
Münster gilt als eine der sichersten Großstädte Deutschlands, doch auch hier gibt es Unterschiede zwischen den Vierteln. Ein Blick auf die offiziellen Kriminalitätszahlen der letzten fünf Jahre (2019–2024) für Wohnungseinbrüche und Gewaltdelikte zeigt, welche Stadtteile besonders sicher sind – und wo die Hotspots liegen. Dabei werden positive wie negative Entwicklungen deutlich. Die Daten stammen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik Münster sowie Angaben der Stadt und des Landeskriminalamts NRW.
Insgesamt ist Münster im Landvergleich sehr sicher. Die Kriminalitätshäufigkeitszahl lag 2023 bei rund 10.856 Straftaten pro 100.000 Einwohner – damit rangiert Münster nur auf Platz 4 der zehn größten NRW-Städte (hinter Köln, Dortmund, Essen und Bonn). Die Aufklärungsquote der Polizei Münster erreichte 2023 mit gut 52 % den höchsten Wert seit zehn Jahren. 2024 ging die Gesamtzahl der Straftaten sogar erstmals seit 2021 wieder zurück (auf rund 33.274 Fälle, -4,46 %). Dennoch sind bestimmte Deliktbereiche zuletzt angestiegen – vor allem Gewaltkriminalität – und konzentrieren sich räumlich auf einige Brennpunkte.
Wohnungseinbruchdiebstahl (Wohnungs- und Hauseinbrüche) war in Münster während der Corona-Pandemie zeitweise auf historische Tiefstände gesunken, zog danach aber wieder an. 2019 wurden 323 Wohnungseinbrüche gemeldet – so wenige wie seit zehn Jahren nicht mehr. 2020 und 2021 sanken die Fallzahlen sogar weiter auf nur noch 278 bzw. 276 Fälle. Seit 2022 steigt die Zahl jedoch wieder deutlich: Im Jahr 2022 registrierte die Polizei 353 Einbrüche (+27,9 % ggü. Vorjahr). 2023 kam es zu 429 Einbrüchen – ein Plus von 21,5 %. Erst 2024 gab es wieder einen leichten Rückgang auf 409 Fälle. Trotz dieses Anstiegs liegen die Einbruchszahlen immer noch weit unter früheren Höchstständen; zum Vergleich: 2014 waren in Münster über 1.000 Einbrüche verzeichnet worden. Auffällig: Beinahe jeder zweite Einbruch bleibt im Versuchsstadium stecken (2020 waren es 48,9 % Versuche) – ein Indiz für verbesserte Sicherungsmaßnahmen. Die Aufklärungsquote bei Einbrüchen ist allerdings weiterhin niedrig (2024 nur ~16 %).
Noch deutlicher ist die Entwicklung bei den Gewaltdelikten. Unter Gewaltkriminalität versteht die Polizei schwere vorsätzliche Taten gegen Leib und Leben – darunter Raubüberfälle, gefährliche Körperverletzung, Tötungsdelikte sowie Vergewaltigung/sexualisierte Gewalt. 2019 wurden in Münster 781 Gewaltstraftaten registriert (PKS-Kategorie Gewaltkriminalität). Im ersten Corona-Jahr 2020 sank diese Zahl auf 708 Fälle (−9,3 %) – der niedrigste Stand seit langem. Doch seitdem steigt die Gewaltkriminalität kontinuierlich an: 2021 gab es 793 Fälle (+12 %), 2022 schon 1.022 Fälle (+28,9 %). Im Jahr 2023 verharrte das Niveau etwa auf diesem Wert (gut 1.030 Delikte). Für 2024 meldet die Polizei Münster erneut einen deutlichen Anstieg um ~14 % auf 1.170 Gewaltdelikte – das sind rund 65 % mehr Fälle als noch 2019. Insbesondere Delikte mit Messern nehmen zu: In 156 Fällen 2024 – 37 % mehr als im Vorjahr – wurde ein Messer als Tatmittel eingesetzt.
