
Die Kommunalwahl Münster 2025 steht vor der Tür und verspricht, für alle interessierten Wählerinnen und Wähler ein wichtiges politisches Ereignis zu werden. Am 14. September 2025 wählen die Bürgerinnen und Bürger Münsters ihren neuen Stadtrat – zeitgleich mit der Wahl der Oberbürgermeisterin bzw. des Oberbürgermeisters, für die bei Bedarf am 28. September eine Stichwahl vorgesehen ist. Diese Kommunalwahl findet in einem besonderen Kontext statt: Ursprünglich war sie nur zwei Wochen vor der turnusmäßigen Bundestagswahl geplant. Durch die vorgezogene Bundestagswahl vom 23. Februar 2025hat sich der zeitliche Rahmen zwar geändert, doch die Bedeutung der Kommunalwahl Münster 2025 bleibt hoch. In diesem Artikel erhalten Sie einen neutralen Überblick über den Zeitplan und Kontext der Wahl, die antretenden Parteien und Wählergruppen, die zentralen Wahlkampfthemen, wichtige Spitzenkandidaten, aktuelle politische Streitpunkte in Münster sowie Wahlprognosen und einen Ausblick inklusive Rückblick auf die letzte Kommunalwahl.
Die Kommunalwahl in Münster findet – wie in ganz Nordrhein-Westfalen – alle fünf Jahre statt. Der vom NRW-Innenminister festgelegte Termin ist der 14. September 2025. Neben den Mitgliedern des Stadtrats wird in Münster auch derdie Oberbürgermeisterin gewählt. Sollte keiner der OB-Kandidat*innen im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreichen, kommt es am 28. September 2025 zu einer Stichwahl zwischen den zwei Bestplatzierten.
Die Wahl 2025 erhält zusätzliches Gewicht, da sie in einem Superwahljahr stattfindet. Ursprünglich wäre Münsters Kommunalwahl kurz vor der regulären Bundestagswahl (geplant für Ende September 2025) gewesen. Durch den Bruch der Ampel-Koalition im Bund wurde jedoch bereits im Februar 2025 ein neuer Bundestag gewählt. Münster hat dabei ein grünes Ausrufezeichen gesetzt: Bei der Bundestagswahl im Wahlkreis Münster wurden die Grünen mit 26,6 % der Zweitstimmen stärkste Kraft. Diese bundespolitische Entwicklung schwingt im Kommunalwahlkampf mit – etwa in Form aktueller Debatten über lokale Konsequenzen aus der neuen Bundespolitik. Dennoch konzentriert sich die Kommunalwahl Münster 2025 vor allem auf stadtpolitische Fragen. Für Münsteraner Wählerinnen und Wähler ist sie die Gelegenheit, die Richtung der Stadtpolitik für die kommenden fünf Jahre mitzubestimmen.
Münster gilt traditionell als politisch vielseitige Großstadt mit hoher Wahlbeteiligung (2020 lag sie bei rund 63 %). Die letzte Kommunalwahl im September 2020 brachte deutliche Verschiebungen: CDU und Grüne lieferten sich ein enges Rennen um die Spitzenposition, während die SPD starke Verluste hinnehmen musste. Am Ende blieb die CDU mit 32,7 % knapp stärkste Kraft vor den Grünen mit 30,3 %, die SPD kam nur noch auf 17,6 . Die kleineren Parteien erzielten folgende Ergebnisse: FDP 4,6 %, Linke 4,9 %, AfD 2,2 %, Volt 2,6 % sowie jeweils um 1–2 % für lokale Gruppen wie die Satirepartei Die PARTEI und die Wählergemeinschaft „Münster ist bunt und international“ (MBI). Trotz Platz 1 der CDU formierte sich im Rat danach ein Bündnis aus Grünen, SPD und Volt, das die Ratsmehrheit übernahm. Der CDU-Oberbürgermeister Markus Lewe wurde 2020 zwar im Amt bestätigt (Stichwahlsieg mit 52,6 % gegen den grünen Herausforderer), fand sich aber einem von rot-grün dominierten Stadtrat gegenüber. Diese Konstellation und die Erfahrungen der letzten Jahre bilden den Hintergrund für die Kommunalwahl Münster 2025.
