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Blutiger Familienstreit: Warum kam es zu den Schüssen vor dem Landgericht Bielefeld?

Schüsse vor dem Landgericht Bielefeld: War es ein Racheakt? Ein Familienstreit eskaliert, der mit einem Mord begann. Die Hintergründe des Falls.
Foto: Jan Marcus Trapp.

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Vor dem Landgericht Bielefeld fielen am Mittwoch Schüsse. Vier Menschen wurden verletzt, der mutmaßliche Schütze ist auf der Flucht. Die Hintergründe der Tat führen zurück zu einem langanhaltenden Konflikt zwischen zwei Familien, der bereits mehrere Opfer gefordert hat. Im Zentrum steht der Mord an dem Boxer Besar Nimani im März 2024. War die Schießerei ein Racheakt? Eine Spurensuche durch einen Fall, der immer weiter eskaliert.

Ein Streit, der mit einem Kiosk begann

Der Konflikt zwischen den Familien von Besar Nimani und Hüseyin A. begann vor mehreren Jahren und eskalierte schrittweise. Besar Nimani und der jüngere Bruder von Hüseyin A. kannten sich gut und führten gemeinsam einen Kiosk in Bielefeld. Doch ihre Freundschaft zerbrach, als es zu einem Streit über mutmaßliche Drogengeschäfte kam. Die Familie von Hüseyin A. soll versucht haben, den Kiosk für den Drogenhandel zu nutzen – ein Vorhaben, dem Nimani eine klare Absage erteilte.

Die Ablehnung blieb nicht folgenlos. Es kam zu einer Auseinandersetzung, in deren Verlauf Nimani offenbar ein Mitglied der gegnerischen Familie verprügelte. Ab diesem Moment wuchs die Feindschaft zwischen den beiden Gruppen. Nimani fühlte sich zunehmend bedroht und wandte sich an die Behörden. Er erstattete Anzeige wegen Stalking, weil er sich verfolgt fühlte. Doch noch bevor das Verfahren richtig in Gang kam, wurde er ermordet.

Der Mord an Besar Nimani

Am 9. März 2024 wurde Besar Nimani in der Bielefelder Fußgängerzone erschossen. Der Täter feuerte sechzehn Schüsse auf ihn ab – eine brutale Hinrichtung mitten in der Stadt. Die Polizei nahm zwei Verdächtige ins Visier. Einer von ihnen konnte entkommen und ist bis heute auf der Flucht. Der andere, Hüseyin A., wurde im Juli 2024 in Belgien festgenommen.

Die Staatsanwaltschaft erhob im Oktober Anklage gegen Hüseyin A. wegen heimtückischen Mordes. Der Prozess sollte bis Ende März 2025 laufen, doch schon zu Beginn war klar, dass dieser Fall weit mehr als ein gewöhnlicher Mordprozess war. Die Feindschaft zwischen den beiden Familien war nicht beendet – sie erreichte jetzt einen neuen, gefährlichen Höhepunkt.

Schüsse vor dem Landgericht Bielefeld – ein Racheakt?

Am Mittwoch dann die erneute Eskalation: Schüsse vor dem Landgericht Bielefeld. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Angriff als Vergeltung für den Mord an Besar Nimani gedacht war. Hauptverdächtig ist Berat Nimani, der 40-jährige Bruder des Ermordeten.

Nach bisherigen Erkenntnissen eröffnete er das Feuer vor dem Gerichtsgebäude und verletzte vier Menschen. Ein Ermittlungsrichter erließ umgehend Haftbefehl wegen vierfachen versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Berat Nimani selbst beteuert seine Unschuld und ließ über seinen Anwalt mitteilen, dass er sich in den kommenden Tagen stellen wolle.

Die Polizei fahndet mit Hochdruck nach ihm, während die vier Opfer im Krankenhaus behandelt werden. Ihr Zustand soll stabil sein.

Ein Prozess mit ungewisser Zukunft

Der geplante Verhandlungstag im Mordprozess gegen Hüseyin A. wurde nach den Schüssen abgesagt. Der Vorfall wirft Fragen über die Sicherheit vor Gericht und den weiteren Verlauf des Verfahrens auf. Die Gewalt zwischen den beiden Familien scheint kein Ende zu nehmen, und die Sorge wächst, dass es zu weiteren Angriffen kommen könnte.

Die Schüsse vor dem Landgericht Bielefeld sind das jüngste Kapitel in einem blutigen Streit, der bereits mehrere Leben gekostet hat. Die Justiz steht vor der Herausforderung, den Fall aufzuklären, ohne neue Eskalationen zu provozieren. Während die Ermittlungen laufen, bleibt ungewiss, ob mit der Verhaftung von Berat Nimani wirklich Ruhe einkehren wird – oder ob die Spirale der Gewalt sich weiterdreht.