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Versteckt in Beton: Die geheimen Bunker von Münster aus dem Zweiten Weltkrieg

Bunker in Münster aus dem Zweiten Weltkrieg sind bis heute sichtbare Zeugnisse des Luftkriegs. Während des Zweiten Weltkriegs wurden in Münster zahlreiche Luftschutz-Bunker – sowohl oberirdische Hochbunker als auch unterirdische Anlagen – errichtet, um der Zivilbevölkerung Schutz vor Bombenangriffen zu bieten. Diese massiv aus Beton gebauten Schutzräume prägten einst das Stadtbild und einige von ihnen existieren noch heute. Der folgende Artikel gibt einen Überblick über die verschiedenen Bunker in Münster, ihre historische Nutzung im Zweiten Weltkrieg und ihren heutigen Zustand. Dabei werden oberirdische Bunker ebenso betrachtet wie unterirdische Anlagen und es wird beleuchtet, wie diese Relikte heute genutzt oder als Denkmäler erhalten werden. Historischer Hintergrund: Luftschutz in Münster im Zweiten Weltkrieg Münster war im Zweiten Weltkrieg als Gauhauptstadt von Westfalen-Nord und Sitz des Luftgaukommandos ein strategisch wichtiger Standort. Entsprechend wurde die Stadt häufig Ziel alliierter Luftangriffe. Zwischen 1940 und 1945 heulten in Münster über 1.100 Fliegeralarme, und die Bevölkerung suchte Schutz in den Bunkern. Insgesamt wurden in der Stadt rund zehn große Luftschutzbunker gebaut. Die meisten dieser Betonkolosse entstanden ab 1941/42, als der Luftkrieg an Intensität zunahm. Ihre Wände waren bis zu zwei Meter dick und die Decken etwa 1,4 Meter stark, um den Bombentreffern standzuhalten. Viele Münsteraner Bunker wurden von dem Architekten Edmund Scharf entworfen und verfügten über besondere Tarnmaßnahmen. Um aus der Luft weniger als militärische Ziele erkennbar zu sein, passte man das Erscheinungsbild der Bunker an zivile Gebäude oder historische Bauwerke an. So integrierten sich einige Bauten erstaunlich gut ins Stadtbild und sollten auf den ersten Blick nicht wie Bunker wirken. Dieser Aspekt der Tarnung zeigt sich an mehreren Beispielen in Münster. Oberirdische Bunker in Münster und ihre Tarnung Oberirdische Hochbunker (auch „Hochbauten“ genannt) prägten das damalige Stadtbild. Jeder dieser Bunker sah anders aus, da sie jeweils als zivile Gebäude getarnt geplant waren. Ein markantes Beispiel ist der Hochbunker an der Lazarettstraße: Dieser 1940/41 errichtete Bunker wurde äußerlich wie eine mittelalterliche Festung gestaltet, mit Zier-Rundtürmen, einer Zugangsbrücke und einem umliegenden Graben als Anspielung auf eine Burganlage. Wer den massivem Ziegelbau mit den bewachsenen Türmen sieht, könnte ihn für ein altes Fort halten – genau dieser Eindruck war beabsichtigt. Tatsächlich verbarg der Lazarettbunker hinter seinen Fassaden einen Schutzraum für bis zu 530 Menschen. Im Inneren ist die originale Ausstattung aus Kriegszeiten weitgehend erhalten, was ihn heute zu einem authentischen Zeitzeugnis macht. Ein weiteres Beispiel für kreative Tarnung war der Hochbunker an der Von-Kluck-Straße. Dieser fünfstöckige Bunker – der höchste in Münster – wurde 1942/43 auf dem Schulhof der Marienschule gebaut. Seine Fassade war als griechischer Tempel konzipiert, komplett mit Pfeiler-Andeutungen, um das militärische Aussehen zu verschleiern. Trotz dieser Tarnung erhielt der Von-Kluck-Bunker am 18. November 1944 einen Bombentreffer, überstand ihn jedoch ohne gravierende Schäden. Auf dem Dach dieses Hochbunkers befand sich sogar eine Flak-Stellung zur Luftverteidigung. Mit Platz für rund 2.000 Menschen zählte der Bunker zu den größten Schutzbauten der Stadt. Auch andere Hochbunker in Münster erhielten individuelle Gestaltungen: So sollte der Bunker am Hermannstadtweg ursprünglich ein Satteldach mit Wandmalereien im Heimatschutzstil bekommen. Zwar wurde die Tarn-Fassade dort nicht vollendet, doch auch dieser Betonbau hebt sich äußerlich von einem rein militärischen Aussehen ab. Insgesamt zeigt die Tarnung der Münsteraner Bunker, wie die NS-Bauplanung versuchte, die Luftschutzbauten in das städtische Umfeld einzupassen und gegnerische Bomber zu täuschen. Beispiele erhalten gebliebener Hochbunker und ihre heutige Nutzung Trotz Kriegsende und späterem Stadtumbau sind einige der großen Hochbunker Münsters bis heute erhalten. Drei ehemalige Bunker stehen sogar unter Denkmalschutz. Zu diesen gehört der bereits erwähnte Lazarettstraßen-Bunker, der sich im Besitz der Stadt Münster befindet und wegen seiner historischen Bedeutung als Baudenkmal gilt. Ein weiterer denkmalgeschützter Bunker ist der sogenannte Schützenhofbunker an der Wörthstraße im Südviertel. Dieser langgestreckte Bunker (ca. 61 m lang, 14,5 m breit, knapp 10 m hoch) wurde 1941/42 erbaut. Bei einem Bombentreffer im November 1944 wurde seine Decke beschädigt; die Druckwelle tötete 68 Menschen, die im Inneren Schutz gesucht hatten. Eine Gedenktafel an der Außenwand erinnert heute an diese Opfer. Nach dem Krieg erhielt der Schützenhofbunker eine neue Nutzung: In den vergangenen Jahren wurde der massive Bau privat umgebaut und enthält jetzt rund 38 Mietwohnungen auf etwa 1.600 Quadratmetern Fläche. Von außen ist die wuchtige Betonstruktur noch deutlich erkennbar, doch moderne Fenster und ein aufgesetztes Dachgeschoss zeigen die Wohnnutzung an. Dieser Umbau demonstriert eindrucksvoll, wie ein ehemaliger Luftschutzbunker in Münster erfolgreich in Wohnraum umgewandelt wurde – ohne seine geschichtliche Substanz ganz zu verlieren. Die Öffentlichkeit hat allerdings normalerweise keinen Zutritt, da es sich um Privatbesitz handelt. Ebenfalls noch vorhanden ist der Hochbunker am Hermannstadtweg (Geistviertel). Dieses 1941/42 errichtete Bauwerk mit ca. 2 Meter dicken Wänden umfasste einst 106 Räume. Anders als viele andere Bunker wurde er nicht abgerissen, sondern bereits seit Anfang der 1950er zivil genutzt. Heute befindet sich der Bunker Hermannstadtweg im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) und beherbergt diverse Künstlerateliers, Proberäume und Werkstätten. Unter anderem hat der Künstler Andreas Rosenthal dort seit rund 40 Jahren sein Atelier eingerichtet. Äußerlich ist der unverputzte Betonbau noch als solcher erkennbar, da das geplante Satteldach nie komplett fertiggestellt wurde. Trotzdem fügt sich der ehemalige Bunker inzwischen unauffällig ins Viertel ein, da er von Gewerbe und Kreativnutzung belebt wird. Ein ungewöhnliches Nachkriegs-Schicksal hatte ein Hochbunker im Stadtteil St. Mauritz. Dieser Bunker wurde nach 1945 in ein Schulgebäude umgewandelt und lange Zeit umgangssprachlich als „Bunkerschule“ bezeichnet. Ab 1949 diente er zunächst provisorisch als Volksschule, woraus später die Margaretenschule hervorging. Das massive Gebäude wurde teils entfestigt (entmilitarisiert) und mit Fenstern versehen, sodass es schließlich das Aussehen einer „etwas wehrhaften Unterrichtsstätte“ bekam. Bis heute wird es als Schulhaus genutzt und steht – ebenso wie der Lazarett- und der Schützenhofbunker – unter Denkmalschutz. Dieses Beispiel zeigt, wie flexibel die Stadt Münster nach dem Krieg mit den Bauten umging: Aus einem Ort des Schutzes vor Bomben wurde ein Ort des Lernens für Kinder. Nicht alle Bunker haben indes überdauert. Einige der ehemals zehn Anlagen wurden im Laufe der Jahrzehnte abgerissen oder stehen leer. Ein Hochbunker an der Emsstraße (Ecke Elbestraße, im Mauritzviertel), bekannt als „Emsbunker“, blieb viele Jahre ungenutzt und diente zeitweise als Lagerraum. Kürzlich wurde er von einem Investor gekauft, komplett zurückgebaut und abgerissen, um Platz für Neubauwohnungen zu schaffen. An seiner Stelle entstehen bis 2027 moderne Wohngebäude. Dieses Schicksal zeigt, dass die Zukunft mancher Bunker auch der städtebaulichen Entwicklung weichen muss, wenn keine schützende Denkmaleinstufung vorliegt. Unterirdische Bunker und Luftschutzkeller Neben den auffälligen Hochbunkern gab es in Münster auch unterirdische Luftschutzanlagen. Die bedeutendste darunter befindet sich unter dem Hauptbahnhof Münster. In den Jahren 1941/42 ließ die Deutsche Reichsbahn direkt unter dem Bahnhof einen großen Tiefbunker bauen, der rund 2.000 Menschen Schutz bieten sollte. Diese Anlage bestand aus ausgedehnten unterirdischen Räumen und starken Stahlbetonwänden. Trotz heftiger Bombardements auf die Bahnanlagen – allein 102 Luftangriffe der Alliierten galten dem Münsteraner Bahnhof und Güterbahnhof – überstand der Bahnhofsbunker den Krieg. Er wurde im Frühjahr 1945 von alliierten Truppen erobert, ohne dass es dabei zu Personenschäden kam. Bemerkenswerterweise ist dieser Bunker unter dem Hauptbahnhof auch heute noch erhalten. Während