
Der Berliner Platz in Münster – nur einen Steinwurf vom Hauptbahnhof entfernt – ist heute ein Ort, den viele Menschen möglichst schnell hinter sich lassen wollen. Immer wieder machen Berichte über Drogenhandel, Gewalttaten und Bedrohungen in diesem Bereich die Runde. Was bisher vor allem als Problemzone galt, soll in den kommenden Jahren zur Visitenkarte der Stadt werden. Im Zentrum dieses Wandels steht ein Neubau, der mehr ist als ein Gebäude: eine moderne Polizeiwache, die gemeinsam mit dem kommunalen Ordnungsdienst betrieben werden soll.
Die Entscheidung für eine neue Wache ist nicht zufällig gefallen. Vielmehr ist sie das Ergebnis jahrelanger Diskussionen, wachsender Sicherheitsbedenken und politischer Forderungen aus Bürgerschaft und Wirtschaft. Die Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf betont, dass es nicht nur um ein architektonisches Projekt gehe, sondern um ein klares sicherheitspolitisches Signal: „Wir stärken Präsenz und Reaktionsfähigkeit genau dort, wo sie gebraucht werden.“ Der neue Standort soll rund um die Uhr besetzt sein und in Kombination mit dem kommunalen Ordnungsdienst kurze Wege, koordinierte Einsätze und eine sichtbare Sicherheitsstruktur schaffen.
Bis zu 100 Mitarbeitende des Ordnungsamtes sollen künftig in dem Neubau arbeiten – die bisherige Immobilie am Nieberdingweg wird dafür aufgegeben. Die Wache soll nicht nur schneller eingreifen können, sondern auch durch ihre bloße Präsenz abschrecken. Die Hoffnung: Weniger Angsträume, mehr Vertrauen, mehr gefühlte und tatsächliche Sicherheit.
Die neue Polizeiwache ist Teil eines größeren Plans: Der Berliner Platz wird umfassend neugestaltet – mit einem Investitionsvolumen von rund 100 Millionen Euro. Träger des Projekts ist der Münsteraner Entwickler Areo. Neben dem Sicherheitszentrum sind auch Hotel- und Gastronomiebetriebe, Dienstleistungsflächen und – optional – Wohnungen geplant. Außerdem wird die Bahn-Infrastruktur aufgewertet: Der alte Postbahnhof soll reaktiviert, neue Bahnsteige für die S-Bahn Münsterland errichtet und der Zugang über Freitreppen barrierefrei gestaltet werden. Damit wandelt sich nicht nur ein Platz, sondern ein ganzes Quartier.
Zentraler Bestandteil der Planungen ist der Abriss mehrerer bestehender Gebäude, unter anderem der Verbindung zwischen Hauptbahnhof und ehemaliger Postbank sowie der Gebäuderiegel an der kleinen Bahnhofstraße. Sie sollen durch moderne, mehrgeschossige Neubauten ersetzt werden. Der Zeitplan sieht vor, innerhalb von zwei Jahren einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan zu erarbeiten. Der eigentliche Baustart könnte somit frühestens 2027 erfolgen, mit einer Fertigstellung etwa zwei Jahre später – also nicht vor 2029 oder 2030.
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen begrüßt das Vorhaben ausdrücklich. Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel sieht darin ein „starkes Signal für den Wirtschaftsstandort“. Schon zur letzten Kommunalwahl habe die lokale Wirtschaft eine bessere Sicherheitslage im Bahnhofsviertel gefordert. Der Hauptbahnhof sei das „Eintrittstor zur Innenstadt“ – und dieser erste Eindruck müsse stimmen. Eine sichtbare Sicherheitsstruktur wirke nicht nur auf potenzielle Straftäter abschreckend, sondern auch auf Touristen, Berufspendler und Geschäftsleute einladend.
Jaeckel betont zudem die Bedeutung partnerschaftlicher Zusammenarbeit: Polizei, Ordnungsamt und Gewerbetreibende müssten Hand in Hand arbeiten, um das Viertel langfristig zu stabilisieren. Ziel sei ein Quartier, in dem sich „Kunden, Beschäftigte und Immobilienbesitzer sicher und wohl fühlen“
Es ist kein Schnellschuss, sondern eine langfristige Investition in die Sicherheit, Lebensqualität und Attraktivität eines zentralen Ortes in Münster. Die geplante Polizeiwache am Berliner Platz steht stellvertretend für einen umfassenden Wandel – weg vom Kriminalitätshotspot, hin zu einem modernen, urbanen Viertel. Wie erfolgreich das Projekt sein wird, hängt nicht nur von der Architektur und der Finanzierung ab, sondern auch von der Konsequenz, mit der Stadt, Behörden und Bevölkerung gemeinsam für Veränderung eintreten. Doch eines ist schon jetzt klar: Mit der neuen Wache setzt Münster ein Zeichen – und sendet eine klare Botschaft an Kriminalität und Unsicherheit.