Bei der Kommunalwahl in Münster 2025 treten alle großen Parteien sowie einige lokale Gruppen und kleinere Parteien an. Im Folgenden ein Überblick über die relevanten Parteien und Wählergemeinschaften und ihre kommunalpolitische Rolle in Münster:
Christlich Demokratische Union (CDU): Die CDU stellt seit 2009 mit Markus Lewe den Oberbürgermeister und war lange die führende Kraft im Rat. Sie vertritt in Münster bürgerlich-konservative Positionen und betont Wirtschaftskompetenz, Sicherheit und eine ausgewogene Stadtentwicklung. Nach 2020 agierte sie in der Opposition zur grün-rot-violetten Ratskoalition und kritisiert diese etwa in der Wohnungsbau- und Verkehrspolitik scharf. Mit Lewe’s Rückzug stellt sich die CDU nun neu auf und will 2025 die Rathausführung zurückerobern.
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD): Die SPD ist historisch eine große Kraft in Münster, musste zuletzt aber Rückschläge hinnehmen (2020 nur drittstärkste Kraft mit unter 20 %). In der aktuellen Ratsperiode regiert sie als Juniorpartner der Grünen mit. Kommunalpolitisch setzt die SPD auf soziale Themen: bezahlbares Wohnen, Familienfreundlichkeit, Bildung und soziale Gerechtigkeit stehen im Vordergrund. Die SPD Münster möchte 2025 verlorenes Terrain gutmachen und wieder mehr Einfluss im Rathaus gewinnen.
Bündnis 90/Die Grünen: Die Grünen sind in Münster sehr stark – bei der letzten Stadtratswahl sprangen sie von ~20 % auf über 30 %und wurden zweitgrößte Fraktion. Sie sind Mitinitiator des derzeitigen Ratsbündnisses und prägen viele städtische Initiativen, insbesondere in den Bereichen Klimaschutz, Umwelt und Verkehrswende. Münster hat sich ambitionierte Klimaziele gesetzt (Klimaneutralität bis 2030), was die Grünen vorantreiben. Gleichzeitig betonen sie soziale Teilhabe und nachhaltige Stadtplanung. 2025 hoffen sie, eventuell sogar erstmals stärkste Kraft zu werden – oder zumindest ihre Schlüsselrolle zu behalten.
Freie Demokratische Partei (FDP): Die FDP in Münster bewegt sich auf niedrigem Niveau (2020 etwa 4–5 %) und ist derzeit in der Opposition. Ihre Schwerpunkte liegen auf Wirtschaftsförderung, Digitalisierung und individueller Mobilität. Sie tritt für eine unternehmensfreundliche Politik ein und warnt vor „ideologischen Experimenten“ im Verkehr (wie flächendeckende autofreie Zonen). 2025 kämpft die FDP darum, wieder in Fraktionsstärke im Rat vertreten zu sein und ggf. als Mehrheitsbeschaffer Bedeutung zu erlangen.
Die Linke: Die Linkspartei erreichte in Münster zuletzt knapp 5 % und stellt eine kleine Fraktion. Sie thematisiert soziale Gerechtigkeit, Mietenstopp, antifaschistische Politik und Bürgerbeteiligung. In einigen Punkten unterstützt die Linke die rot-grüne Rathausmehrheit (z.B. beim Klimaschutz), geht aber oft noch weiter in ihren Forderungen (etwa komplett kommunaler Wohnungsbau, kostenloser ÖPNV). Ihr Ziel 2025 ist es, trotz bundesweiter Schwäche die 5 %-Marke sicher zu überspringen und möglicherweise als Mehrheitsfaktor (für ein Links-Bündnis) relevanter zu werden.
Alternative für Deutschland (AfD): Die AfD spielt in Münster eine untergeordnete Rolle – 2020 schaffte sie mit gut 2 % gerade einen Sitz. In der akademisch geprägten Stadt mit liberalem Milieu hat sie einen schweren Stand. Ihre Themen sind wie bundesweit Migration, innere Sicherheit und Anti-Establishment-Rhetorik, jedoch stoßen radikale Töne in Münster auf breite Ablehnung. Umfragen sehen die AfD auch 2025 nur bei ~2 %. Ein Wiedereinzug in den Rat ist unsicher; die anderen Parteien schließen eine Zusammenarbeit kategorisch aus.