des Kalten Krieges wurde er sogar weiter ausgebaut und modernisiert, um im Falle eines Atomkriegs als Hilfskrankenhaus und Zivilschutzraum zu dienen. Hinter meterdicken Stahltüren verbergen sich dort Schleusen und Schutzräume, die jedoch der Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich sind. Der Tiefbunker schlummert im Verborgenen unter dem Bahnhofsvorplatz – ein kaum sichtbares Relikt des Zweiten Weltkriegs mitten in der Stadt. Neben diesem großen Bahnhofsbunker gab es in Münster weitere unterirdische Schutzorte. Viele Wohnhäuser waren mit Luftschutzkellern ausgestattet, in die sich Bewohner bei Alarm zurückzogen. Bis heute finden sich an einigen älteren Häuserfassaden noch eingemeißelte oder gemalte Luftschutzkeller-Pfeile, die den Weg zu diesen Kellern wiesen. Solche Pfeile – kleine Dreiecke oder Pfeilsymbole mit der Aufschrift "LS-Raum" oder ähnliches – sind verbliebene Spuren der Luftschutzmaßnahmen im Stadtbild. Auch die Tunnelanlagen der städtischen Befestigungen (etwa am Zwinger oder in ehemaligen Kasernen) wurden zeitweise als Bombenschutzräume genutzt, soweit es möglich war. Ein Beispiel für kleinere spezielle Bauten der Reichsbahn sind sogenannte Rundbunker: Am Rande des Güterbahnhofs in Münster standen mehrere runde Betonbunker, die dem Schutz von Bahnpersonal dienten. Einige Überreste solcher Rundbunker sind ebenfalls erhalten geblieben, gut getarnt im Bewuchs oder integriert in heutige Nutzungen. Vom Kriegsrelikt zum Denkmal: Heutiger Umgang und Gedenken Ein großer Teil der Bunker in Münster ist heute entweder einer neuen Nutzung zugeführt oder als Mahnmal erhalten. Drei ehemalige Luftschutzbunker – der Lazarettbunker, der Schützenhofbunker und die Bunkerschule St. Mauritz – stehen auf der städtischen Denkmalliste und werden als historische Bauwerke anerkannt. Dies bedeutet, dass ihr Erhalt im öffentlichen Interesse liegt. Die Stadt Münster bemüht sich, diese Relikte des Zweiten Weltkriegs in das kollektive Gedächtnis zu rücken. So wurden etwa im Rahmen des bundesweiten Tags des offenen Denkmals am 10. September 2023 erstmals seit langer Zeit Bunker der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. An diesem Tag konnten interessierte Bürger den Hochbunker an der Lazarettstraße und den Schützenhofbunker von innen besichtigen – ein Angebot, das regen Zuspruch fand. Solche Veranstaltungen sollen bewusst machen, welche bedrückende Zeitgeschichte in den massiven Mauern steckt. Auch durch Gedenktafeln wird an die Geschichte der Bunker erinnert. Der Schützenhofbunker trägt, wie erwähnt, eine Tafel für die 68 Opfer des Bombentreffers von 1944. Am Lazarettbunker wiederum informieren Hinweisschilder über die außergewöhnliche Architektur und die Tarnung als Burg. Initiativen von Heimatvereinen und Geschichtsinteressierten bieten außerdem gelegentlich Führungen zu den Bunkerstandorten an, um die Erinnerung wachzuhalten. In Publikationen und Online-Archiven werden Fotos und Zeitzeugenberichte zu den Münsteraner Bunkern gesammelt, damit dieses Kapitel der Stadtgeschichte nicht in Vergessenheit gerät. Schließlich stellt sich die Frage nach der Zukunft dieser Bauten. Einige, wie der Emsbunker, weichen der Stadtentwicklung und verschwinden zugunsten neuer Gebäude. Andere wie der Bunker Hermannstadtweg haben sich längst in den Alltag integriert und erfüllen eine neue Funktion. Wieder andere stehen zwar leer, sind aber als Mahnmale erhalten. So sind die Bunker in Münster heute vielgestaltig: Sie dienen als Wohnungen, Lager, Ateliers oder Schulgebäude, oder sie ruhen still und erinnern an die Schrecken des Krieges. Fazit: Die Bunker in Münster aus dem Zweiten Weltkrieg erzählen von Angst, Schutzsuche und Überlebenskampf während der Luftangriffe. Oberirdisch wie unterirdisch waren sie für Tausende Münsteraner lebensrettend. Heute sind sie stumme Zeugen der Geschichte – teils vergessen im Stadtbild, teils bewusst konserviert. Indem man diese Betonrelikte bewahrt und ihrem Schicksal gedenkt, hält Münster die Erinnerung an die dunklen Zeiten des Bombenkriegs lebendig und mahnt zugleich zum Frieden. Quellen: Stadtarchiv Münster, Zeitungsberichte und Denkmaldatenbanken über Münsteraner Bunker, sowie lokale Initiativen und historische Dokumentationen.
Symbolbild von yassine rahaoui

