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Ein tödlicher Frühlingstag: Der Fall Dieter Zurwehme

Dieter Zurwehme wurde mehrfach festgenommen. Dennoch gelang es ihm, mehrere Menschen in Remagen zu töten.
Foto: Matthew Ansley

Table of Contents

Am 21. März 1999 nahm das Schicksal seinen verhängnisvollen Lauf. Es war ein sonniger Frühlingstag in Remagen, einer malerischen Stadt im nördlichen Rheinland-Pfalz. Viele Einwohner nutzten das schöne Wetter für Spaziergänge und genossen die friedliche Atmosphäre. Doch gegen 17 Uhr wurde diese Ruhe jäh unterbrochen. Passanten bemerkten, dass aus einem Fenster im zweiten Stock eines Reihenhauses in der Sinziger Straße Gegenstände herausgeworfen wurden. Neugierig und besorgt blieben einige stehen und sahen genauer hin. Zu ihrer Bestürzung erkannten sie eine Frau, die wild gestikulierte, aber keinen Laut von sich gab. Diese beunruhigenden Szenen führten dazu, dass einige Passanten die Polizei alarmierten. Kurz darauf trafen die Beamten ein und betraten das Haus. Was sie dort vorfanden, übertraf ihre schlimmsten Befürchtungen: Ein Bild des Grauens offenbarte sich ihnen.

Die Morde

Dieser Vorfall war der Anfang einer brutalen Verbrechensserie, die später als „Der Mörder von Remagen“ bekannt wurde. Dieter Zurwehme, ein Mann mit einer langen kriminellen Vergangenheit, stand im Zentrum dieser schrecklichen Ereignisse. Seine Taten lösten die größte Fahndung in der Geschichte der deutschen Polizei aus und erschütterten das Land.

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Der Mord an Kurt Schröder

Die erste Tat an diesem Tag ereignete sich in einer Villa direkt am Rhein, die gerade saniert wurde. Kurt Schröder, ein 71-jähriger Handwerker, kam jeden Tag zur Baustelle, um dort seine Arbeit zu verrichten. Am Morgen des 21. März betrat er das Haus und fand Dieter Zurwehme schlafend vor. Zurwehme hatte sich dort am Vorabend eingeschlichen, in der Annahme, das Haus würde übers Wochenende leer stehen.

Als Schröder ihn weckte und zur Rede stellte, reagierte Zurwehme sofort mit brutaler Gewalt. Er überwältigte Schröder, riss ihm das Telefon aus der Hand, als dieser versuchte, die Polizei zu rufen, und es entstand ein Gerangel. Zurwehme brachte Schröder zu Fall, fesselte ihn mit einem Bauband und stach ihm mehrfach in den Hals. Die Leiche bedeckte er anschließend mit Bauschutt und einem alten Regenschirm, den er zufällig fand. Dieser Mord war jedoch nur der Anfang.

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Die Morde an Paul und Rita Becker

Nach dem Mord an Kurt Schröder ging das Handy des Opfers plötzlich los. Am anderen Ende war Schröders Frau, Elisabeth Becker. Zurwehme nahm den Anruf entgegen und behauptete, Schröder könne gerade nicht ans Telefon kommen, er werde ihr den Grund persönlich erklären. Elisabeth Becker, die nichts ahnend in ihrer Wohnung in der Sinziger Straße war, gab ihm ihre Adresse.

Zurwehme begab sich sofort dorthin, in der Erwartung, bei Elisabeth Becker Geld zu finden. Was er nicht wissen konnte, war, dass Elisabeth Becker in der Zwischenzeit ihren Bruder Paul Becker und dessen Frau Rita verständigt hatte, die ebenfalls unterwegs zu ihr waren.

Als Zurwehme in der Wohnung ankam, traf er somit nicht nur auf Elisabeth Becker, sondern auch auf Paul und Rita. Er zog sofort seine Schreckschusspistole und bedrohte die drei, fesselte Paul Becker mit einer Handschelle und die beiden Frauen mit dem Klebeband, das er von der Baustelle mitgenommen hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits den Entschluss gefasst, alle Anwesenden zu töten, um seine Identität und seinen Aufenthaltsort zu verbergen.