Volt: Die pro-europäische Bürgerbewegung Volt trat 2020 erstmals an und gewann auf Anhieb Mandate im Stadtrat (ca. 2,6 % und zwei Sitze). Volt Münster ist Teil der Rathauskoalition mit Grünen und SPD und hat sich mit progressiven, pragmatischen Ideen profiliert, z.B. in der Verkehrs- und Klimapolitik (Volt unterstützt die Fahrradstadt-Idee). Die Partei wirbt für eine jüngere, bürgernahe Politik und möchte 2025 weiter wachsen. Prognosen sehen Volt im Aufwind bei etwa 5–6 %– genug, um erneut eine Rolle bei Mehrheitsbildungen zu spielen.
Die PARTEI: Die Satirepartei „Die PARTEI“ erreichte 2020 rund 2 % in Münster und damit einen Ratssitz. Sie kandidiert auch 2025 und nutzt den Wahlkampf vor allem für satirisch-politische Aktionen. Ihr Oberbürgermeisterkandidat ist – wie schon 2020 – Roland Scholle, der augenzwinkernd erklärt hat, es gehe ihm lediglich darum „die Wahl zu gewinnen“. Auch wenn Die PARTEI keinen ernsthaften Machtanspruch hat, sorgt sie im Ratsbetrieb immer wieder für humorvolle Momente und hält Themen wie Transparenz oder kreative Stadtgestaltung auf der Agenda.
Wählergemeinschaften und lokale Gruppen: Neben den Parteien treten in Münster auch unabhängige Listen an. Eine bekannte Gruppe ist die „Münster Liste – bunt und international“ (teils abgekürzt MBI), die 2020 etwa 1,2 % und ein Mandat erhielt. Sie setzt sich für kulturelle Vielfalt, Integration und Bürgerbeteiligung ein. Auch die ÖDP (Ökologisch-Demokratische Partei) und die Piratenpartei kandidierten zuletzt, verpassten aber den Einzug ins Stadtparlament. Ob weitere lokale Bündnisse 2025 antreten, bleibt abzuwarten – die kommunale Landschaft in Münster ist vielfältig, doch der Wettstreit wird vor allem zwischen den oben genannten etablierten Kräften entschieden.
Inhaltlich drehen sich die Programme der Parteien zur Kommunalwahl Münster 2025 um eine Reihe von Kernthemen, die viele Bürgerinnen und Bürger unmittelbar betreffen. Münster ist eine wachsende Stadt mit über 300.000 Einwohnern, einer großen Studierendenschaft und hohen Ansprüchen an Lebensqualität und Nachhaltigkeit. Entsprechend kristallisieren sich im Wahlkampf folgende zentrale Themen heraus:
Wohnungsbau und Mieten: Bezahlbarer Wohnraum ist knapp in Münster. Alle Parteien betonen, dass mehr Wohnungen entstehen müssen – doch Wege und Prioritäten unterscheiden sich. SPD und CDU fordern die Ausweisung neuer Baugebiete (auch am Stadtrand) und eine Beschleunigung von Baugenehmigungen. Sie kritisieren teils strenge Auflagen der Stadt, die das Bauen verteuern würden. Die Grünen setzen stärker auf Innenentwicklung (Nachverdichtung im Bestand) und den Erhalt von Grünflächen; sie wollen Klimaschutzauflagen im Bau beibehalten und verweisen auf innovative Wohnkonzepte (z.B. Genossenschaften, sozialer Wohnungsbau). Die Linke fordert einen kommunalen Wohnungsfonds und Mietenstopp, während die FDP auf private Investitionen und weniger Bürokratie setzt. Konsens besteht weitgehend, dass bezahlbares Wohnen ein zentrales Thema ist – Kontroversen gibt es aber um das „Wie“.
Verkehr und Mobilität: Münster ist als Fahrradstadt bekannt und der Anteil des Radverkehrs ist einer der höchsten in Deutschland. Im Wahlkampf 2025 spielen Mobilitätskonzepte erneut eine große Rolle. Radverkehr und ÖPNV (Busse, Bahn) sollen weiter gestärkt werden – die Rathauskoalition aus Grünen, SPD, Volt verweist auf bereits beschlossene Projekte für neue Radwege und einen verbesserten öffentlichen Nahverkehr. Autoverkehr und Parken sind dagegen Gegenstand kontroverser Debatten (siehe nächster Abschnitt). Viele Parteien werben mit einem stadtverträglichen Verkehrskonzept: Die Grünen möchten den Umweltverbund (Fahrrad, Bus, Bahn, Fußverkehr) priorisieren, während CDU und FDP betonen, die Stadt müsse auch für Pendler und Autofahrer erreichbar bleiben. Themen sind u.a. der Ausbau des Radwegenetzes, sicherere Kreuzungen, Parkraumbewirtschaftung und eventuell ein neues Straßenbahn- oder S-Bahn-System (Stichwort „S-Bahn Münsterland“, das im Regionalplan verankert wurde).
Klima- und Umweltpolitik: Münsters Ziel, bis 2030 klimaneutral zu werden, beeinflusst viele Politikfelder. Klimaschutz steht bei den Grünen an erster Stelle – sie wollen Solardächer, energetische Sanierung, nachhaltige Mobilität und Klimaanpassung forcieren. SPD und Volt unterstützen diese Ziele weitgehend; die aktuelle Ratskoalition bezeichnet ihren Ansatz als „Klimaschutz, der alle mitnimmt“. CDU und FDP bekennen sich zwar zum Klimaschutz, mahnen aber Augenmaß an. So läuft eine Debatte über Baustandards: Die Stadt hat hohe energetische Standards für Neubauten, was laut CDU die Baukosten in die Höhe treibt (bis zu +60.000 € pro Einfamilienhaus, laut einem Gutachten). Die Grünen verteidigen diese Standards als notwendig für den Klimaschutz. Hier prallen Nachhaltigkeit und Bezahlbarkeit aufeinander – ein Balanceakt, den alle Parteien thematisieren. Darüber hinaus geht es um Stadtgrün und Umwelt: Schutz von Grünzügen, mehr Bäume in der Stadt und Biodiversität im Stadtgebiet. Münster hat in den letzten Jahren zum Beispiel Parkanlagen erweitert und Naturschutzgebiete ausgewiesen; diese Politik dürfte auch nach der Wahl fortgesetzt werden, wenngleich die Schwerpunkte variieren (Grüne/Linke legen stärkeren Fokus auf Umwelt, CDU/FDP gewichten Wirtschaft und Bauen höher).
Innenstadtentwicklung: Wie soll Münsters Innenstadt in Zukunft aussehen? Diese Frage umfasst Stadtplanung, Handel, Verkehr und Aufenthaltsqualität. Viele Wähler bewegt, wie die Altstadt attraktiv und zugleich zukunftsfähig gestaltet werden kann. Die Grünen haben die Idee einer weitgehend autofreien Innenstadt in die Diskussion gebracht (siehe unten), verbunden mit mehr Raum für Fußgänger, Radfahrer, Grün und Gastronomie. Andere Parteien wollen behutsam vorgehen, um den Einzelhandel nicht zu gefährden. Einig sind sich alle, dass die Innenstadt belebt bleiben soll: Themen sind die Umnutzung von Leerständen (gerade nach Corona-bedingten Schließungen), ein guter Mix aus Geschäften, Kultur und Wohnen sowie Sauberkeit und Sicherheit im Stadtkern. Konzepte wie Pop-up-Stores, Wochenmärkte oder neue Plätze werden diskutiert. Zudem stehen Großprojekte wie die Entwicklung des Bahnhofsviertels oder der Stadthauserweiterung im Raum.
Digitalisierung der Verwaltung: Die Modernisierung der Stadtverwaltung ist ein eher unspektakuläres, aber wichtiges Thema. Münster schneidet im landesweiten Vergleich gut ab, doch noch immer sollen viele Behördengänge digital möglich gemacht werden. Alle größeren Parteien fordern eine bessere digitale Infrastruktur im Rathaus: von Online-Bürgerdiensten (Meldebescheinigungen, Anträge etc.) bis zur digitalen Schulausstattung. Gerade in der Verwaltung möchte die FDP bürokratische Hürden abbauen und Prozesse beschleunigen. Die CDU schlägt z.B. vor, ein „Digitalisierungsbudget“ bereitzustellen, um technische Innovation zu fördern. Dieses Thema ist weniger kontrovers – im Wahlkampf wird eher darüber gestritten, wer es am besten umsetzen kann.