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Bunker in Münster aus dem Zweiten Weltkrieg sind bis heute sichtbare Zeugnisse des Luftkriegs. Während des Zweiten Weltkriegs wurden in Münster zahlreiche Luftschutz-Bunker – sowohl oberirdische Hochbunker als auch unterirdische Anlagen – errichtet, um der Zivilbevölkerung Schutz vor Bombenangriffen zu bieten. Diese massiv aus Beton gebauten Schutzräume prägten einst das Stadtbild und einige von ihnen existieren noch heute. Der folgende Artikel gibt einen Überblick über die verschiedenen Bunker in Münster, ihre historische Nutzung im Zweiten Weltkrieg und ihren heutigen Zustand. Dabei werden oberirdische Bunker ebenso betrachtet wie unterirdische Anlagen und es wird beleuchtet, wie diese Relikte heute genutzt oder als Denkmäler erhalten werden.

Historischer Hintergrund: Luftschutz in Münster im Zweiten Weltkrieg

Münster war im Zweiten Weltkrieg als Gauhauptstadt von Westfalen-Nord und Sitz des Luftgaukommandos ein strategisch wichtiger Standort. Entsprechend wurde die Stadt häufig Ziel alliierter Luftangriffe. Zwischen 1940 und 1945 heulten in Münster über 1.100 Fliegeralarme, und die Bevölkerung suchte Schutz in den Bunkern. Insgesamt wurden in der Stadt rund zehn große Luftschutzbunker gebaut. Die meisten dieser Betonkolosse entstanden ab 1941/42, als der Luftkrieg an Intensität zunahm. Ihre Wände waren bis zu zwei Meter dick und die Decken etwa 1,4 Meter stark, um den Bombentreffern standzuhalten.

Viele Münsteraner Bunker wurden von dem Architekten Edmund Scharf entworfen und verfügten über besondere Tarnmaßnahmen. Um aus der Luft weniger als militärische Ziele erkennbar zu sein, passte man das Erscheinungsbild der Bunker an zivile Gebäude oder historische Bauwerke an. So integrierten sich einige Bauten erstaunlich gut ins Stadtbild und sollten auf den ersten Blick nicht wie Bunker wirken. Dieser Aspekt der Tarnung zeigt sich an mehreren Beispielen in Münster.

