradi A., der in diesem fröhlichen und bunten Umfeld zunehmend aggressives Verhalten zeigte. Am Hafenplatz begann er, CSD-Teilnehmende queerfeindlich zu beleidigen, ein Akt, der die Aufmerksamkeit von Malte C. erregte.
Malte, der als Beschützer agierte, forderte Nuradi A. auf, sein verletzendes Verhalten zu unterlassen. Diese Konfrontation eskalierte rasch, als Nuradi A., getrieben von unkontrollierter Wut und möglicherweise verstärkt durch Alkoholeinfluss, Malte direkt und ohne Vorwarnung angriff. Er landete einen wuchtigen Schlag im Gesicht von Malte C., der mit dem Hinterkopf hart auf dem gepflasterten Boden aufschlug. Dieser Aufprall verursachte ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, welches einige Tage später, am 2. September 2022, Maltes Tod zur Folge hatte.
Die gerichtliche Untersuchung des Falls brachte tiefer liegende Problematiken zum Vorschein. Obwohl initial angenommen wurde, dass die Tat aus einer queerfeindlichen Einstellung heraus begangen wurde, ließ sich dieser Zusammenhang rechtlich nicht eindeutig belegen. Vielmehr offenbarte die Verhandlung die komplexen persönlichen Konflikte von Nuradi A., der mit seiner eigenen sexuellen Identität in einem gesellschaftlich repressiven Umfeld rang. Sein Geständnis im Gericht war ein seltener Moment der Offenheit, der die Schwierigkeiten, mit denen er sich konfrontiert sah, unterstrich.
Das Urteil von fünf Jahren Jugendstrafe und die Anordnung zur Unterbringung in einer Entziehungsanstalt wurden kontrovers aufgenommen. Einige sahen darin eine notwendige Konsequenz für die Tat, während andere die Strafe als unzureichend für den Verlust eines Lebens ansahen. Das Gericht begründete seine Entscheidung mit dem Fehlen eines nachweisbaren Tötungsvorsatzes und berücksichtigte die persönliche Geschichte und Problematik des Täters.
Die Fall um Malte C. und die folgenden gerichtlichen Entscheidungen werfen ein Schlaglicht auf die Komplexität von Gewalttaten innerhalb der LGBTQ+-Gemeinschaft und darüber hinaus. Sie hinterfragen, wie Justiz und Gesellschaft mit derartigen Konflikten umgehen und mahnen an, dass der Kampf gegen Diskriminierung und für Toleranz weiterhin von größter Bedeutung ist.