
In Münster sorgt eine Pflanze derzeit für große Besorgnis bei Umweltbehörden, Landwirt:innen und Naturschützer:innen: der Riesen-Bärenklau. Die auch als Herkulesstaude bekannte Art ist nicht nur ein invasiver Neophyt, der heimische Pflanzenarten verdrängt, sondern stellt auch ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko dar. Besonders in den Sommermonaten steigt die Gefahr für Mensch und Umwelt. Die Stadt Münster hat daher umfangreiche Maßnahmen ergriffen, um die Ausbreitung einzudämmen – und ruft Bürger:innen zur aktiven Mithilfe auf.
Der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) stammt ursprünglich aus dem Kaukasus und wurde im 19. Jahrhundert als Zierpflanze nach Europa eingeführt. Aufgrund seines imposanten Wuchses – die Pflanze kann bis zu vier Meter hoch werden – fand sie schnell Verbreitung in Parks und Gärten. Heute gilt sie als eine der gefährlichsten invasiven Pflanzenarten Europas. In Deutschland und speziell in Münster hat sich der Riesen-Bärenklau vor allem entlang von Flussufern, Straßenrändern und auf Brachflächen etabliert.
In Münster findet man den Riesen-Bärenklau vor allem an den Ufern von Angel, Werse und Aa. Aber auch an Straßenrändern, Feldwegen, Böschungen und in wenig gepflegten Grünanlagen kann man auf die Pflanze stoßen. Besonders problematisch: Die Samen der Herkulesstaude sind äußerst langlebig und können durch Wind, Wasser oder Tiere weiträumig verbreitet werden. Selbst einzelne Pflanzen können Tausende von Samen bilden.
Die Stadt Münster dokumentiert bekannte Standorte systematisch. Eine digitale Karte mit aktuellen Funden dient dem Umweltamt als Grundlage für gezielte Bekämpfungsaktionen.
Der größte Risikofaktor für die Bevölkerung ist der Pflanzensaft des Riesen-Bärenklaus. Dieser enthält sogenannte Furocumarine – chemische Verbindungen, die bei Hautkontakt in Verbindung mit Sonnenlicht phototoxisch wirken. Bereits wenige Tropfen können schwere Reaktionen auslösen:
Rötungen und Schwellungen
Blasenbildung ähnlich einer Verbrennung
Starke Schmerzen und langfristige Narben
In besonders empfindlichen Fällen sogar Fieber und Kreislaufprobleme
Insbesondere Kinder, Hundehalter:innen, Jogger:innen und Spaziergänger:innen entlang der Werse sollten auf derartige Pflanzen achten und bei Verdacht Abstand halten.
Wer die Pflanze frühzeitig erkennt, kann einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung leisten. Typische Erkennungsmerkmale sind:
Wuchshöhe bis zu vier Meter
Große, weiße, schirmförmige Blütendolden (bis 50 cm Durchmesser)
Gefiederte, grob gezähnte Blätter mit bis zu einem Meter Länge
Behaarter Stängel mit auffälligen rötlich-lila Flecken
Diese Merkmale unterscheiden den Riesen-Bärenklau deutlich von heimischen Arten wie dem Wiesen-Bärenklau, der deutlich kleiner und weniger giftig ist.
Bereits seit 2006 geht die Stadt Münster aktiv gegen die Ausbreitung des Riesen-Bärenklaus vor. Zuständig ist das Amt für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit, das in Zusammenarbeit mit dem Tiefbauamt befallene Flächen regelmäßig kontrolliert und gezielte Bekämpfungsmaßnahmen durchführt. Dabei gilt: Je früher die Pflanze entdeckt und entfernt wird, desto wirksamer kann eine weitere Ausbreitung verhindert werden.
Die wichtigsten Schritte im Kampf gegen den Riesen-Bärenklau in Münster sind:
Ausgraben der Pflanzen vor der Blüte: Der Wurzelstock muss mindestens 10–15 cm tief entfernt werden
Entfernung der Blütenstände vor der Samenreife
Regelmäßige Nachkontrollen an bekannten Standorten
Schulungen von Mitarbeitenden in Grünflächenämtern und Bauhöfen
Private Grundstückseigentümer:innen, Landwirt:innen und Anwohner:innen entlang der Werse sind aufgerufen, die Stadt zu unterstützen – jedoch unter bestimmten Voraussetzungen. Unsachgemäßer Umgang kann die Situation verschlimmern oder zu Verletzungen führen.
Wichtige Schutzmaßnahmen bei der Entfernung:
Tragen von langer, dichter Schutzkleidung (insbesondere Handschuhe, lange Ärmel und Hosen)
Arbeiten nur bei bedecktem Himmel oder in den frühen Morgen- bzw. späten Abendstunden
Schutz von Gesicht und Augen vor Pflanzensaft
Entsorgung ausschließlich über den Restmüll – niemals auf dem Kompost!
Wer sich bei der Entfernung unsicher ist, sollte den Fund unbedingt melden und keinesfalls selbst aktiv werden.
Die Stadt Münster bittet alle Bürger:innen um Unterstützung. Wer den Riesen-Bärenklau entdeckt, sollte den Fund möglichst umgehend an das Amt für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit melden:
Ansprechpartnerin: Johanna Klose
📧 E-Mail: KloseJ@stadt-muenster.de
📞 Telefon: 0251 / 492-6865
Je mehr Meldungen eingehen, desto besser kann die Stadt auf neue Vorkommen reagieren und die Eindämmung koordinieren.
Der Riesen-Bärenklau steht auf der EU-Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung. Damit ist seine Vermehrung, Anpflanzung, Weitergabe und Freisetzung streng verboten. In vielen Fällen können auch Grundstückseigentümer:innen verpflichtet werden, entsprechende Vorkommen zu beseitigen – auf eigene Kosten.
Die Stadt Münster ruft zur Mithilfe auf. Besonders gefragt sind:
Landwirt:innen mit angrenzenden Flächen
Kleingärtner:innen
Grundstückseigentümer:innen in Stadtrandlagen
Anwohner:innen entlang bebauter Werse-Abschnitte
Nur durch gemeinsame Anstrengung lässt sich das Problem nachhaltig eindämmen.
Der Riesen-Bärenklau in Münster ist eine ernste Bedrohung für Mensch und Natur. Er verursacht schmerzhafte Hautreaktionen, gefährdet die Artenvielfalt und breitet sich unkontrolliert aus, wenn nicht rechtzeitig gehandelt wird. Die Stadt Münster geht konsequent dagegen vor, ist aber auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen.