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Hochsensibilität: ein tieferer Blick in die Welt der Reizverarbeitung

Du kennst sicher Menschen, die ihre Umwelt intensiver wahrnehmen als andere. Vielleicht beschreibst du dich selbst als hochsensibel. Aber was genau steckt dahinter?
Foto: Unsplash, Timon Studler

Du kennst sicherlich das Gefühl, wenn dir alles zu viel wird. Die Geräusche, die Lichter, die Menschen. Für manche ist das Alltag. Sie beschreiben sich als hochsensibel. Aber was genau bedeutet das eigentlich?

Was bedeutet Hochsensibilität?

Hochsensible Menschen nehmen ihre Umwelt intensiver wahr als andere. Sie spüren Reize, wie Geräusche, Licht oder soziale Interaktionen, stärker und reagieren darauf oft empfindlicher. Ihr Filter für äußere Einflüsse scheint offener zu sein, wodurch sie kleinste Veränderungen sofort bemerken. Dabei sind sie oft stärker emotional beteiligt, denken intensiver und länger über Dinge nach und verarbeiten Erlebnisse tiefer. Doch diese erhöhte Sensibilität hat auch ihre Schattenseiten. Oftmals fühlen sich hochsensible Menschen schnell überstimuliert, gestresst oder gar überfordert. Ein einfacher Supermarktbesuch kann für sie zur Herausforderung werden, sodass sie danach eine Pause zum Regenerieren brauchen.

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Ein Blick in die Wissenschaft

Hochsensibilität ist in der Wissenschaft ein spannendes, aber auch kontrovers diskutiertes Thema. Interessant ist, dass Wissenschaftler Hochsensibilität nicht als Krankheit oder Störung klassifizieren. Sie sehen es vielmehr als eine Persönlichkeitseigenschaft, die in gewisser Weise mit Introversion vergleichbar ist. Das Konzept der Hochsensibilität wurde erstmals 1997 von den US-Psychologen Elaine N. Aron und Arthur Aron vorgestellt. Elaine Aron vertrat die These, dass Hochsensibilität sogar vererbbar sein könnte.

Um herauszufinden, ob jemand hochsensibel ist, wurde ein spezieller Fragebogen entwickelt. Dieser Fragebogen, bekannt als „Highly Sensitive Person Scale“ (HSPS), wurde von Elaine Aron erstellt. Doch dieser Test ist nicht unumstritten. Kritiker argumentieren, dass auch Menschen mit anderen psychischen Zuständen, wie zum Beispiel Angststörungen, hohe Punktzahlen in diesem Test erreichen könnten.

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Zahlen und Fakten

Eine interessante Studie aus dem Jahr 2018 hat versucht, die Verteilung von Sensibilität in der Bevölkerung zu erfassen. Die Ergebnisse zeigten, dass etwa 30% der Menschen als niedrig sensibel eingestuft wurden, 40% als mittelsensibel und 30% als hochsensibel. Doch wo zieht man die Grenze? Es scheint, als gäbe es kein Schwarz oder Weiß, sondern nur ein Kontinuum von Sensibilität, auf dem jeder von uns sich irgendwo befindet.

Forschung und Zukunft

Obwohl das Thema Hochsensibilität in der Forschung noch relativ neu ist, gibt es bereits einige spannende Ansätze und Studien. Viele der bisherigen Untersuchungen stammen von Elaine Aron selbst, der Begründerin des Konzepts. Doch an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg wird aktuell intensiv in diesem Bereich geforscht. Dort möchte man die Tiefenverarbeitung von Hochsensiblen genauer unter die Lupe nehmen und verstehen, wie sie ihre Umwelt wahrnehmen und verarbeiten.

Chancen der Hochsensibilität

Hochsensibilität kann durchaus auch als eine Gabe betrachtet werden. Menschen, die hochsensibel sind, bringen oft besondere Fähigkeiten und Talente mit. Sie sind in der Regel sehr empathisch, haben ein feines Gespür für ihre Umwelt und können sich hervorragend in andere hineinversetzen. Das macht sie zu wertvollen Mitgliedern in Teams und in der Arbeitswelt, vorausgesetzt, die Bedingungen stimmen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Erforschung der Hochsensibilität uns zeigt, wie vielfältig und einzigartig die menschliche Erfahrung sein kann. Es ist ein spannendes Feld, das noch viele Geheimnisse birgt und uns in Zukunft sicherlich noch viele interessante Erkenntnisse liefern wird.