Schul- und Bildungsinfrastruktur: Münster wächst auch bei Schülerzahlen, was Sanierungen und Neubauten von Schulen erfordert. Die SPD macht Bildungspolitik zu einem Kernanliegen und fordert z.B. den Bau einer vierten städtischen Gesamtschul, um allen Schülern wohnortnah gute Bildungsangebote zu bieten. Auch mehr Kitaplätze und moderne Schulgebäude (inklusive Klimaanpassung wie Kühlung im Sommer) stehen im Fokus. CDU und Grüne unterstützen grundsätzlich Investitionen in Bildung, streiten aber mit der SPD über Prioritäten und Finanzierung. Im Wahlprogramm der Grünen nimmt außerdem Kultur und Jugend breiten Raum ein – sie wollen soziokulturelle Zentren fördern und genügend Räume für Jugendangebote bereitstellen. Insgesamt gilt: Eine gute Bildungs- und Familienpolitik wird von allen als Standortfaktor gesehen. Streitpunkte sind Details – etwa ob Gebühren (z.B. für Kitas) erhoben oder gesenkt werden sollen. Hier gab es jüngst Diskussionen, als über eine Erhöhung der Kita-Beiträge nachgedacht wurde, was die SPD ablehnte.
Diese und weitere Themen – etwa Wirtschaftsförderung, Sicherheit/Ordnung oder die Finanzlage der Stadt – finden sich in den Wahlprogrammen der Parteien. Die Kommunalwahl Münster bündelt so globale Herausforderungen (Klima, Digitalisierung) mit lokalen Fragen (Wohngebiete, Verkehrslösungen) in einem umfangreichen Entscheidungsmenü für die Wählerschaft. Im nächsten Abschnitt schauen wir uns an, wo genau die Konfliktlinien zwischen den politischen Lagern verlaufen.
Trotz vieler Gemeinsamkeiten im Grundsatz gibt es in Münsters Kommunalpolitik einige heiße Streitpunkte, die den Wahlkampf beleben. Hier prallen unterschiedliche Visionen der Parteien besonders deutlich aufeinander:
Autofreie Innenstadt: Kaum ein Thema wurde in Münsters Rathaus so emotional diskutiert wie die Frage, inwieweit die Altstadt für Autos gesperrt werden soll. Die Grünen brachten in den Koalitionsverhandlungen 2020 den Vorschlag ein, Münsters Innenstadt bis 2025 komplett autofrei zu machen – inklusive der Umwidmung aller Parkhäuser nur für Anwohner und dem Abbau fast aller öffentlichen Parkplätze im Zentrum. Die CDU lief dagegen Sturm und warnte vor einem „gigantischen Job-Abbau-Programm“ für den Einzelhandel. Auch die SPD äußerte Bedenken und lehnte eine völlige Sperrung der City ab. In der Koalition wurde schließlich ein Kompromiss gefunden: Statt Totalverbot setzt man auf eine „autoarme Altstadt“ – Parkraum wurde reduziert und z.B. an der Ludgerikirche ein Parkplatz in einen Stadtgarten umgewandelt. Trotzdem bleibt das Thema konfliktbeladen. Wahlkampf 2025: Grüne und auch Volt sprechen weiterhin von einer schrittweisen Beruhigung der Innenstadt und verweisen auf Klimaschutz und Lebensqualität. CDU und FDP halten dagegen, die City müsse für alle erreichbar bleiben – also auch für Kunden aus dem Umland, ältere Menschen oder Lieferverkehr. Sie versprechen, ein „Parken und Anfahren ohne Schikanen“ sicherzustellen, während die Gegenseite auf mehr Fußgängerzonen und Radstraßen drängt. Es ist zu erwarten, dass die Frage „Wie viel Auto verträgt Münsters Altstadt?“ eine der zentralen Konfliktlinien im Endspurt des Wahlkampfs bildet.
Wohnungsbau vs. Naturschutz: Wie schon angesprochen, klaffen bei der Schaffung neuer Baugebiete die Vorstellungen auseinander. Konkret gab es Streit um Bauprojekte in Grünzonen Münsters: 2021 entschied die grün-rot-violette Ratsmehrheit, geplante Neubaugebiete in Hiltrup (Vogelstange) und Kinderhaus-Moorhock abzusagen, um Grünflächen zu erhalten. Die CDU kritisierte das als „einziges Versagen“ der Koalition – der Traum vieler Familien vom Eigenheim werde zerstört und Millionen an Planungskosten in den Sand gesetzt. Aus Sicht der Ratsmehrheit waren die ökologischen Bedenken jedoch gewichtig: Es handelte sich um Kaltluftentstehungsgebiete und Habitate, deren Erhalt langfristig wichtiger sei. 2025 spitzt sich dieser Konflikt erneut zu. CDU und FDP fordern, dass Münster seiner wachsenden Bevölkerung gerecht wird und „neue Flächen für Wohnungsbau und Gewerbe aktiviert. Im Regionalrat (einer übergeordneten Planungsebene) setzten sie sogar durch, dass vom Rat gestrichene Wohnbauflächen wieder als Option in den Regionalplan aufgenommen wurden– sehr zum Ärger der Grünen, die darin einen Affront gegen den lokalen Demokratiewillen sehen. Grüne, Linke und teils SPD halten dem entgegen, dass zuerst alle Innenstadpotentiale und Baulücken genutzt werden müssen, bevor wertvolle Freiräume am Stadtrand geopfert werden. Dieser Grundsatzstreit – Wohnraumschaffung vs. Grünerhalt – dürfte nach der Wahl die Gespräche dominieren, wenn es um den neuen Flächennutzungsplan geht.
