
Der Regierungsbezirk Münster ist einer der fünf Regierungsbezirke des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen und liegt im nördlichen Teil des Landes. Er erstreckt sich über eine Fläche von rund 6.918 Quadratkilometern und hat etwa 2,65 Millionen Einwohner (Stand 2023). Die Region umfasst das Münsterland sowie Teile des nördlichen Ruhrgebiets und vereint damit ländliche Gebiete mit städtischen Ballungsräumen. Verwaltungssitz und namensgebende Großstadt ist Münster. Im Folgenden bietet dieser Artikel einen Überblick über Geografie, Geschichte, Verwaltung, Wirtschaft, Bildung, Kultur, Natur, Tourismus und Infrastruktur des Regierungsbezirks Münster.
Der Regierungsbezirk Münster liegt im äußersten Norden von Nordrhein-Westfalen. Im Norden grenzt er an das Bundesland Niedersachsen und im Westen an die Niederlande; innerhalb Nordrhein-Westfalens grenzen die Regierungsbezirke Detmold im Osten, Arnsberg im Süden und Düsseldorf im Südwesten an. Die Region umfasst zum größten Teil das Münsterland – eine überwiegend flache Parklandschaft mit landwirtschaftlicher Prägung – und im Südwesten die Emscher-Lippe-Region als nördlichen Teil des Ruhrgebiets mit entsprechend hoher Bevölkerungsdichte und Urbanisierung.
Die landschaftliche Struktur reicht von weitläufigen Niederungen und Ebenen im Westen bis zu den Ausläufern des Teutoburger Waldes im Nordosten. Die höchste Erhebung des Bezirks ist der Westerbecker Berg (236 m ü. NN) in der Gemeinde Lienen (Kreis Steinfurt), während weite Teile des Münsterlandes nur wenig über dem Meeresspiegel liegen. Insgesamt bietet die Region ein abwechslungsreiches Relief, das von Flüssen wie der Ems und Lippe durchzogen wird, allerdings ohne hohe Berge oder größere Gewässer.
Vor 1815 war das Gebiet des heutigen Regierungsbezirks Münster auf verschiedene Territorien verteilt, darunter das Hochstift Münster, mehrere Grafschaften (z.B. Tecklenburg) und das kurkölnische Vest Recklinghausen. Nach dem Wiener Kongress 1815 gliederte das Königreich Preußen diese Region in die Provinz Westfalen ein und richtete 1816 den Regierungsbezirk Münster als neue Verwaltungseinheit ein.
Bis 1946 gehörte der Regierungsbezirk zur preußischen Provinz Westfalen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er Teil des neu gegründeten Landes Nordrhein-Westfalen und blieb als mittlere Verwaltungsebene bestehen. Eine kommunale Gebietsreform im Jahr 1975 führte zur Neugliederung der Kreise und Gemeinden: Dabei entstanden die heutigen fünf Kreise und drei kreisfreien Städte im Regierungsbezirk Münster, und viele kleine Gemeinden wurden zu größeren Einheiten zusammengelegt. Trotz dieser Veränderungen besteht der Regierungsbezirk Münster als Verwaltungsbezirk seit über 200 Jahren und blickt auf eine entsprechend lange Verwaltungstradition zurück.
Der Regierungsbezirk Münster bildet eine mittlere Verwaltungsebene zwischen der Landesregierung Nordrhein-Westfalens und den Kommunen. An seiner Spitze steht ein Regierungspräsident (mit Sitz der Bezirksregierung in Münster), der die staatliche Verwaltung in der Region leitet und die Landespolitik vor Ort umsetzt. Das Gebiet ist in fünf Kreise – Borken, Coesfeld, Recklinghausen, Steinfurt und Warendorf – sowie drei kreisfreie Städte (Münster, Gelsenkirchen und Bottrop) gegliedert. Insgesamt umfasst der Bezirk 78 Städte und Gemeinden. Zur politischen Mitwirkung besteht ein Regionalrat, in dem Vertreter der Kreise und Städte der Region eingebunden sind und der bei wichtigen regionalen Planungen und Entscheidungen beratend mitwirkt.
