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Kritik an LEG: Münsteraner Mieter sollen für grüne Gewinne zahlen

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Foto: Willfried Wende

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Kostenexplosion durch Luft-Luft-Wärmepumpen

Münster. In einer Siedlung der LEG Immobilien SE in Münster soll in den kommenden Monaten die Umstellung von Gasthermen auf Luft-Luft-Wärmepumpen erfolgen. Was auf den ersten Blick nach einem Beitrag zur Wärmewende klingt, könnte für viele Mieter teuer werden. Nach Recherchen des ARD-Magazins „Panorama“ und Berechnungen des Deutschen Mieterbundes (DMB) steigen die Heizkosten bei diesem Modell drastisch – zum Teil um das Doppelte oder gar Dreifache.

Deutlich höhere Grundkosten für LEG-Mieter

Laut dem DMB verlangt die LEG für die neuen Heizgeräte einen monatlichen Grundpreis von 1,65 Euro pro Quadratmeter. Für eine 85-Quadratmeter-Wohnung bedeutet das rund 140 Euro im Monat – ohne die eigentlichen Stromkosten für den Betrieb der Wärmepumpe. In vielen Fällen übersteigen diese Grundkosten bereits die bisherigen Gesamtheizkosten der Mieter. Besonders brisant: Auch für die Siedlung in Münster sind diese Maßnahmen angekündigt. In anderen Städten wie Krefeld und Leverkusen wurden die Geräte bereits verbaut.

Mieterbund schlägt Alarm: Steigende Kosten für alle

Max Fuhrmann vom Deutschen Mieterbund hat die Preisentwicklung in einer LEG-Siedlung in Münster über drei Jahre hinweg analysiert. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Alle Mieter müssen mit steigenden Kosten rechnen. Für manche bedeutet die neue Technik eine finanzielle Mehrbelastung von bis zu 150 Prozent. Die LEG hingegen bestreitet die Vorwürfe und verweist auf die noch ausstehenden Jahresabrechnungen.

Wärmewende als Geschäftsmodell?

Kritik ruft nicht nur die Preisgestaltung hervor, sondern auch das dahinterstehende Geschäftsmodell. Die LEG hat eine Tochtergesellschaft namens EnergieServicePlus gegründet, die den Strom für die Wärmepumpen liefert und direkt mit den Mietern abrechnet. Dabei handelt es sich um sogenanntes Wärme-Contracting – Mieter können ihren Stromanbieter nicht frei wählen. Gleichzeitig kündigte der Konzern an, mit der Wärmeversorgung künftig Gewinne erzielen zu wollen. In ihrem Geschäftsbericht nennt die LEG ein Ziel von 20 Millionen Euro zusätzlichem Ertrag bis 2028 – durch sogenannte „Green Ventures“.

Zweifel an der versprochenen Kostenneutralität

Zwar hatte die LEG ihren Mietern ursprünglich zugesagt, dass sich die Heizkosten durch die neue Technik nicht erhöhen würden. Diese „Kostenneutralität“ ist jedoch an Bedingungen geknüpft. So sollen auch „zukunftsbezogene Preisentwicklungen“ berücksichtigt werden – eine Formulierung, die aus Sicht von Kritikern viel Spielraum lässt. Tatsächlich scheint der Konzern laut interner Unterlagen die bisherigen Verbrauchsdaten der Mieter teils massiv überschätzt zu haben. Das erklärt zumindest teilweise die enormen Preisunterschiede.

LEG rudert zurück: Einbau in Münster vorerst gestoppt

Auf Nachfrage von „Panorama“ hat ein Unternehmenssprecher nun erklärt, dass der geplante Einbau der Luft-Luft-Wärmepumpen in der Siedlung in Münster vorerst ausgesetzt werde. Man wolle mit den Mietern in den Dialog treten und die tatsächliche Verbrauchsbasis neu ermitteln. Auch eine Rückerstattung zu viel gezahlter Beiträge wurde in Aussicht gestellt. Ob dies tatsächlich geschieht, bleibt abzuwarten.

Einordnung: Ein Fall mit bundesweiter Relevanz

In ganz Deutschland werden rund vier Millionen Wohnungen mit dezentralen Gasthermen beheizt. Die LEG sieht in der Umstellung auf LLWP ein lukratives Geschäftsfeld – auch weil sie staatliche Förderungen in Höhe von 30 Prozent der Investitionskosten erhält. Doch der Fall in Münster zeigt exemplarisch, wie die soziale Dimension der Wärmewende vernachlässigt wird, wenn wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen.

Wärmewende ja – aber nicht zu Lasten der Mieter

Die Umstellung auf klimafreundliche Heizsysteme ist ein wichtiger Bestandteil der Energiewende. Doch der Fall der LEG in Münster wirft die Frage auf, wer am Ende die Kosten trägt. Wenn staatliche Fördermittel und grüne Technik vor allem den Konzerngewinnen dienen, während die Mieter zur Kasse gebeten werden, droht das Vertrauen in die Wärmewende zu erodieren. Der angekündigte Dialog mit den Mietern ist ein erster Schritt – entscheidend wird jedoch sein, ob diesem auch faire Lösungen folgen.

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