
Die Raumverträglichkeitsprüfung für die geplante 380-kV-Höchstspannungsfreileitung von Westerkappeln nach Gersteinwerk hat einen zentralen Schritt abgeschlossen. Die Bezirksregierung Münster führte den Erörterungstermin mit beteiligten öffentlichen Stellen durch. Diese Zusammenkunft diente dazu, Bedenken und Hinweise zu diskutieren sowie die Planung der Leitung weiter voranzutreiben.
Die geplante Höchstspannungsleitung von Westerkappeln nach Gersteinwerk ist Teil des überregionalen Netzausbaus in Deutschland. Sie soll die wachsenden Stromflüsse zwischen Erzeugungs- und Verbrauchsregionen bewältigen und somit zur Stabilität der Stromversorgung beitragen.
Ein entscheidender Faktor für den Ausbau ist die Energiewende. Durch den steigenden Anteil erneuerbarer Energien, insbesondere aus Windkraft in Norddeutschland, muss das Übertragungsnetz angepasst werden, um die Energie zuverlässig in den Süden und Westen Deutschlands zu transportieren. Die Bundesnetzagentur hat die Notwendigkeit dieser Leitung im Netzentwicklungsplan Strom 2021-2035 bestätigt. Zudem ist sie im Bundesbedarfsplangesetz (BBPlG) als Vorhaben Nr. 89 verankert.
Mit einer geplanten Länge von 85 Kilometern soll die Trasse bestehende Netzinfrastrukturen erweitern und Engpässe vermeiden. Das Vorhaben ist Teil der übergeordneten Strategie zur Modernisierung und Stärkung des Stromnetzes in Deutschland.
Die Raumverträglichkeitsprüfung ist ein wesentlicher Bestandteil der Planungsphase. Sie dient dazu, mögliche Konflikte mit der bestehenden Raumordnung und Umwelt frühzeitig zu identifizieren. Dabei werden verschiedene Kriterien betrachtet, darunter:
Im Rahmen der Prüfung müssen alternative Trassenführungen bewertet werden, um die beste Lösung zu finden. Die Bezirksregierung Münster hat nun die eingegangenen Stellungnahmen der beteiligten Behörden und Institutionen gesichtet und in einem nicht-öffentlichen Erörterungstermin am 20. Februar 2025 mit der Vorhabenträgerin, der Amprion GmbH, diskutiert.
Die Ergebnisse dieser Gespräche fließen direkt in die gutachterliche Stellungnahme zur Raumverträglichkeit der Leitung ein. Diese wird bis zum 31. März 2025 fertiggestellt und veröffentlicht.
Nach Abschluss der Raumverträglichkeitsprüfung beginnt das eigentliche Planfeststellungsverfahren. Während die Raumverträglichkeitsprüfung eine erste Einschätzung zur Machbarkeit und Umweltverträglichkeit liefert, entscheidet das Planfeststellungsverfahren endgültig über die Zulassung des Projekts.
In diesem Verfahren gibt es eine Öffentlichkeitsbeteiligung, bei der Bürgerinnen und Bürger ihre Bedenken äußern können. Zudem erfolgen detaillierte Umweltprüfungen und die Klärung rechtlicher Aspekte. Erst wenn das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen ist, kann der Bau der Stromtrasse beginnen.
Die geplante Leitung wird eine deutliche Veränderung für die betroffenen Kommunen mit sich bringen. Einerseits stärkt sie die Versorgungssicherheit in Nordrhein-Westfalen, andererseits wirft sie Fragen zur Beeinträchtigung von Natur, Landwirtschaft und Wohngebieten auf.
Die Auswahl des endgültigen Trassenverlaufs ist daher ein sensibles Thema. Kritiker fordern, dass Umweltbelange und die Anliegen der Anwohner stärker berücksichtigt werden. Alternativen wie Erdkabel wurden ebenfalls diskutiert, sind aber mit höheren Kosten und technischen Herausforderungen verbunden.
Bis zum 31. März 2025 wird die Bezirksregierung Münster die gutachterliche Stellungnahme zur Raumverträglichkeit fertigstellen. Danach liegt es an der Amprion GmbH, das Planfeststellungsverfahren zu beantragen.
Sobald dieses Verfahren eröffnet wird, können sich Bürgerinnen und Bürger sowie Umweltverbände einbringen. Das Projekt wird damit in die entscheidende Phase der Genehmigung übergehen.
Die geplante Amprion-Leitung ist ein Schlüsselprojekt für die Modernisierung des deutschen Stromnetzes. Während die Raumverträglichkeitsprüfung abgeschlossen ist, steht mit dem Planfeststellungsverfahren noch ein wichtiger Schritt aus. Die Debatte über Umweltverträglichkeit, Trassenführung und Anwohnerinteressen wird weitergehen. Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich das Projekt entwickelt und welche Maßnahmen getroffen werden, um einen möglichst konfliktarmen Ausbau der Stromtrasse zu ermöglichen.