Oberirdische Bunker in Münster und ihre Tarnung

Oberirdische Hochbunker (auch „Hochbauten“ genannt) prägten das damalige Stadtbild. Jeder dieser Bunker sah anders aus, da sie jeweils als zivile Gebäude getarnt geplant waren. Ein markantes Beispiel ist der Hochbunker an der Lazarettstraße: Dieser 1940/41 errichtete Bunker wurde äußerlich wie eine mittelalterliche Festung gestaltet, mit Zier-Rundtürmen, einer Zugangsbrücke und einem umliegenden Graben als Anspielung auf eine Burganlage. Wer den massivem Ziegelbau mit den bewachsenen Türmen sieht, könnte ihn für ein altes Fort halten – genau dieser Eindruck war beabsichtigt. Tatsächlich verbarg der Lazarettbunker hinter seinen Fassaden einen Schutzraum für bis zu 530 Menschen. Im Inneren ist die originale Ausstattung aus Kriegszeiten weitgehend erhalten, was ihn heute zu einem authentischen Zeitzeugnis macht.

Ein weiteres Beispiel für kreative Tarnung war der Hochbunker an der Von-Kluck-Straße. Dieser fünfstöckige Bunker – der höchste in Münster – wurde 1942/43 auf dem Schulhof der Marienschule gebaut. Seine Fassade war als griechischer Tempel konzipiert, komplett mit Pfeiler-Andeutungen, um das militärische Aussehen zu verschleiern. Trotz dieser Tarnung erhielt der Von-Kluck-Bunker am 18. November 1944 einen Bombentreffer, überstand ihn jedoch ohne gravierende Schäden. Auf dem Dach dieses Hochbunkers befand sich sogar eine Flak-Stellung zur Luftverteidigung. Mit Platz für rund 2.000 Menschen zählte der Bunker zu den größten Schutzbauten der Stadt.

Auch andere Hochbunker in Münster erhielten individuelle Gestaltungen: So sollte der Bunker am Hermannstadtweg ursprünglich ein Satteldach mit Wandmalereien im Heimatschutzstil bekommen. Zwar wurde die Tarn-Fassade dort nicht vollendet, doch auch dieser Betonbau hebt sich äußerlich von einem rein militärischen Aussehen ab. Insgesamt zeigt die Tarnung der Münsteraner Bunker, wie die NS-Bauplanung versuchte, die Luftschutzbauten in das städtische Umfeld einzupassen und gegnerische Bomber zu täuschen.

Beispiele erhalten gebliebener Hochbunker und ihre heutige Nutzung

Trotz Kriegsende und späterem Stadtumbau sind einige der großen Hochbunker Münsters bis heute erhalten. Drei ehemalige Bunker stehen sogar unter Denkmalschutz. Zu diesen gehört der bereits erwähnte Lazarettstraßen-Bunker, der sich im Besitz der Stadt Münster befindet und wegen seiner historischen Bedeutung als Baudenkmal gilt. Ein weiterer denkmalgeschützter Bunker ist der sogenannte Schützenhofbunker an der Wörthstraße im Südviertel. Dieser langgestreckte Bunker (ca. 61 m lang, 14,5 m breit, knapp 10 m hoch) wurde 1941/42 erbaut. Bei einem Bombentreffer im November 1944 wurde seine Decke beschädigt; die Druckwelle tötete 68 Menschen, die im Inneren Schutz gesucht hatten. Eine Gedenktafel an der Außenwand erinnert heute an diese Opfer.

Nach dem Krieg erhielt der Schützenhofbunker eine neue Nutzung: In den vergangenen Jahren wurde der massive Bau privat umgebaut und enthält jetzt rund 38 Mietwohnungen auf etwa 1.600 Quadratmetern Fläche. Von außen ist die wuchtige Betonstruktur noch deutlich erkennbar, doch moderne Fenster und ein aufgesetztes Dachgeschoss zeigen die Wohnnutzung an. Dieser Umbau demonstriert eindrucksvoll, wie ein ehemaliger Luftschutzbunker in Münster erfolgreich in Wohnraum umgewandelt wurde – ohne seine geschichtliche Substanz ganz zu verlieren. Die Öffentlichkeit hat allerdings normalerweise keinen Zutritt, da es sich um Privatbesitz handelt.

