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Paracetamol Challenge TikTok: Warum dieser Trend lebensgefährlich ist

Paracetamol Challenge TikTok: Warum dieser Trend lebensgefährlich ist
Foto: Michal Jarmoluk

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Auf TikTok verbreitet sich derzeit die sogenannte Paracetamol Challenge – eine lebensgefährliche Mutprobe, bei der Jugendliche hohe Dosen des Schmerzmittels einnehmen und ihre Aktionen filmen. Ziel ist es, möglichst lange im Krankenhaus zu bleiben oder zu überleben, obwohl sie teils extreme Mengen konsumieren. Gesundheitsexperten warnen eindringlich vor diesem Trend, denn eine Überdosierung kann zu schweren Leberschäden oder sogar zum Tod führen.

Wie funktioniert die Paracetamol Challenge auf TikTok?

Teilnehmer der Challenge nehmen absichtlich eine viel zu hohe Dosis Paracetamol ein und dokumentieren ihre „Erfolge“ mit Videos auf TikTok. Viele filmen sich im Krankenhaus, zeigen Infusionsschläuche oder teilen, wie lange sie stationär behandelt werden. Besonders gefährlich ist, dass die Symptome einer Vergiftung erst mit Verzögerung auftreten. Während die Jugendlichen anfangs oft nur leichte Übelkeit oder Bauchschmerzen verspüren, kann sich innerhalb von 24 bis 48 Stunden eine akute Lebervergiftung entwickeln. Wird nicht rechtzeitig gehandelt, kann es zu Leberversagen kommen, das nur durch eine Transplantation oder intensive Notfallmedizin behandelt werden kann.

Warum ist eine Paracetamol-Überdosis so gefährlich?

Paracetamol gilt in der richtigen Dosierung als sicheres Medikament, doch bereits geringe Mengen über der empfohlenen Tagesdosis können schädlich sein. Die maximal zulässige Menge für Erwachsene liegt bei 4.000 mg pro Tag – das entspricht acht Tabletten. Bei der Paracetamol Challenge konsumieren Jugendliche jedoch oft zehn- bis zwanzigmal so viel, was die Leber überfordert und zur Bildung giftiger Abbauprodukte führt. Das größte Problem: Die ersten Symptome wie Unwohlsein oder Erbrechen wirken harmlos, während im Körper bereits irreversible Schäden entstehen.

Ärzte betonen, dass das Gegenmittel Acetylcystein nur innerhalb der ersten zehn Stunden nach der Überdosierung wirksam ist. Wer erst nach mehr als einem Tag in die Klinik kommt, hat oft kaum noch eine Chance auf eine vollständige Genesung. Fälle aus der Schweiz und Belgien zeigen, dass selbst nach erfolgreichen Notfallmaßnahmen Langzeitschäden bestehen bleiben.

Warnungen von Medizinern und Experten vor der Paracetamol Challenge auf TikTok

Medizinische Fachkräfte und Pharmazeuten schlagen Alarm. Dr. Elmar Kroth von Pharma Deutschland warnt: „Paracetamol ist ein gut verträgliches Schmerzmittel, solange die Dosierung eingehalten wird. Eine massive Überdosierung jedoch kann tödlich sein, da die Leber unbemerkt versagt.“ Besorgniserregend ist zudem, dass einige Jugendliche nicht nur durch Gruppenzwang an der Challenge teilnehmen, sondern sich auch gegenseitig dazu anstacheln, immer höhere Dosen zu konsumieren.

Eltern und Apotheker in der Verantwortung

Da Paracetamol in vielen Ländern rezeptfrei erhältlich ist, kommt Eltern, Lehrern und Apothekern eine wichtige Rolle bei der Prävention zu. Verdächtige Mehrfachkäufe von Jugendlichen sollten hinterfragt werden, und Eltern sollten mit ihren Kindern über die Gefahren von Medikamentenmissbrauch sprechen. Typische Symptome einer Vergiftung, wie Gelbsucht, ungewöhnliche Blutungen oder Verwirrtheit, sollten ernst genommen und sofort ärztlich abgeklärt werden.

In Belgien und der Schweiz gibt es bereits spezielle Nachsorgeprogramme für Jugendliche, die wegen einer Paracetamol-Überdosis behandelt wurden. Hier arbeiten Toxikologen und Psychologen zusammen, um erneute Vergiftungsfälle zu verhindern.

Forderungen nach strengeren Regulierungen aufgrund der Paracetamol Challenge auf TikTok

Angesichts der steigenden Zahl an Vergiftungsfällen diskutiert die EU-Kommission über eine Verschreibungspflicht für Paracetamol für Jugendliche unter 18 Jahren. In Deutschland setzen sich Pharma-Verbände für eine Begrenzung der Packungsgröße auf maximal zehn Tabletten ein, um unkontrollierten Missbrauch zu erschweren.

Ein besonders tragischer Fall aus der Schweiz zeigt, wie fatal die Challenge enden kann: Ein 16-Jähriger nahm 35 Tabletten Paracetamol ein und erlitt irreversible Leberschäden. Trotz einer Transplantation bleibt er dauerhaft arbeitsunfähig. Fälle wie dieser zeigen, dass nicht nur Aufklärung notwendig ist, sondern auch strengere Maßnahmen, um Jugendliche vor solchen lebensgefährlichen Trends zu schützen.