Die Wirtschaftsstruktur im Regierungsbezirk Münster ist vielfältig und von regionalen Unterschieden geprägt. Im Münsterland dominieren mittelständische Betriebe, Handwerk und eine starke Landwirtschaft, während in der Emscher-Lippe-Region (dem Ruhrgebietsteil des Bezirks) traditionell die Industrie beheimatet war – insbesondere der Bergbau und die chemische Industrie – die sich heute im Strukturwandel befinden. Insgesamt zeichnet sich die Region durch eine hohe wirtschaftliche Dynamik aus: Zahlreiche innovative Unternehmen, etwa in den Bereichen Maschinenbau, Chemie (zum Beispiel im Chemiepark Marl) oder Nahrungsmittelverarbeitung, sorgen für Wachstum und Beschäftigung. Die Stadt Münster fungiert als bedeutendes Verwaltungs-, Handels- und Dienstleistungszentrum (unter anderem mit Versicherungen, Universitäten und Medien), während Städte wie Gelsenkirchen und Bottrop verstärkt auf neue Technologien, Logistik und Dienstleistungen setzen. Insgesamt gehört der Regierungsbezirk Münster zu den wirtschaftsstarken Regionen des Landes, was sich in einer insgesamt guten Beschäftigungslage und hohen Exportquoten vieler Unternehmen widerspiegelt. Allerdings zeigen sich innerhalb der Region Unterschiede: Die ländlichen Kreise verzeichnen oft niedrigere Arbeitslosenquoten als die ehemaligen Bergbaustädte im Ruhrgebiet.
Der Regierungsbezirk Münster ist ein bedeutender Bildungsstandort in Nordrhein-Westfalen. In der Stadt Münster befindet sich mit der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) eine der größten und renommiertesten Universitäten Deutschlands mit über 40.000 Studierenden. Ebenfalls in Münster angesiedelt sind die FH Münster (Fachhochschule Münster) mit rund 15.000 Studierenden sowie mehrere weitere Hochschulen und Akademien, etwa für Kunst, Musik und Theologie. Auch im nördlichen Ruhrgebiet gibt es wichtige Hochschulstandorte: Die Westfälische Hochschule unterhält Standorte in Gelsenkirchen, Bocholt und Recklinghausen und bietet vor allem technische und wirtschaftliche Studiengänge an, und die Hochschule Ruhr West hat einen Campus in Bottrop. Darüber hinaus ist die Region Heimat zahlreicher Berufsbildungszentren, Berufskollegs und allgemeinbildender Schulen. Die Bildungsinfrastruktur gilt als gut ausgebaut – von Grundschulen über weiterführende Schulen bis zur dualen Ausbildung – und sorgt für einen stetigen Nachschub an qualifizierten Fachkräften. Viele junge Menschen aus der ganzen Bundesrepublik kommen zum Studium oder zur Ausbildung in den Regierungsbezirk Münster.
Die Region verfügt über ein reiches kulturelles Erbe und vielfältige Sehenswürdigkeiten. In Münster, dem historischen und kulturellen Zentrum, prägen der Prinzipalmarkt mit seinen prächtigen Giebelhäusern, der gotische St.-Paulus-Dom und das historische Rathaus (bekannt durch den Friedenssaal, in dem 1648 der Westfälische Friede zum Ende des Dreißigjährigen Krieges geschlossen wurde) das Stadtbild. Zahlreiche Museen wie das LWL-Museum für Kunst und Kultur oder das Picasso-Museum, Theater und eine lebendige Musikszene unterstreichen Münsters Bedeutung als Kulturmetropole im Norden Westfalens.