Ebenfalls noch vorhanden ist der Hochbunker am Hermannstadtweg (Geistviertel). Dieses 1941/42 errichtete Bauwerk mit ca. 2 Meter dicken Wänden umfasste einst 106 Räume. Anders als viele andere Bunker wurde er nicht abgerissen, sondern bereits seit Anfang der 1950er zivil genutzt. Heute befindet sich der Bunker Hermannstadtweg im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) und beherbergt diverse Künstlerateliers, Proberäume und Werkstätten. Unter anderem hat der Künstler Andreas Rosenthal dort seit rund 40 Jahren sein Atelier eingerichtet. Äußerlich ist der unverputzte Betonbau noch als solcher erkennbar, da das geplante Satteldach nie komplett fertiggestellt wurde. Trotzdem fügt sich der ehemalige Bunker inzwischen unauffällig ins Viertel ein, da er von Gewerbe und Kreativnutzung belebt wird.

Ein ungewöhnliches Nachkriegs-Schicksal hatte ein Hochbunker im Stadtteil St. Mauritz. Dieser Bunker wurde nach 1945 in ein Schulgebäude umgewandelt und lange Zeit umgangssprachlich als „Bunkerschule“ bezeichnet. Ab 1949 diente er zunächst provisorisch als Volksschule, woraus später die Margaretenschule hervorging. Das massive Gebäude wurde teils entfestigt (entmilitarisiert) und mit Fenstern versehen, sodass es schließlich das Aussehen einer „etwas wehrhaften Unterrichtsstätte“ bekam. Bis heute wird es als Schulhaus genutzt und steht – ebenso wie der Lazarett- und der Schützenhofbunker – unter Denkmalschutz. Dieses Beispiel zeigt, wie flexibel die Stadt Münster nach dem Krieg mit den Bauten umging: Aus einem Ort des Schutzes vor Bomben wurde ein Ort des Lernens für Kinder.

Nicht alle Bunker haben indes überdauert. Einige der ehemals zehn Anlagen wurden im Laufe der Jahrzehnte abgerissen oder stehen leer. Ein Hochbunker an der Emsstraße (Ecke Elbestraße, im Mauritzviertel), bekannt als „Emsbunker“, blieb viele Jahre ungenutzt und diente zeitweise als Lagerraum. Kürzlich wurde er von einem Investor gekauft, komplett zurückgebaut und abgerissen, um Platz für Neubauwohnungen zu schaffen. An seiner Stelle entstehen bis 2027 moderne Wohngebäude. Dieses Schicksal zeigt, dass die Zukunft mancher Bunker auch der städtebaulichen Entwicklung weichen muss, wenn keine schützende Denkmaleinstufung vorliegt.

Unterirdische Bunker und Luftschutzkeller

Neben den auffälligen Hochbunkern gab es in Münster auch unterirdische Luftschutzanlagen. Die bedeutendste darunter befindet sich unter dem Hauptbahnhof Münster. In den Jahren 1941/42 ließ die Deutsche Reichsbahn direkt unter dem Bahnhof einen großen Tiefbunker bauen, der rund 2.000 Menschen Schutz bieten sollte. Diese Anlage bestand aus ausgedehnten unterirdischen Räumen und starken Stahlbetonwänden. Trotz heftiger Bombardements auf die Bahnanlagen – allein 102 Luftangriffe der Alliierten galten dem Münsteraner Bahnhof und Güterbahnhof – überstand der Bahnhofsbunker den Krieg. Er wurde im Frühjahr 1945 von alliierten Truppen erobert, ohne dass es dabei zu Personenschäden kam. Bemerkenswerterweise ist dieser Bunker unter dem Hauptbahnhof auch heute noch erhalten. Während des Kalten Krieges wurde er sogar weiter ausgebaut und modernisiert, um im Falle eines Atomkriegs als Hilfskrankenhaus und Zivilschutzraum zu dienen. Hinter meterdicken Stahltüren verbergen sich dort Schleusen und Schutzräume, die jedoch der Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich sind. Der Tiefbunker schlummert im Verborgenen unter dem Bahnhofsvorplatz – ein kaum sichtbares Relikt des Zweiten Weltkriegs mitten in der Stadt.

