
Update 29.06.2025 08:00 Uhr:
Inzwischen hat die Polizei Münster den Anmeldern der morgigen Demonstration mitgeteilt, dass vor der Polizeiwache an der Julius-Voos-Gasse „gekreidet“ werden darf. Allerdings gibt es sehr präzise Vorgaben für die Demonstrationsteilnehmer. Ein genau vorgegebenes Feld, das „zeitgleich nur von einer Person betreten werden darf“, wird dafür zur Verfügung gestellt. Diese „gesonderte Versammlungsfläche“ muss einen Mindestabstand von 4 Metern zum Eingang der Wache einhalten.
Auf dieser Fläche dürfen die Teilnehmer mit Kreide oder Kreidespray schreiben oder malen. Es ist jedoch ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass keine beleidigenden oder strafrechtlich relevanten Inhalte auf dem Pflaster hinterlassen werden dürfen. Die Polizei stellt klar, dass auch keine „polizeifeindlichen Inhalte“ auf das Pflaster gekreidet werden dürfen. Was genau darunter zu verstehen ist, bleibt jedoch unklar und könnte noch zu Diskussionen führen.
Die Ankündigung der Polizei wurde in den sozialen Medien rege diskutiert. Viele begrüßen die Möglichkeit, sich auf diese Weise gegen Polizeigewalt auszusprechen. Allerdings gibt es auch Bedenken hinsichtlich der Einschränkungen, die für die Aktion auferlegt wurden. Einige Kommentatoren auf Twitter und Reddit werfen der Polizei vor, das Recht auf freie Meinungsäußerung unnötig einzuschränken, während andere die Maßnahme als fair ansehen, um Konflikte zu vermeiden.
Die Polizei betont in ihrer Mitteilung, dass es zwar erlaubt sei, mit Kreide zu schreiben, jedoch strikt darauf geachtet werde, dass keine Inhalte hinterlassen werden, die die Polizei oder die Sicherheitskräfte in einem schlechten Licht darstellen. Es bleibt abzuwarten, wie weit diese Einschränkungen in der Praxis durchgesetzt werden und wie die Demonstranten darauf reagieren werden.
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Stand 28.06.2025:
Am Sonntag, den 29. Juni 2025, ist in Münster erneut eine Demonstration gegen Polizeigewalt geplant. Unter dem Motto „Polizeigewalt ankreiden“ wollen Aktivistinnen und Aktivisten auf das ihrer Meinung nach unverhältnismäßige Vorgehen der Polizei Münster bei vorangegangenen Protestaktionen aufmerksam machen. Die Veranstaltung soll ab dem Nachmittag vor der Polizeiwache an der Julius-Voos-Gasse in der Innenstadt stattfinden.
Im Zentrum der Demonstration steht wie schon bei den vorangegangenen Aktionen die Sprühkreide. Die Organisator:innen machen deutlich, dass es ihnen um ein friedliches Zeichen gegen Repression geht. In ihrer Ankündigung heißt es: „Die Polizei Münster prügelt wegen Kreide. Wir stehen solidarisch gegen Gewalt und Repression.“
Dieses Mal, so der Veranstalter, sei der Einsatz von Sprühkreide ausdrücklich erlaubt. Allerdings habe die Polizei die Bedingung gestellt, dass keine polizeifeindlichen Botschaften gesprüht werden dürfen. Damit reagiert die Polizei offenbar auf die kontroverse Diskussion rund um die Eskalation bei der Kreideaktion vom 24. Juni. Damals war es zu einem körperlichen Einsatz der Polizei gegen Demonstrierende gekommen – mehrere Personen wurden verletzt.
Der angekündigte Protest soll erneut auf kreative Weise Kritik äußern. Sprüche wie „Kreidemalen ist kein Verbrechen“ oder „Repression stoppen“ dürften erneut die Straße zieren. Die Erlaubnis zum Sprühen stellt dabei eine Neuerung dar: In früheren Fällen hatte die Polizei mündlich ein Verbot ausgesprochen, jedoch ohne dies schriftlich zu dokumentieren. Diese Unklarheit hatte bereits im Mai zu Diskussionen geführt.
Mit der aktuellen Duldung – unter Auflagen – versucht die Polizei offenbar, Deeskalation und Kommunikation stärker in den Vordergrund zu rücken. Ob das gelingt, wird sich am Sonntag zeigen. Denn die Kritik aus der Zivilgesellschaft bleibt laut: Viele Gruppen fordern eine unabhängige Aufarbeitung des Polizeieinsatzes Ende Juni und einen anderen Umgang mit antifaschistischem Protest.
Der Protest am Sonntag ist Teil einer Reihe von Veranstaltungen, die sich gegen den geplanten Neonazi-Aufmarsch der Partei „Die Heimat“ am 5. Juli richten. Bereits bei der Spontandemo am 24. Juni war deutlich geworden, wie stark die Vorwürfe gegenüber der Polizei Münster inzwischen politisiert sind. Die Verletzungen mehrerer Teilnehmender sowie der Vorwurf übermäßiger Gewaltanwendung haben in Münster für eine Welle der Solidarisierung gesorgt.
In diesem Zusammenhang wurde die Polizei aufgefordert, ihre Maßnahmen transparent aufzuarbeiten. Auch eine juristische Bewertung des bisherigen Vorgehens steht noch aus. Die Protestierenden wollen derweil weiter Druck ausüben – und setzen dabei auf öffentliche Sichtbarkeit durch kreative, aber friedliche Mittel.
Wie viele Menschen sich dem Aufruf zur Demonstration am 29. Juni anschließen werden, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Die Kritik an der Polizeigewalt in Münster hat inzwischen eine neue Dynamik erreicht. Die Kombination aus politischem Aktivismus, öffentlichem Raum und symbolischer Kreidekunst sorgt für Aufmerksamkeit – und möglicherweise auch für einen erneuten Konflikt zwischen Polizei und Zivilgesellschaft.