Er drängte die drei ins Badezimmer. Paul Becker stieß er in die Badewanne, seine Frau Rita legte er davor auf den Boden. Elisabeth Becker brachte er ins Schlafzimmer, wo er sie brutal entkleidete und mit ihrer eigenen Strumpfhose fesselte. Dann stach er mehrfach mit einem Kampfmesser auf ihren Hals ein und ließ sie schwer verletzt zurück.

Der Mord an Elisabeth Becker

Zurwehme kehrte ins Badezimmer zurück, wo er die bereits gefesselten Paul und Rita Becker auf ähnlich grausame Weise ermordete. Er stach mehrfach auf sie ein, wobei er Paul Becker neben den Halsschlägen auch in die Brust stach.

Während Zurwehme mit den anderen Opfern beschäftigt war, schaffte es Elisabeth Becker, sich trotz ihrer schweren Verletzungen aus den Fesseln zu befreien und zum Fenster zu schleppen. Sie rief laut um Hilfe und warf Gegenstände, darunter einen Fernseher, aus dem Fenster, um Aufmerksamkeit zu erregen. Zurwehme, der ihre Schreie hörte, kehrte sofort zurück, packte sie und stach erneut mehrfach auf sie ein, bis er sicher war, dass sie tot war.

Die Flucht und Festnahme

Nach diesen grausamen Morden floh Zurwehme aus dem Haus. Elisabeth Becker wurde jedoch rechtzeitig von Passanten entdeckt und ins Krankenhaus gebracht, wo sie nach mehreren Tagen im Koma ihren Verletzungen erlag. Die Polizei startete sofort eine groß angelegte Fahndung nach dem flüchtigen Täter.

Zurwehme hielt sich über Monate hinweg versteckt und beging auf seiner Flucht weitere Verbrechen. Er überfiel Menschen, stahl Autos und vergewaltigte erneut. Die Polizei erhielt zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung, doch Zurwehme gelang es immer wieder, der Festnahme zu entkommen. Erst im August 1999 wurde er in Greifswald gefasst, als ein aufmerksamer Autofahrer ihn erkannte und die Polizei alarmierte. Zurwehme ergab sich ohne Widerstand und gestand seine Taten später in den Vernehmungen emotionslos und detailliert.

Der Prozess und die Strafe

Der Prozess gegen Dieter Zurwehme fand unter großem öffentlichen Interesse statt. Das Landgericht Koblenz verhandelte über seine Taten und die grausamen Details seiner Verbrechen wurden vor Gericht ausgebreitet. Ein Gutachter stellte fest, dass Zurwehme eine antisoziale Persönlichkeit besaß und eine hohe Gefahr bestand, dass er wieder schwere Verbrechen begehen würde. Diese Einschätzung führte zu einem klaren Urteil: Am 8. Juli 2000 wurde Dieter Zurwehme wegen vierfachen Mordes, Vergewaltigung, versuchten schweren Raubes und schweren Raubes in Tateinheit mit Freiheitsberaubung zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Zudem wurde die besondere Schwere der Schuld festgestellt und die Unterbringung in der Sicherungsverwahrung angeordnet.

Ein Leben hinter Gittern

Heute, im Alter von fast 80 Jahren, verbringt Dieter Zurwehme den Rest seines Lebens im Gefängnis. Trotz seines hohen Alters gilt er weiterhin als gefährlich. Während seiner Haftzeit erhielt er zahlreiche Liebesbriefe und heiratete sogar eine Frau, die von ihm fasziniert war. Diese Ehe, die eine düstere Note in seiner ohnehin schon erschütternden Geschichte darstellt, endete mit dem Tod seiner Frau.

Der Fall Dieter Zurwehme zeigt auf erschreckende Weise, wie tief menschliche Grausamkeit gehen kann. Er verdeutlicht aber auch die Herausforderungen und Fehler, die in der Strafverfolgung gemacht werden können. Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen gelang es einem verurteilten Mörder, erneut zu töten und ein Land in Angst und Schrecken zu versetzen.