Diese Zahlen zeigen: Während Münster insgesamt sicher ist, haben bestimmte Kriminalitätsbereiche zuletzt zugenommen. Doch wo genau passieren diese Taten? Die Statistiken erlauben eine kleinteilige Analyse nach Stadtgebiet.
Ein positiver Befund vorweg: Viele der überwiegend wohngeprägten Stadtteile am Stadtrand verzeichnen sehr wenig Kriminalität. In Vierteln wie z.B. Nienberge, Roxel, Wolbeck, Handorf oder Gremmendorf bleibt das Niveau von Einbrüchen und Gewaltvorfällen seit Jahren niedrig. Diese oft dörflich geprägten Gebiete profitieren von engem nachbarschaftlichem Zusammenhalt und weniger anonymem Umfeld, was potenzielle Täter abschreckt. Oft schlagen Einbrecher lieber dort zu, wo sie ungestört arbeiten können – in den Randbezirken Münsters ist dies schwierig, weil Nachbarn wachsam sind und ungewöhnliche Vorgänge schnell bemerken. Entsprechend gering ist dort die Einbruchshäufigkeit. Konkrete Zahlen nach Stadtteil veröffentlicht die Polizei zwar nicht offen, aber die lokal wahrnehmbaren Vorfälle untermauern den Ruf dieser Viertel als sicher.
Auch Hiltrup, Münsters größter Stadtteil im Süden, gilt trotz seiner Größe als vergleichsweise sicher. Zwar kam es hier in den vergangenen Jahren vereinzelt zu Einbruchserien, doch die Polizei konnte Erfolge erzielen: So wurden 2024 zwei Fahrraddiebe auf frischer Tat ertappt; einer davon war für eine ganze Tatserie von 24 Diebstählen im Stadtteil Kinderhaus verantwortlich und wurde zu einer Haftstrafe verurteilt. Solche Ermittlungserfolge zeigen, dass die Behörden auch in den Wohnvierteln konsequent gegen Eigentumsdelikte vorgehen. Generell bestätigt die Polizei das gute Sicherheitsniveau: Münsters Anteil an allen Wohnungseinbrüchen NRW-weit lag 2020 bei nur 1,12 % – deutlich niedriger als Münsters Bevölkerungsanteil (1,77 %). Der damalige Polizeipräsident Rainer Furth bezeichnete Münster folglich als „sichere Stadt“.
Zusätzliche Sicherheit in Wohngebieten schaffen präventive Maßnahmen. Viele Haus- und Wohnungsbesitzer haben in mechanische Sicherungen investiert (etwa einbruchsichere Schlösser, Fensterriegel etc.), oft in Zusammenarbeit mit dem polizeilichen Kommissariat Vorbeugung. Die Polizei bietet regelmäßig Beratungen zum Einbruchschutz an und ruft die Bürger zu Wachsamkeit auf. So bleibt das Sicherheitsgefühl in Münsters Vororten hoch – Angsträume wie man sie aus manchen Großstädten kennt, sucht man in den reinen Wohnvierteln vergebens.
Wo also passieren die meisten Straftaten in Münster? Die Statistik zeigt klar: Brennpunkte sind vor allem die zentralen Lagen, allen voran das Bahnhofsviertel. Rund um den Hauptbahnhof konzentrieren sich zahlreiche Delikte im öffentlichen Raum. Bereits 2020 entfielen 22,7 % aller Gewaltstraftaten der Stadt auf das direkte Bahnhofsumfeld; 2021 waren es sogar 26,2 % der Gewaltdelikte. Neueste Zahlen untermauern diese Entwicklung: 2024 wurde fast die Hälfte aller Gewaltkriminalität im Bereich des Hauptbahnhofs verübt. Insbesondere abends und nachts am Wochenende kommt es dort gehäuft zu Körperverletzungen, Raubüberfällen oder Bedrohungen. Die Umgebung des Bahnhofs – von Einheimischen oft als Bahnhofsviertel bezeichnet – gilt daher als Münsters „gefährlichste“ Ecke.