Radwegeausbau vs. Autoverkehr: Münsters Verkehrsplanung muss den Spagat schaffen zwischen einer fahrradfreundlichen Stadt und den Bedürfnissen des motorisierten Verkehrs. Die aktuelle Rathauskoalition hat viele Radwege-Projekte gestartet (z.B. geschützte Radspuren an Hauptverkehrsstraßen) und möchte den Autoverkehr vor allem in Wohnvierteln beruhigen. Konservative Kritiker monieren jedoch, die Maßnahmen gingen zulasten der Autofahrer: Wegfall von Fahrspuren oder Parkplätzen für Radwege, Tempo-30-Zonen auf wichtigen Straßen etc. So ist z.B. die geplante Umgestaltung des Innenstadtrings mit breiteren Radwegen ein Zankapfel – hier prallen Sicherheitsargumente der einen auf Stau-Befürchtungen der anderen. Im Wahlkampf positionieren sich Grüne und Volt klar für den Vorrang des Umweltverbunds (Fahrrad, Bus, Bahn), SPD tritt für einen „ausgewogenen Mobilitätsmix“ ein, während CDU und FDP vor einer „Verkehrspolitik gegen das Auto“ warnen. Dies mündet in Slogans wie „Mehr gute Radwege, aber nicht mit der Brechstange“ (CDU) vs. „Verkehrswende konsequent umsetzen“ (Grüne). Die Wählerinnen und Wähler können hier über den zukünftigen Kurs Münsters als Modellstadt für nachhaltige Mobilität oder eben als Stadt der Autogerechtigkeit mitentscheiden.
Umgang mit Obdachlosigkeit: Ein weniger ideologisches, aber emotionales Thema ist, wie die Stadt mit wohnungslosen Menschen umgeht. Münster hat – wie andere Großstädte – eine sichtbare Obdachlosenszene, vor allem im Bahnhofsumfeld und der Innenstadt. 2023 wandte sich die Arbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe in einem offenen Brief an die Öffentlichkeit und kritisierte einen zunehmenden „ausgrenzenden Umgang“ mit sozial Benachteiligten. Hintergrund waren Diskussionen, in denen sich Anwohner und Geschäftsleute über sichtbare Obdachlosigkeit beklagten und die Stadt aufgefordert wurde, ordnungsrechtlich einzugreifen. Die Ratsparteien differenzieren hier vorsichtig: Alle betonen die Bedeutung von Prävention und Hilfsangeboten – Münster hat das Ziel formuliert, bis 2030 Wohnungslosigkeit zu überwinden. Konkrete Initiativen wie „Housing First“ (erst Wohnung bereitstellen, dann soziale Betreuung) werden von SPD, Grünen und Linken unterstützt. CDU und FDP legen zusätzlich Wert auf Sicherheitsgefühl im öffentlichen Raum; sie fordern etwa intensivere Sozialarbeit, aber auch, dass problematische Treffpunkte (Trinkerszenen etc.) nicht außer Kontrolle geraten. Im Wahlkampf ist dies kein Hauptkampfthema, aber es spiegelt eine soziale Konfliktlinie: Wie hält man die Balance zwischen Hilfe und Ordnung? Münsteranerinnen und Münsteraner achten bei den Kandidierenden darauf, ob diese Empathie für die Schwächsten zeigen und dennoch Konzepte für eine lebenswerte, sichere Stadt für alle präsentieren.
Gewerbeansiedlung und Wirtschaft: Münsters Wirtschaft ist geprägt von Dienstleistungen, Verwaltung, Universität und Mittelstand. Um Arbeitsplätze zu sichern, werden neue Gewerbeflächen benötigt – doch auch hier gibt es Zielkonflikte mit Umwelt und Anwohnerinteressen. Die CDU wirft der aktuellen Mehrheit vor, zu zögerlich bei der Ausweisung von Gewerbegebieten zu sein, was Unternehmen in umliegende Gemeinden treibe. So wurden im Entwurf des neuen Flächennutzungsplans ca. 150 Hektar neue Gewerbeflächen vorgesehen, aber einige davon vom Rat wieder gestrichen wegen Umweltbedenken. Im Wahlkampf verspricht die CDU eine „Wirtschaftspolitik mit Augenmaß“ und die Schaffung von Platz für innovative Unternehmen (z.B. im Technologiepark). Die Grünen dagegen wollen vorrangig Bestandsflächen nutzen, effizienter mit Fläche umgehen und haben den Fokus, dass Neuansiedlungen klimaneutral erfolgen. Die SPD befindet sich in der Mitte: Sie möchte sowohl neue Jobs als auch Nachhaltigkeit verbinden (z.B. durch ein Förderprogramm „Grüne Wirtschaft“). Ein spezieller Streitpunkt war jüngst die Ansiedlung von großflächigem Einzelhandel auf der grünen Wiese – hier blockierten SPD/Grüne einige Projekte, während FDP/CDU diese als Chance sahen. Insgesamt ist Münster wirtschaftlich erfolgreich; offen ist, welche Koalition nach 2025 die Balance zwischen Wachstum und Umwelt wie definieren wird.
Zusammenfassend zeigen diese Konfliktlinien, dass es bei der Kommunalwahl um klare Richtungsentscheidungen geht: Wie viel Veränderung oder Bewahrung wünschen sich die Münsteraner? Die einen betonen Klima und Lebensqualität, die anderen Versorgung und traditionelle Freiheitsrechte. Die Wählerinnen und Wähler können am Wahltag mitentscheiden, welche Akzente in den kommenden Jahren gesetzt werden.
Wie könnten die Mehrheitsverhältnisse nach der Kommunalwahl Münster 2025 aussehen? Zwar sind Kommunalwahlen schwer vorherzusagen, doch geben Umfragen und die aktuelle politische Stimmung erste Hinweise. Das Münster-Barometer – eine regelmäßige wissenschaftliche Umfrage der Uni Münster – deutete bereits Ende 2024 an, dass sich Verschiebungen abzeichnen:
CDU im Aufwind: Laut Münster-Barometer würde die CDU derzeit auf rund 39 % kommen und damit deutlich zulegen. Sie läge klar vor allen anderen Parteien. Dieses Umfragehoch deckt sich mit Trends aus der Bundestagsneuwahl, bei der die CDU/CSU bundesweit zulegte, und könnte auch mit der Popularität des designierten OB-Kandidaten (Georg Lunemann) zusammenhängen.
Grüne solide zweitstärkste Kraft: Die Grünen kämen in der Umfrage noch auf etwa 26 % – etwas weniger als 2020, aber weiterhin Rang 2. Ihr bundesweiter Gegenwind (Verluste bei der Neuwahl) scheint sich also in Münster abzumildern; die Partei bleibt stark im urbanen Umfeld. Allerdings wäre die grün-rot-violette Ratsmehrheit in der bisherigen Form gefährdet.
SPD und FDP unter Druck: Die SPD würde laut den Tendenzen ebenfalls verlieren (2020 hatte sie 17,6 %; in Umfragen lag sie teils darunter). Konkrete Zahlen für Münster werden selten genannt, aber es ist klar, dass die SPD kräftig mobilisieren muss, um nicht weiter Boden zu verlieren. Die FDP bewegte sich in Umfragen um die 5 %-Marke – ihr Wiedereinzug in Fraktionsstärke ist unsicher. Sie litt in Münster unter dem Ampel-Debakel auf Bundesebene (bei der Bundestagswahl 2025 holte die FDP in Münster nur knapp 5 %) und muss lokal punkten, um Stimmen zurückzugewinnen.
Kleinere Parteien stabil bis leicht besser: Volt könnte von 2,6 % auf ca. 6 % wachsen laut Umfragen, was einen Erfolg für die junge Partei darstellen würde. Die Linke würde um 5 % pendeln und damit ihr Ergebnis halten oder minimal verbessern– bemerkenswert entgegen dem Bundestrend, wo die Linke schwächelt. Die AfD schließlich bliebe in Münster marginal – Umfragen sehen sie nur bei etwa 2 , was ihren Ratssitz in Gefahr brächte.
Diese Prognosen sind Momentaufnahmen. Sie deuten jedoch darauf hin, dass die bisherige Ratskoalition (Grüne/SPD/Volt) ihre knappe Mehrheit verlieren könnte. Im aktuellen Rat hatten diese drei zusammen 33 von 66 Sitzen (knapp 50 %); sollte die CDU deutlich stärker werden, bräuchte ein Mitte-Links-Bündnis eventuell die Linke als vierten Partner, um auf über 50 % zu kommen. Mögliche Koalitionen nach der Wahl wären z.B.:
Eine erneuerte „Münster-Koalition“ links der Mitte: Grüne und SPD könnten, ggf. mit Volt und Unterstützung der Linken, versuchen eine Mehrheit zu bilden, um die CDU erneut in die Opposition zu schicken. Das würde jedoch ein Viererbündnis einschließen – politisch anspruchsvoll, aber nicht ausgeschlossen, falls rechnerisch nötig und inhaltlich machbar.
Ein bürgerliches Bündnis unter Führung der CDU: Denkbar wäre eine CDU-SPD-Koalition (ähnlich einer großen Koalition) falls beide zusammen eine stabile Mehrheit erreichen. Auch eine Schwarz-Grüne Koalition (CDU + Grüne) wäre eine Option, falls die inhaltlichen Differenzen überbrückbar erscheinen – in einigen westdeutschen Großstädten gab es solche Bündnisse bereits. Schließlich käme eine „Jamaika“-Variante (CDU-Grüne-FDP oder CDU-Grüne-Volt) in Betracht, falls man eine breitere Allianz schmieden will. Viel hängt vom persönlichen Verhältnis der Akteure und den Überschneidungen in den Programmen ab.
Sollte die CDU extrem stark abschneiden (nahe an die absolute Mehrheit), könnte sie unter Umständen auch alleine regieren oder nur einen kleinen Partner (z.B. FDP) mit ins Boot holen. Das erscheint aber weniger wahrscheinlich, da Münster politisch sehr plural aufgestellt ist.
Nicht zu vergessen ist die Oberbürgermeisterwahl, die parallel läuft. Hier treten profilierte Persönlichkeiten gegeneinander an, was ebenfalls Einfluss auf die Ratswahl nehmen kann. Ein kurzer Blick auf die Spitzenkandidaten: Für die CDU kandidiert Dr. Georg Lunemann, der Direktor des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe, als Lewe-Nachfolger. Die SPD schickt Stephan Brinktrine ins Rennen, 51 Jahre alt und Bezirksbürgermeister in Münsters Westen, der vor allem familienfreundliche Politik und mehr bezahlbaren Wohnraum auf seine Fahnen schreibt. Die Grünen haben mit Tilman Fuchs (54, Sozialdezernent im Kreis Steinfurt) einen Kandidaten gewählt, der für sozialen Ausgleich und frischen Wind im Verwaltungsspitzamt stehen soll. Diese drei gelten als aussichtsreichste Anwärter. Hinzu kommen voraussichtlich Kandidaten kleinerer Gruppen (z.B. Die PARTEI mit Roland Scholle, evtl. die Linke und FDP mit eigenen Bewerbern). Sollte kein OB-Kandidat über 50 % erhalten, käme es am 28. September zur Stichwahl der Top 2. Hier könnten dann Bündnisse der Lager eine Rolle spielen – etwa ob die SPD ihre Anhänger aufruft, für den grünen Kandidaten zu stimmen oder umgekehrt, um einen Sieg der CDU zu verhindern, oder ob es zu ungewöhnlichen Allianzen kommt.
Ein Rückblick auf 2020 zeigt, dass in der Stichwahl Markus Lewe (CDU) gegen den Grünen-Kandidaten Peter Todeskino gewann, während SPD-Kandidat Michael Jung bereits im ersten Wahlgang deutlich abgeschlagen war. Für 2025 verspricht das OB-Rennen mehr Spannung, da Lewe nicht mehr antritt und das Feld offener ist. Es wird interessant sein zu sehen, ob Münster nach vielen Jahren CDU-Führung im Rathaus einen Wechsel an der Spitze erlebt oder nicht.