
Münster. Die Sicherheit an Radwegen ist seit Jahren ein Streitthema in Münster. Nun hat ein Erlass des NRW-Verkehrsministeriums die Diskussion neu entfacht. Poller und Sperrpfosten, die eigentlich Autos fernhalten sollen, gelten nach Ansicht der Landesregierung als Risiko für Radfahrende. Mehrere tödliche Unfälle in Westfalen haben gezeigt, wie gefährlich die Hindernisse sein können.
Auch die Stadt Münster musste handeln. An der beliebten Kanalpromenade in Hiltrup-Ost entfernte die Straßenverkehrsbehörde kürzlich zwei Sperrschranken und einen Poller. Betroffen ist die Einmündung „Im Hain“. Offiziell ist die Durchfahrt dort weiterhin für Autos und Motorräder gesperrt, doch anwohnerseitig wird kritisiert, dass der Weg nun faktisch wie ein zusätzlicher Ausgang aus dem Wohngebiet genutzt wird. Vor allem Zustelldienste sollen die Möglichkeit schnell erkannt haben.
Während die Verwaltung auf die Unfallgefahr durch Poller verweist – Schulterbrüche und schwere Stürze sind häufige Folgen – sehen viele Anwohner neue Risiken entstehen. Sie befürchten mehr Verkehr auf der Promenade und verweisen auf das ohnehin angespannte Miteinander von Radfahrern und Fußgängern. Insbesondere schnelle E-Bikes und Rennräder sorgen nach Einschätzung von Anwohnern für zusätzliche Gefahren.
Um die tatsächliche Situation besser einschätzen zu können, kündigte die Stadt Geschwindigkeitskontrollen und Verkehrszählungen an. Zum Einsatz kommt ein spezielles Seitenradarmessgerät, das sowohl die Geschwindigkeit als auch die Zahl von Rad- und Autofahrern erfasst. Erste Tests waren ungenau, nun sollen verlässliche Daten gewonnen werden. Im Netz kursieren bereits Hinweise, dass auf dem Teilstück zwischen Osttorbrücke und Ballonstartplatz Radler Geschwindigkeiten von über 50 Stundenkilometern erreichen können.
Der Fall in Hiltrup-Ost ist kein Einzelfall. Im gesamten Münsterland stehen Kommunen vor der gleichen Frage: Wie lassen sich Radwege vor unbefugtem Autoverkehr schützen, ohne Radfahrende durch Poller oder Schranken zu gefährden? Für Münster als „Fahrradstadt“ ist das Thema besonders sensibel, da hier täglich zehntausende Radfahrerinnen und Radfahrer unterwegs sind. Der Poller-Erlass zwingt Verwaltung und Politik, Lösungen zu finden, die Sicherheit und Verkehrstrennung gleichermaßen gewährleisten.