Gründe dafür liegen auf der Hand: Hier treffen sich viele unterschiedliche Menschen (Reisende, Ausgehpublikum, Obdachlose, Szenegänger), es gibt Bars und Clubs in der Nähe (Hansaviertel/Hafen) und durch den Bahnhof auch überregional reisende Kriminelle. Die Polizei spricht von „besonderen Herausforderungen“ im Bahnhofsbereich. Ähnlich ist die Lage im angrenzenden Innenstadtbereich. In Münsters City – insbesondere rund um die Fußgängerzone und den Prinzipalmarkt – passieren zwar weniger Gewalttaten als am Bahnhof, aber dafür Diebstahlsdelikte (z.B. Taschendiebstahl) recht häufig. So ereigneten sich 2023 viele Taschendiebstähle „gerade im Bereich der Innenstadt und im Bahnhofsumfeld“, wo Täter in Menschenmengen leicht Beute machen. Insgesamt verzeichnete die Innenstadt (Altstadt) in den letzten Jahren eine erhöhte Kleinkriminalität, bleibt aber vergleichsweise sicher für schwere Gewalt.
Ein weiterer Hotspot ist das Hafenviertel südlich der Innenstadt. Dieses Ausgeh- und Partyviertel mit Clubs und Kneipen zieht am Wochenende viele Feiernde an – und mit steigendem Alkoholkonsum kommt es hier auch zu mehr Schlägereien oder Körperverletzungen. Laut Polizei lagen 2021 die Tatorte der Gewaltkriminalität auffällig häufig im Bereich Hafen (neben Bahnhof und City). Zwar sind die Fallzahlen dort absolut niedriger als am Hauptbahnhof, aber das Hafenareal bleibt ein Brennpunkt für Rohheitsdelikte im Nachtleben. Die Anwohner haben diese Problematik erkannt; es gibt Initiativen für mehr Präsenz von Ordnungsdienst und Polizei an Wochenendabenden, um das Sicherheitsgefühl zu stärken.
Interessant ist, dass einige als „sozial schwierig“ geltende Wohnviertel im Münsteraner Norden – etwa Coerde oder Kinderhaus – im öffentlichen Ruf schlechter dastehen, tatsächlich aber keine außergewöhnlich hohen Kriminalitätsraten aufweisen. Zwar kommen hier vereinzelt Vorfälle vor (z.B. Drogenhandel im Coerder Zentrum oder Jugendgruppengewalt auf öffentlichen Plätzen), doch die Zahlen liegen weit hinter den genannten Innenstadt-Hotspots. So konnte etwa die oben erwähnte Diebstahlserie in Kinderhaus 2024 durch schnelle Polizeiarbeit beendet werden. In Coerde, das einen eigenen kleinen Brennpunkt hat (das Einkaufszentrum mit angrenzendem Umfeld), gibt es intensive Sozialarbeit und Polizeipräsenz, wodurch schwere Delikte selten geworden sind. Münster hat kein klassisches No-Go-Area – selbst die als unsicher geltenden Viertel (Berg Fidel, Kinderhaus, Coerde) sind im Vergleich zu Problemvierteln anderer Großstädte eher gemäßigt. Ein Reddit-Nutzer fasste es scherzhaft so zusammen: „Münster ist sicherer als manche Mitbürger propagieren – selbst in Coerde hatte ich bisher keine Probleme“.
Trotz einiger besorgniserregender Entwicklungen (etwa der Anstieg der Gewaltkriminalität seit 2022) gibt es auch ermutigende Trends. So sind z.B. die Straftaten im öffentlichen Raum – wozu viele Delikte an Bahnhof, Innenstadt und auf Straßen zählen – zuletzt deutlich zurückgegangen. 2023 registrierte die Polizei knapp 1.000 Taten weniger im öffentlichen Raum als 2022 (9.497 statt 10.460 Fälle). Dies führt die Polizeiführung auf ihre Strategie zurück, Brennpunkte frühzeitig zu erkennen und gezielt zu bearbeiten. Konkret wurden seit 2022 im Bahnhofsviertel zwei Ermittlungskommissionen eingesetzt, die mit verdeckten und offenen Maßnahmen gegen Drogenhandel und Straßenkriminalität vorgingen. Bis Ende 2023 konnten durch diese spezialisierten Ermittlungsteams bereits 182 Tatverdächtige im Bahnhofsumfeld festgenommen werden. Die Folge: 2024 sanken in Münster viele Deliktzahlen oder stagnierten, anstatt weiter zu steigen.