Neben diesem großen Bahnhofsbunker gab es in Münster weitere unterirdische Schutzorte. Viele Wohnhäuser waren mit Luftschutzkellern ausgestattet, in die sich Bewohner bei Alarm zurückzogen. Bis heute finden sich an einigen älteren Häuserfassaden noch eingemeißelte oder gemalte Luftschutzkeller-Pfeile, die den Weg zu diesen Kellern wiesen. Solche Pfeile – kleine Dreiecke oder Pfeilsymbole mit der Aufschrift „LS-Raum“ oder ähnliches – sind verbliebene Spuren der Luftschutzmaßnahmen im Stadtbild. Auch die Tunnelanlagen der städtischen Befestigungen (etwa am Zwinger oder in ehemaligen Kasernen) wurden zeitweise als Bombenschutzräume genutzt, soweit es möglich war. Ein Beispiel für kleinere spezielle Bauten der Reichsbahn sind sogenannte Rundbunker: Am Rande des Güterbahnhofs in Münster standen mehrere runde Betonbunker, die dem Schutz von Bahnpersonal dienten. Einige Überreste solcher Rundbunker sind ebenfalls erhalten geblieben, gut getarnt im Bewuchs oder integriert in heutige Nutzungen.

Vom Kriegsrelikt zum Denkmal: Heutiger Umgang und Gedenken

Ein großer Teil der Bunker in Münster ist heute entweder einer neuen Nutzung zugeführt oder als Mahnmal erhalten. Drei ehemalige Luftschutzbunker – der Lazarettbunker, der Schützenhofbunker und die Bunkerschule St. Mauritz – stehen auf der städtischen Denkmalliste und werden als historische Bauwerke anerkannt. Dies bedeutet, dass ihr Erhalt im öffentlichen Interesse liegt. Die Stadt Münster bemüht sich, diese Relikte des Zweiten Weltkriegs in das kollektive Gedächtnis zu rücken. So wurden etwa im Rahmen des bundesweiten Tags des offenen Denkmals am 10. September 2023 erstmals seit langer Zeit Bunker der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. An diesem Tag konnten interessierte Bürger den Hochbunker an der Lazarettstraße und den Schützenhofbunker von innen besichtigen – ein Angebot, das regen Zuspruch fand. Solche Veranstaltungen sollen bewusst machen, welche bedrückende Zeitgeschichte in den massiven Mauern steckt.

Auch durch Gedenktafeln wird an die Geschichte der Bunker erinnert. Der Schützenhofbunker trägt, wie erwähnt, eine Tafel für die 68 Opfer des Bombentreffers von 1944. Am Lazarettbunker wiederum informieren Hinweisschilder über die außergewöhnliche Architektur und die Tarnung als Burg. Initiativen von Heimatvereinen und Geschichtsinteressierten bieten außerdem gelegentlich Führungen zu den Bunkerstandorten an, um die Erinnerung wachzuhalten. In Publikationen und Online-Archiven werden Fotos und Zeitzeugenberichte zu den Münsteraner Bunkern gesammelt, damit dieses Kapitel der Stadtgeschichte nicht in Vergessenheit gerät.

Schließlich stellt sich die Frage nach der Zukunft dieser Bauten. Einige, wie der Emsbunker, weichen der Stadtentwicklung und verschwinden zugunsten neuer Gebäude. Andere wie der Bunker Hermannstadtweg haben sich längst in den Alltag integriert und erfüllen eine neue Funktion. Wieder andere stehen zwar leer, sind aber als Mahnmale erhalten. So sind die Bunker in Münster heute vielgestaltig: Sie dienen als Wohnungen, Lager, Ateliers oder Schulgebäude, oder sie ruhen still und erinnern an die Schrecken des Krieges.

Fazit

Die Bunker in Münster aus dem Zweiten Weltkrieg erzählen von Angst, Schutzsuche und Überlebenskampf während der Luftangriffe. Oberirdisch wie unterirdisch waren sie für Tausende Münsteraner lebensrettend. Heute sind sie stumme Zeugen der Geschichte – teils vergessen im Stadtbild, teils bewusst konserviert. Indem man diese Betonrelikte bewahrt und ihrem Schicksal gedenkt, hält Münster die Erinnerung an die dunklen Zeiten des Bombenkriegs lebendig und mahnt zugleich zum Frieden.

Quellen: Stadtarchiv Münster, Zeitungsberichte und Denkmaldatenbanken über Münsteraner Bunker, sowie lokale Initiativen und historische Dokumentationen.

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