
Im Zentrum der Untreue-Anklage steht ein ehemaliger Mitarbeiter der Volt-Ratsgruppe, dem vorgeworfen wird, in seiner Zeit als Finanzverantwortlicher öffentliche Mittel in großem Umfang veruntreut zu haben. Im Mai 2025 wurde nun offiziell Anklage wegen Untreue durch die Staatsanwaltschaft Münster erhoben.
Laut Anklageschrift geht es um über 140 mutmaßliche Einzeltaten, die sich zwischen Juli 2021 und Anfang 2024 ereignet haben sollen. In diesem Zeitraum soll der damalige Finanzverantwortliche der Volt-Ratsgruppe immer wieder kleinere Beträge in die eigene Tasche umgeleitet haben. Die Schadenssumme beläuft sich laut Ermittlungen auf über 30.000 Euro – Geld, das ursprünglich aus dem städtischen Haushalt für die Arbeit der Ratsfraktion bereitgestellt wurde.
Die Volt-Ratsgruppe Münster ist Teil der Koalition mit SPD und Grünen im Stadtrat und erhält wie andere Fraktionen Mittel zur politischen Arbeit. Genau diese Gelder sollen zweckentfremdet worden sein – mutmaßlich über einen längeren Zeitraum und unbemerkt von den damaligen Kontrollmechanismen.
Bereits im Frühjahr 2024 hatte die Partei auf eigene Initiative eine interne Prüfung eingeleitet, nachdem Unregelmäßigkeiten in der Buchführung aufgefallen waren. Die darauffolgende Analyse bestätigte den Verdacht: Gelder waren verschwunden, Belege fehlten oder stimmten nicht mit den Transaktionen überein.
Nach Rücksprache mit einem Anwalt stellte Volt im Frühjahr 2024 Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Münster. Im Zuge der Ermittlungen wurden unter anderem die privaten Wohnräume des ehemaligen Mitarbeiters durchsucht, um Beweise sicherzustellen.
Die von der Staatsanwaltschaft Münster erhobene Anklage liegt nun dem Schöffengericht am Amtsgericht Münster vor. Dort wird geprüft, ob die Anklage zur Hauptverhandlung zugelassen wird. Angesichts der Vielzahl der Vorwürfe und der juristischen Komplexität rechnen Beobachter nicht mit einem Prozessbeginn noch im laufenden Jahr. Zusätzlich ist ein zivilrechtliches Verfahren zur Rückzahlung der veruntreuten Gelder denkbar.
Der Skandal hatte bereits 2024 Auswirkungen über Münster hinaus. Der Landesvorstand von Volt NRW kündigte eine umfassende Überprüfung aller Ratsgruppen und Fraktionen in Nordrhein-Westfalen an. In einer Mitteilung hieß es, man habe alle Gruppierungen aufgefordert, ihre Buchführungsprozesse offen zu legen und künftig durch externe Stellen prüfen zu lassen. Die Partei wolle aus dem Fall Konsequenzen ziehen und transparente Strukturen auf Landes- und Bundesebene stärken.
Auch Volt Deutschland zeigte sich damals erschüttert. Zwar betonte man die Unschuldsvermutung, hob aber zugleich hervor, dass eine transparente Aufklärung im Sinne der Partei und der demokratischen Verantwortung oberste Priorität habe.