Insbesondere die Jugendkriminalität wurde erfolgreich eingedämmt. 2024 sank die Zahl tatverdächtiger Kinder und Jugendlicher um über 13 % auf 2.218 – besonders bei den 14–18-Jährigen gab es ein deutliches Minus (−18,6 %). Polizei und Stadt führen dies auf präventive Projekte (Haus des Jugendrechts, intensive Sozialarbeit in kinderreichen, sozial schwächeren Stadtteilen) zurück. Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf sieht darin ein sehr gutes Zeichen für Münster.
Auch gegen die Probleme am Hauptbahnhof werden zusätzliche Schritte unternommen. Seit 2023 wird die Ostseite des Bahnhofs mit mobiler Videoüberwachung beobachtet, um Drogendelikte und Gewalttaten dort aufzuzeichnen und Täter schneller zu fassen. Zudem hat die Polizei 2024 angekündigt, eine Waffenverbotszone rund um den Bahnhof einzurichten. Damit soll verhindert werden, dass Messer und andere gefährliche Gegenstände überhaupt in das Viertel gebracht werden. Dieses Verbot – flankiert von verstärkten Kontrollen – ist Teil der Null-Toleranz-Strategie der Polizei Münster im Bahnhofsbereich. Schon jetzt zeigen sich erste Erfolge: „Es gibt bereits positive Veränderungen, die wir klar auf unser gemeinsames Handeln zurückführen können“, erklärt Polizeipräsidentin Dorndorf zum Sicherheitsgipfel von Stadt und Polizei im Oktober 2024. Stadt und Ordnungspartner arbeiten eng mit der Polizei zusammen (u.a. Runder Tisch Bahnhofsviertel), um das Umfeld heller, sicherer und attraktiver zu gestalten.
Schließlich bleibt Münster auch dank seiner engagierten Bürgerschaft sicher. Viele Münsteranerinnen und Münsteraner beteiligen sich an Initiativen wie „Münster gegen Einbruch“ oder achten im Alltag auf ihre Nachbarschaft. Die Polizei appelliert: „Wohnung sichern, aufmerksam sein, und ohne Hemmungen 110 wählen!“ – durch solche Mithilfe können Taten verhindert oder aufgeklärt werden.
Münster ist im Gesamtbild eine sichere Stadt, was offizielle Zahlen bestätigen. Doch selbst hier existieren lokale Unterschiede: Während ländlich geprägte Randgebiete und reine Wohnviertel wie Handorf, Nienberge oder Wolbeck nahezu unbehelligt bleiben, konzentrieren sich Kriminalitätsphänomene vor allem im Bahnhofsviertel, in Teilen der Innenstadt und im Hafen-Nachtleben. Positiv ist, dass Polizei, Stadt und Bürgergemeinschaft auf diese Brennpunkte reagieren – mit Prävention, Präsenz und Projekten. Die vergangenen fünf Jahre zeigen sowohl Höhen als auch Tiefen in der Kriminalitätskurve Münsters. Aktuell deutet vieles darauf hin, dass verstärkte Sicherheitsmaßnahmen Früchte tragen: 2024 gingen die Straftaten insgesamt zurück, die Aufklärungsquote erreichte Rekordwerte, und Münster konnte seinen Status als lebenswert sichere Stadt behaupten. Gleichwohl bleibt das Ziel, auch die letzten „unsicheren“ Ecken sicherer zu machen, damit sich alle Bürgerinnen und Bürger – ob in Coerde oder im Bahnhofsviertel – uneingeschränkt wohl und sicher fühlen können.
Quellen: Polizeiliche Kriminalstatistik Münster 2019–2024, Pressemitteilungen der Polizei Münster, WDR, Stadt Münster (Statistikportal und Sicherheitskonzept Bahnhofsumfeld).