
Münster. Ladendiebstähle haben im Einzelhandel einen dramatischen Höhepunkt erreicht. Laut einer Studie des EHI Retail Instituts aus Köln verursachten Diebe im vergangenen Jahr einen Schaden von 4,2 Milliarden Euro. Fast 100 Unternehmen mit über 17.000 Filialen wurden für diese Untersuchung befragt. Der Trend ist eindeutig: Die Zahl der Diebstähle nimmt zu, und das ist nicht nur eine Herausforderung für die Händler, sondern auch für die Gesellschaft.
Die Zahl der Diebstähle hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Allein im vergangenen Jahr verschwanden täglich Waren im Wert von etwa 13 Millionen Euro aus den Regalen. Besonders beliebt bei Dieben sind hochwertige, kleinteilige Produkte wie Alkohol, Rasierklingen und Batterien. In Supermärkten sind es zunehmend auch Energydrinks, Käse und Wurst, die in den Taschen von Dieben verschwinden. Auch Drogerien und Baumärkte sind betroffen: Hier stehlen Kriminelle häufig Parfüm, Kosmetika und teure Werkzeuge wie Akku-Bohrmaschinen oder Mähroboter.
Die Handelsforscher vom EHI Retail Institut weisen darauf hin, dass dieser Diebstahl oft von gut organisierten Banden durchgeführt wird. Dabei arbeiten mehrere Personen zusammen: Einer lenkt ab, der andere sammelt die Waren ein und der dritte flieht mit dem Diebesgut. Auch Mitarbeiter und Lieferanten sind nicht selten in die Diebstähle involviert, was den Verlust zusätzlich anheizt.
Fast drei Viertel des Schadens gehen auf das Konto der Kunden. Sie stehlen Waren im Wert von etwa drei Milliarden Euro. Doch das Bild wird zunehmend komplexer: Diebstähle werden immer häufiger von gut organisierten Banden begangen, die arbeitsteilig vorgehen. Dies hat zur Folge, dass der Schaden für die Einzelhändler immer höher wird. Doch nicht nur die Kunden machen den Händlern zu schaffen. Auch die Entwicklung der Selbstbedienungskassen trägt zur Zunahme von Diebstählen bei. Die Möglichkeit, schnell und ohne Personal zu bezahlen, führt zu einer Zunahme von Täuschungen, wie dem Austauschen von Etiketten, um weniger zu bezahlen.
Die zunehmende Kriminalität wird zudem von einem sozialen Phänomen begleitet: immer mehr Menschen klauen aus Frust und als Protest gegen hohe Preise. Laut dem EHI Retail Institut kommen immer häufiger Senioren und Familien zu Diebstählen, da sie sich bestimmte Produkte nicht mehr leisten können oder wollen.
Ladendiebstahl bleibt auch für die Stadt Münster ein bedeutendes Thema. Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2024 zeigt, dass Diebstahlsdelikte insgesamt 50,11 % aller registrierten Straftaten ausmachten. Während Fahrraddiebstahl und Taschendiebstahl oft im Vordergrund stehen, bleibt der Ladendiebstahl auch hier ein zentrales Problem. Die Zahl der Ladendiebstähle ist in Münster in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Die Aufklärungsquote bleibt jedoch niedrig, was die Arbeit von Polizei und Handel erschwert.
Die Fallzahlen des Ladendiebstahls in Münster zeigen, dass auch die Stadt nicht von der zunehmenden Kriminalität verschont bleibt. Im Jahr 2021 stieg die Zahl der Straftaten im Allgemeinen um 20,84 % auf 31.773 Fälle. 2022 kam es zu einem weiteren Anstieg auf 34.829 Straftaten. 2023 konnte die Gesamtzahl auf 33.274 Fälle gesenkt werden, was einen Rückgang von 4,46 % im Vergleich zum Vorjahr darstellt. In Münster wurden vor allem in Supermärkten, Drogerien und Baumärkten häufig Diebstähle registriert.
Angesichts der steigenden Diebstahlszahlen setzen Polizei und Einzelhandel verstärkt auf Prävention. Maßnahmen wie Videoüberwachung, Schulungen des Verkaufspersonals und die Sensibilisierung der Kundschaft sollen helfen, Ladendiebstähle zu verhindern. Die Polizei Münster betont die Bedeutung der Zusammenarbeit mit der Bevölkerung und fordert zu erhöhter Wachsamkeit auf. Auch die verstärkte Überwachung durch Sicherheitskräfte in besonders betroffenen Bereichen soll einen präventiven Effekt erzielen.