
Die bisherige Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Svenja Schulze (SPD), wird im neuen Bundeskabinett unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) kein Amt mehr übernehmen. Schulze, die aus Münster stammt, gehört damit nicht mehr zur Regierungsspitze – bleibt aber über die Landesliste Nordrhein-Westfalen weiterhin Mitglied des Deutschen Bundestages. Für die langjährige Politikerin bedeutet diese Entscheidung einen klaren Einschnitt. Auch wenn die Neubesetzung des Kabinetts intern bereits angedeutet wurde, dürfte das persönliche Aus im Ministerium für Schulze enttäuschend sein.
Am Montagmorgen hat die SPD offiziell bekannt gegeben, welche Politikerinnen und Politiker künftig Ministerien in der neuen großen Koalition unter Kanzler Friedrich Merz übernehmen werden. Die Auswahl zeigt eine deutliche Neuausrichtung: Erfahrene Kräfte werden durch neue Gesichter ergänzt, zugleich fällt die Besetzung stark weiblich und vergleichsweise jung aus. Die SPD will damit offenbar bewusst ein Zeichen setzen – für Erneuerung und Kontinuität zugleich. Insgesamt stellt die Partei sieben Ministerinnen und Minister im neuen Kabinett.
An der Spitze der neuen SPD-Ministerriege steht Parteichef Lars Klingbeil. Er übernimmt das Finanzministerium und wird gleichzeitig Vizekanzler. Mit Klingbeil setzt die SPD auf eine profilierte Führungspersönlichkeit, die sich in den vergangenen Jahren als Stratege und Vermittler einen Namen gemacht hat. Die bisherige Bundestagspräsidentin Bärbel Bas wird neue Arbeits- und Sozialministerin. Ihr Wechsel ins Ministerium bedeutet auch, dass der bisherige Amtsinhaber Hubertus Heil leer ausgeht.
Einzige Ministerin, die ihr Amt behält, ist Boris Pistorius. Er bleibt Verteidigungsminister und steht weiterhin für eine klare sicherheitspolitische Linie in unruhigen Zeiten. Für das Entwicklungsministerium übernimmt Reem Alabali-Radovan die Verantwortung. Sie war bislang Integrationsbeauftragte der Bundesregierung und steht für eine international vernetzte, moderne Entwicklungspolitik.
Neu im Kabinett ist auch Verena Hubertz, die das Ministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen leiten wird. Die 37-Jährige war bisher stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion und gilt als wirtschaftsnah, pragmatisch und durchsetzungsstark. Das Justizministerium geht an Stefanie Hubig, bisher Bildungsministerin in Rheinland-Pfalz. Auch Carsten Schneider wird in die Regierung geholt: Er übernimmt das Umweltministerium und war bislang Ostbeauftragter der Bundesregierung.
Neben Schulze gehört auch Saskia Esken zu den prominenten SPD-Frauen, die im neuen Kabinett keinen Platz finden. Die Parteivorsitzende war lange als mögliche Ministerin im Gespräch, doch letztlich entschied sich die Parteispitze gegen eine Berufung ins Kabinett. Esken bleibt aber weiterhin Parteichefin – eine Rolle, die ihr laut Beobachtern weiterhin erheblichen Einfluss innerhalb der SPD sichert.
Svenja Schulze hingegen muss sich nun neu orientieren. Zwar bleibt sie Bundestagsabgeordnete und verfügt weiterhin über ein starkes Netzwerk in der Partei. Doch nach mehreren Jahren in Regierungsverantwortung bedeutet der Rückzug aus dem Kabinett zweifellos einen Karriereknick. Welche neuen Aufgaben sie in Fraktion oder Ausschüssen übernehmen wird, ist bislang nicht bekannt.
Die neue SPD-Besetzung ist mehr als ein bloßer Personalwechsel. Sie sendet ein politisches Signal: Die Partei will sich in der neuen Koalition unter Friedrich Merz nicht bloß behaupten, sondern aktiv gestalten. Mit jüngeren, teils weniger bekannten Gesichtern und einem starken Fokus auf Frauenförderung will die SPD frische Impulse setzen. Besonders auffällig ist der hohe Anteil an Ministerinnen – ein Schritt, der in der politischen Landschaft Deutschlands weiterhin nicht selbstverständlich ist.
Für Friedrich Merz bedeutet das neue Kabinett auch eine Herausforderung. Er wird mit einer SPD zusammenarbeiten, die sich bewusst modernisiert und dabei eigene Themen setzen will. Ob und wie dieses Kabinett harmoniert, wird sich in den kommenden Wochen und Monaten zeigen. Klar ist: Die politische Bühne in Berlin ist neu aufgestellt – und Svenja Schulze spielt künftig eine andere Rolle.