Überregional bekannt ist das Münsterland als „Land der 100 Schlösser“: Zahlreiche Wasserschlösser, Burgen und Herrensitze prägen die Kulturlandschaft. Zu den herausragenden Beispielen zählen das barocke Schloss Nordkirchen (oft als „Westfälisches Versailles“ bezeichnet), die malerische Burg Vischering in Lüdinghausen und die Burg Hülshoff bei Havixbeck, das Geburtshaus der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. Auch kleinere historische Altstädte wie Tecklenburg im Tecklenburger Land, mit seiner Burganlage und Fachwerkhäusern, sind beliebte Ausflugsziele. Im Ruhrgebietsteil der Region zeugen Industriedenkmäler und umgestaltete Bergbauhalden von der industriellen Vergangenheit. So bietet beispielsweise die Halde Hoheward bei Herten – eine begrünte ehemalige Abraumhalde mit dem Kunst-Objekt „Horizontobservatorium“ auf dem Gipfel – heute einen ungewöhnlichen Aussichtspunkt und Veranstaltungsort. Darüber hinaus besitzt der Regierungsbezirk eine aktive Kulturszene mit regelmäßigen Veranstaltungen. Zu nennen sind etwa die Ruhrfestspiele in Recklinghausen, eines der ältesten Theaterfestivals Europas, oder die international beachteten Skulptur Projekte in Münster, die alle zehn Jahre zeitgenössische Kunst in den öffentlichen Raum der Stadt bringen.
Der Regierungsbezirk Münster bietet auch landschaftlich viel Sehenswertes und weist zahlreiche wertvolle Naturräume auf. Große Teile des Münsterlandes sind von einer grünen Parklandschaft geprägt – so wird die kleinteilige Kulturlandschaft aus Wiesen, Feldern, Hecken und kleinen Wäldchen genannt, die typisch für die Region ist. Es existieren zwei Naturparks im Bezirksgebiet: der Naturpark Hohe Mark im Westen (er streckt sich vom Westmünsterland bis ins nördliche Ruhrgebiet und umfasst Wälder, Heidegebiete und Seen wie den Halterner Stausee) sowie im Nordosten ein Anteil am Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge, der die Hügel des Tecklenburger Landes einschließt.
Zahlreiche Naturschutzgebiete bewahren seltene Tier- und Pflanzenarten. So beherbergt zum Beispiel das Zwillbrocker Venn an der niederländischen Grenze die nördlichste Flamingo-Kolonie Europas – wild lebende rosa Flamingos brüten dort jeden Frühling in einem Moor- und Feuchtwiesengebiet. Die Rieselfelder Münster nördlich der Stadt Münster sind ein international bedeutsames Vogelschutzgebiet, das unzähligen Wasservögeln als Rast- und Brutplatz dient. Im Merfelder Bruch bei Dülmen lebt zudem eine Herde von rund 400 Dülmener Wildpferden – es ist die einzige wild lebende Pferdeherde in Deutschland und eine der letzten in Europa, ein einzigartiges Naturdenkmal. Die abwechslungsreiche Naturlandschaft lädt zu Aktivitäten wie Wandern, Radfahren oder Vogelbeobachtung ein und trägt erheblich zur Lebensqualität in der Region bei.
Der Regierungsbezirk Münster ist bei Touristen und Ausflüglern aufgrund seiner vielfältigen Freizeitmöglichkeiten und Attraktionen beliebt. Besonders der naturnahe Tourismus spielt eine große Rolle: Das Münsterland gilt als Paradies für Radfahrer, mit einem dichten Netz gut ausgebauter Radwege durch die flache Landschaft. Beliebte Routen wie die 100-Schlösser-Route (eine rund 960 km lange Rundtour) führen vorbei an historischen Schlössern und Burgen und bieten eine ideale Kombination aus Kultur und Natur. Auch Wanderer finden attraktive Ziele – etwa in den hügeligen Gebieten des Tecklenburger Landes oder entlang der Flussauen von Ems und Lippe. Zahlreiche Reitwege machen die Gegend außerdem für Pferdeliebhaber interessant (die Kreisstadt Warendorf trägt den Beinamen „Stadt des Pferdes“ wegen der dort ansässigen Reitsportinstitutionen).
