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Streit um Busverkehr im Martiniviertel: Dauerhafte Umleitung durch die Stiftsherrenstraße gefordert

Smog über Münster Nach einem rassistisch motivierten Angriff in einem Bus in Münster wurde der Angreifer festgenommen. Der Mann leistete erheblichen Widerstand gegen die Polizisten. Ab wann fährt die Ringlinie wieder? Ab dem 28. Oktober 2024 nimmt die Ringlinie Münster den Betrieb erneut auf. Die geplante Preiserhöhung beim Münster-Abo wurde begrenzt. Statt 32,50 Euro steigt der Preis maximal auf 31 Euro.
Foto: David Olef

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Im Herzen Münsters steht eine weitreichende Änderung des öffentlichen Nahverkehrs bevor – und sie sorgt bereits für Kritik. Der Fahrgastverband Pro Bahn Münsterland hat einen GO-Antrag beim Rat der Stadt Münster eingereicht. Ziel: Die derzeitige Baustellenumleitung der Linie 8 durch die Stiftsherrenstraße soll dauerhaft bestehen bleiben. Damit stemmt sich der Verband gegen die geplanten Routenänderungen nach Abschluss der Baumaßnahmen im Martiniviertel – und warnt vor erheblichen Nachteilen für Fahrgäste.

Baustellenumleitung bringt neue Dynamik

Seit dem 12. Mai 2025 fahren Busse der Linie 8 wegen Bauarbeiten nicht mehr über die Lotharingerstraße und Hörsterstraße, sondern rechts in die Stiftsherrenstraße. Direkt am Eingang dieser Straße wurde eine Ersatzhaltestelle eingerichtet, die von vielen Fahrgästen sofort angenommen wurde – insbesondere von Schülern des Adolf-Kolping-Berufskollegs.

Diese provisorische Linienführung sieht der Fahrgastverband nicht nur als pragmatische Baustellenlösung, sondern als zukunftsweisende Alternative. Der bisherige Weg vom Standesamt zum Bült war nur rund 300 Meter lang, doch der neue Plan sieht eine Route mit über 900 Metern Länge und fünf Ampelphasen vor – ein Verlust an Effizienz, so Pro Bahn.

Kritik an der neuen Linienführung nach der Baustelle

Die Stadtwerke Münster planen, die Linie 8 künftig nicht mehr direkt über die Hörsterstraße zum Bült zu führen. Stattdessen soll sie in entgegengesetzter Richtung über Fürstenbergstraße und Mauritzstraße fahren. Das verlängert nicht nur die Strecke, sondern verändert auch die Zielanbindung deutlich: Fahrgäste aus dem östlichen Kreuzviertel und vom Martiniviertel sollen dann nicht mehr direkt zur Eisenbahnstraße oder zum Hauptbahnhof gelangen, sondern zum Schlossplatz. Für viele bedeutet das: umsteigen oder lange Fußwege.

Auch die Rückfahrt in den Norden stellt ein Problem dar. Der Bus soll künftig über eng beparkte Nebenstraßen wie die Maximilianstraße geleitet werden, um wieder auf die Kanalstraße zu gelangen. Der Weg über die Neubrückenstraße wird dann nicht mehr bedient. Aus Sicht von Pro Bahn bedeutet das eine faktische Abkopplung des Quartiers vom Öffentlichen Verkehr.

Pro Bahn warnt vor weiterer Schwächung des Nahverkehrs

Für Werner Szybalski, Vorsitzender von Pro Bahn Münsterland, ist das ein klarer Rückschritt. Bereits mit der Umstellung der Linie 6 sei die Anbindung der Kanalstraße und des Martiniviertels spürbar verschlechtert worden. Er befürchtet, dass dieser Prozess sich mit der neuen Linienführung der Linie 8 weiter verschärft: „Die Kanalstraße und das Martiniviertel werden dann komplett abgehängt.“

Diese Kritik äußerte Szybalski nicht nur öffentlich, sondern auch schriftlich in einem ausführlichen Antrag an den Rat der Stadt Münster. Der Fahrgastverband fordert darin nicht nur die dauerhafte Beibehaltung der Umleitungsstrecke, sondern auch die Einrichtung einer festen Haltestelle an der Stiftsherrenstraße. Für zehn entfallende Anwohnerparkplätze, so der Vorschlag, solle es Ersatz im Tibus-Parkhaus oder in der Lotharingerstraße geben.

Regionalbusse sollen wieder bis in die Innenstadt fahren

Ein zentrales Anliegen von Pro Bahn betrifft auch die Regionalbuslinien S60 und X90. Seit deren Verkürzung enden sie am Hauptbahnhof – ein Umstand, der besonders ältere oder mobilitätseingeschränkte Menschen belastet. Das Ziel sei es, diese Linien wieder über die Eisenbahnstraße bis zum Bült zu führen. Die vorgeschlagene Bedarfshaltestelle Theater Münster könnte die Lücke zur Innenstadt schließen. Auch dort solle die Stiftsherrenstraße in die Linienführung einbezogen werden.

Die Stadt setzt auf grünere Quartiere – doch zu welchem Preis?

Die Stadt Münster verfolgt mit der Umgestaltung des Martiniviertels das Ziel, mehr Aufenthaltsqualität, Klimaschutz und Raum für Radfahrer und Fußgänger zu schaffen. Das begrüßt auch Pro Bahn grundsätzlich. Doch aus Sicht des Fahrgastverbands droht dabei der ÖPNV auf der Strecke zu bleiben. Der Verlust direkter Verbindungen in die Innenstadt, längere Fahrzeiten und mangelnde Haltestellen im Quartier widersprächen den Zielen der Verkehrswende.

E-Busse sorgen für leise Fahrt – Kritik an Lärmbelastung unhaltbar

Ein weiterer Punkt, den Szybalski entkräftet: die angeblich steigende Lärmbelastung durch Busse in der Stiftsherrenstraße. Die dort eingesetzten Fahrzeuge sind bereits elektrisch unterwegs, ebenso wie große Teile der Regionalbusflotte. Die Angst vor Lärm oder Abgasen sei nicht mehr zeitgemäß.

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