
Die Debatte um die Straßenumbenennungen in Münster spitzt sich zu: Die Fraktionen von Grünen, SPD und Volt in der Bezirksvertretung Münster-Mitte haben offiziell beschlossen, vier historisch belastete Straßennamen umzubenennen. Die CDU reagiert mit massiver Kritik – und warnt vor einer wachsenden Spaltung der Stadtgesellschaft.
Laut dem gemeinsamen Statement der beteiligten Fraktionen sollen folgende Straßen umbenannt werden:
Admiral-Scheer-Straße
Admiral-Spee-Straße
Otto-Weddigen-Straße
Skagerrakstraße
Ziel sei es, historisch belastete Bezüge aus dem öffentlichen Raum zu entfernen. Der Vorschlag zur Umbenennung folgt laut den Parteien den Leitlinien der Stadt Münster für eine demokratische Erinnerungskultur. Die Langemarckstraße soll zudem modernisiert und künftig ohne das überkommene „c“ geschrieben werden.
Unverändert bleiben hingegen:
Tannenbergstraße
Prinz-Eugen-Straße
In ihrer Begründung betonen Grüne, SPD und Volt, dass Straßennamen mehr seien als Adressen. Sie würden gesellschaftliche Werte widerspiegeln und das kollektive Geschichtsbewusstsein prägen. Namen mit Bezug zu NS-Ideologie und militaristischer Propaganda seien daher nicht mehr tragbar. Der mehrjährige Diskussionsprozess sei von Bürgerbeteiligung, Aufklärung und wissenschaftlicher Beratung begleitet worden.
„Diese Entscheidung ist ein bedeutsamer Schritt im Umgang mit unserer Geschichte – getragen von demokratischem Anspruch, historischer Verantwortung und dem respektvollen Abwägen unterschiedlicher Perspektiven“, heißt es im offiziellen Statement.
Die CDU reagiert scharf: Fraktionschef Stefan Weber bezeichnet das Verhalten der Grünen als „ohrenbetäubendes Schweigen“ angesichts wachsender Kritik aus der Bevölkerung. Er fordert „mehr Mut und klare Ansagen“ von prominenten Grünen-Vertretern wie Christoph Kattentidt und OB-Kandidaten Tilman Fuchs. Die CDU verweist auf die Einschätzung der Stadtverwaltung, die sich gegen die Umbenennungen ausgesprochen habe.
„Das ist ein vernünftiger Verzicht, weil dadurch Konflikte in der Stadtgesellschaft vermieden werden und dem erkennbaren Willen der Mehrheit in Münster entsprochen wird“, so Weber.
Bereits im Vorfeld der Entscheidung hatte sich Widerstand formiert: Bürgerinitiativen kündigten ein Bürgerbegehren gegen die Straßenumbenennungen in Münster an. Die CDU unterstützt diesen Vorstoß und fordert Grüne und SPD auf, ihre Pläne vollständig aufzugeben – insbesondere nach dem Verzicht auf die Umbenennung der Prinz-Eugen-Straße.
Die geplanten Straßenumbenennungen in Münster werfen eine grundsätzliche Frage auf: Wie geht eine demokratische Stadtgesellschaft mit belasteter Geschichte im öffentlichen Raum um? Während die einen in der Maßnahme ein Zeichen gegen Geschichtsverklärung sehen, kritisieren andere sie als spalterische Symbolpolitik.