Für Familien und Freizeitfans bietet die Region ebenfalls viele Möglichkeiten: In Münster lädt der Allwetterzoo ganzjährig zum Tiererlebnis ein, und in Gelsenkirchen befindet sich mit der ZOOM Erlebniswelt einer der modernsten zoologischen Gärten Deutschlands. In Bottrop-Kirchhellen lockt der Freizeitpark Movie Park Germany mit Achterbahnen und Shows. Auch weitere Erlebnisorte wie Kletterparks, Museen zum Anfassen (z.B. Mitmach-Museen) oder öffentliche Badeseen sind im Regierungsbezirk zu finden. Sport- und Fußballbegeisterte schätzen zudem die Veltins-Arena in Gelsenkirchen (Heimat des FC Schalke 04 und Veranstaltungsort großer Events). Darüber hinaus gibt es das ganze Jahr über Veranstaltungen – von traditionellen Stadtfesten und Schützenfesten in den Gemeinden bis zu überregional bedeutsamen Ereignissen wie dem Send (Volksfest) in Münster. Diese Mischung aus Naturerlebnis, sportlicher Aktivität, Kultur und Unterhaltung macht den Reiz des Tourismus- und Freizeitangebots im Regierungsbezirk Münster aus.
Die Verkehrsinfrastruktur im Regierungsbezirk Münster ist gut ausgebaut und bindet die Region sowohl national als auch international an. Mehrere Autobahnen durchqueren das Gebiet und sorgen für schnelle Verbindungen in alle Himmelsrichtungen. Zu den wichtigsten zählen die Autobahn 1 (A1), die als Nord-Süd-Achse von der niederländischen Grenze über Münster weiter Richtung Ruhrgebiet und Rheinland führt, die Autobahn 2 (A2) im Süden des Bezirks als wichtige Ost-West-Strecke zwischen dem Ruhrgebiet und Berlin, die Autobahn 31 (A31) im Westen, welche das Münsterland direkt mit der Nordseeküste verbindet, sowie die Autobahn 43 (A43) von Münster ins Ruhrgebiet. Ergänzt wird das Straßennetz durch gut ausgebaute Bundes- und Landstraßen, die auch kleinere Orte erschließen.
Auch auf der Schiene ist die Region hervorragend angebunden. Münster ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt mit einem Hauptbahnhof, der regelmäßig von InterCity- und ICE-Zügen angefahren wird (unter anderem auf den Verbindungen Hamburg–Ruhrgebiet–Köln sowie Münster–Berlin). Die anderen größeren Städte im Bezirk – etwa Gelsenkirchen, Recklinghausen und Bottrop – sind in das dichte S-Bahn- und Regionalbahnnetz des Rhein-Ruhr-Gebiets eingebunden, sodass schnelle Zugverbindungen innerhalb der Metropolregion bestehen. Regionale Expresszüge und Regionalbahnen verknüpfen zudem Münster und die umliegenden Mittelzentren mit den Nachbarregionen (z.B. Richtung Osnabrück, Enschede oder Dortmund). Den öffentlichen Nahverkehr ergänzen gut ausgebaute Busnetze, die auch ländliche Gemeinden an die nächstgrößeren Städte anbinden. Innerhalb der Städte – insbesondere in Münster – spielt zudem das Fahrrad als Verkehrsmittel eine wichtige Rolle, unterstützt durch fahrradfreundliche Infrastruktur.
Für den überregionalen und internationalen Verkehr steht im Bezirk der Flughafen Münster/Osnabrück (FMO) in Greven zur Verfügung. Dieser Regionalflughafen bietet Linien- und Charterverbindungen zu Zielen im In- und Ausland (vor allem innerhalb Europas, z.B. nach Mallorca, London oder in die Türkei). Größere internationale Flughäfen wie Düsseldorf oder Frankfurt sind über die Autobahn bzw. per Zug ebenfalls erreichbar. Schließlich verlaufen bedeutende Binnenwasserstraßen durch die Region: Der Dortmund-Ems-Kanal und der Rhein-Herne-Kanal führen durch Teile des Regierungsbezirks und verbinden das Ruhrgebiet sowie den Hafenstandort Münster mit den Seehäfen am Rhein und an der Nordsee. Dadurch ist die Region auch an den Gütertransport per Schiff angebunden, was für die Wirtschaft – etwa den Industrie- und Chemieanlagen entlang dieser Kanäle – von Bedeutung ist.