Provinzial Logo
Consident.de

IS-Terrorist darf in Warendorf bleiben – Gericht stoppt Abschiebung in letzter Minute

Vier Jugendliche aus Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg werden beschuldigt, einen islamistischen Terroranschlag geplant zu haben.
Foto: Danny H.

Teilen:

IS-Terrorist sollte abgeschoben werden – doch juristische Hürden verhindern Umsetzung

Im Kreis Warendorf sorgt ein Fall für bundesweite Aufmerksamkeit: Die geplante Rückführung eines verurteilten IS-Terroristen nach Tadschikistan ist gescheitert. Trotz einer bestehenden Abschiebeandrohung und vorbereiteter Maßnahmen hat das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen die Rückführung kurzfristig gestoppt. Als Grund nennt das Gericht Bedenken hinsichtlich der Menschenrechtslage im Zielstaat – insbesondere mögliche Folter.

SEK-Einsatz nach Widerstand gegen Abschiebehaft

Der Fall eskalierte am 24. Februar, als der Mann versuchte, sich seiner Abschiebehaft zu widersetzen. In einer Polizeiwache kam es daraufhin zu einem SEK-Einsatz. Die Situation war angespannt, verletzte Beamte gab es glücklicherweise nicht. Dennoch zeigt der Vorfall, mit welchen Risiken Polizei und Ausländerbehörden konfrontiert sind, wenn Rückführungen nicht reibungslos verlaufen.

Olaf Gericke: „Rückführungen müssen rechtssicher möglich sein“

Landrat Olaf Gericke äußerte sich gegenüber der Presse deutlich: „Die Rückführung verurteilter Terroristen muss in einem Rechtsstaat möglich sein.“ Er betonte, dass es nicht am politischen Willen mangele, sondern an juristischen Fallstricken. Konkret stünden der Rückführung Bedenken entgegen, dass dem Betroffenen in Tadschikistan Folter drohen könnte – ein Ausschlusskriterium nach deutschem und internationalem Recht.

Landrat fordert Unterstützung vom Bund

Um die bestehenden Hürden zu überwinden, hat Landrat Gericke Bundesaußenministerin Annalena Baerbock direkt um Unterstützung gebeten. Seine Forderung: Das Auswärtige Amt solle bei den tadschikischen Behörden konkrete Sicherheitszusagen einholen. Nur so könnten die abschiebungsverhindernden Einwände rechtlich entkräftet und die Rückführung vollzogen werden.

Gericht stoppt Abschiebung per Eilentscheidung

Trotz aller Vorbereitungen, darunter auch eine rechtlich angeordnete Abschiebehaft, stoppte das Oberverwaltungsgericht die Maßnahme in letzter Minute. In einer Eilentscheidung verwiesen die Richter auf unklare Menschenrechtsgarantien im Zielland. Solange keine belastbaren Zusicherungen vorlägen, sei eine Abschiebung unzulässig – selbst bei verurteilten Gefährdern.

Große Belastung für Behörden im Kreis Warendorf

Der Fall stellt nicht nur eine juristische Herausforderung dar, sondern belastet auch die regionalen Behörden erheblich. Polizei und Ausländerbehörden arbeiten eng zusammen, stoßen jedoch regelmäßig an rechtliche und personelle Grenzen. Landrat Gericke mahnt: „Wenn wir trotz rechtskräftiger Urteile keine vollziehbaren Maßnahmen umsetzen können, gerät das Vertrauen in den Rechtsstaat ins Wanken.“

Politischer Druck auf Bundesebene steigt

Der Kreis Warendorf steht mit dieser Problematik nicht allein. Immer wieder scheitern Rückführungen an vergleichbaren Hürden. Die Forderung nach klaren Regelungen, verbindlichen diplomatischen Absprachen und praktikablen Lösungen wird lauter. Wie das Auswärtige Amt auf den Vorstoß aus Warendorf reagiert, bleibt abzuwarten – doch eines ist sicher: Der Druck steigt.

Teilen:

Münster Map

Mehr Beiträge: