
Münster/NRW. In Nordrhein-Westfalen werden im Kindergartenjahr 2025/26 479 eingruppige Kitas mit Pauschalbeträgen nach § 35 KiBiz gefördert – und Münster ist mit 33 Einrichtungen besonders stark vertreten. Wie der Landtag in der Drucksache 18/15876 berichtet, profitieren damit viele kleine Kitas in der Stadt und im Umland von zusätzlicher Unterstützung.
Die Stadt Münster betreibt derzeit 36 eingruppige Einrichtungen, das heißt Kitas mit nur einer Gruppe. Von diesen gelten 33 als Alt-Einrichtungen (in Betrieb vor dem 28. Februar 2007) und erhielten den Zuschuss – eine Förderquote von über 90 Prozent. Das macht Münster zu einer der Städte mit den besten Förderquoten in NRW. Im regionalen Vergleich erhalten u. a. sieben Einrichtungen im Kreis Steinfurt, vier in Coesfeld, sieben in Borken und drei im Kreis Warendorf Zuschüsse.
Der Zuschuss greift nur bei Einrichtungen, die bereits vor dem Stichtag 2007 in Betrieb waren – neuere ein-gruppige Kitas bleiben (oft) außen vor. Dieser „Bestandsschutz“ ist umstritten, weil er neuere, oft auch kleinere Einrichtungen benachteiligt.
Das Kinderbildungsgesetz (KiBiz) ist die rechtliche Grundlage für die Kita-Finanzierung in NRW. Im Jahr 2024 legte die Landesregierung eine umfassende Evaluation vor, um zu prüfen, ob die Mittel ausreichen, Träger nicht überlastet werden und Qualität gesichert ist. Die Zuschüsse hinken hinter der Kostenentwicklung hinterher – insbesondere bei Personal und Betriebskosten. Im Herbst 2025 veröffentlichte das Land Eckpunkte für eine KiBiz-Reform – mit zusätzlichen Mitteln, weniger Bürokratie und Flexibilisierung. Kritiker halten diese Eckpunkte für unzureichend angesichts der Situation vieler Kitas.
Hinzu kommt: Seit Ende 2024 gilt eine neue Personalverordnung, die zulässt, dass in Ausnahmefällen eine Fachkraft bis zu 60 Kinder über einen Zeitraum betreut – unter bestimmten Bedingungen und mit Ergänzungskräften. Gewerkschaften warnen vor Qualitätseinbußen und Überlastung des Personals.
In Münster sind viele Kitas klein, oft quartiernah, mit überschaubaren Gruppen. Diese Einrichtungen sind wichtig für kurze Wege, familiäre Strukturen und ein enges Betreuungsumfeld. Der Zuschuss sichert in vielen Fällen die Fortführung dieser Kitas.
Allerdings: Die hohen Förderquoten in Münster könnten auch eine Falle sein. Weil neuere kleine Einrichtungen nicht berücksichtigt werden, droht eine Zweiklassenstruktur zwischen „Alt-Kitas“ mit Zuschuss und neueren, unsicheren Kitas. Träger könnten in Wachstum oder Modernisierung gehemmt werden.
Zudem hängt vieles von der Zukunft des KiBiz ab: Ob die Landes- und Kommunalpolitik die angekündigten Reformen ernsthaft umsetzt, ob die Zuschüsse dynamisch ansteigen, ob Qualität und Finanzausstattung wirklich gesichert werden – das bleibt abzuwarten.