
Münster. Die Zahl der Kirchenaustritte in Münster bleibt hoch, auch wenn sie im Vergleich zum Vorjahr spürbar zurückgeht. Das zeigen aktuelle Zahlen des Landtags Nordrhein-Westfalen. Im ersten Halbjahr 2025 verzeichnete das Amtsgericht Münster insgesamt 1.806 Austritte. Damit liegt die Stadt zwar deutlich unter den Rekordwerten von 2024, doch die Zahl bleibt historisch betrachtet außergewöhnlich hoch.
Im ersten Quartal 2025 traten 1.139 Menschen in Münster aus den Kirchen aus. Im zweiten Quartal waren es 667. Zusammen ergibt das 1.806 Austritte. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2024 meldete das Amtsgericht Münster noch rund 2.540 Kirchenaustritte. Damit sind die Zahlen innerhalb eines Jahres um etwa 29 Prozent gesunken. Der Trend passt zum landesweiten Bild: In ganz Nordrhein-Westfalen ging die Zahl der Kirchenaustritte von über 87.000 im ersten Halbjahr 2024 auf knapp 79.000 im ersten Halbjahr 2025 zurück.
Trotz des Rückgangs liegt die Zahl der Kirchenaustritte in Münster weiterhin auf einem Niveau, das deutlich über den Werten vergangener Jahre liegt. Vor 2020 bewegten sich die Austritte meist zwischen 1.500 und 2.000 pro Jahr. Heute erreicht Münster diese Größenordnung bereits nach sechs Monaten. Besonders die Jahre 2022 und 2023 sorgten für neue Höchststände. Allein im Jahr 2024 wurden in Münster rund 4.500 Kirchenaustritte registriert – der höchste Wert seit Beginn der Erfassungen.
Die anhaltend hohen Zahlen stehen im Zusammenhang mit dem tiefgreifenden Vertrauensverlust in die Amtskirchen. Diskussionen über Missbrauchsskandale, Kirchenfinanzen und eine zunehmende gesellschaftliche Distanz zu religiösen Institutionen haben viele Menschen zum Austritt bewegt. Auch wenn die Welle aktuell etwas abnimmt, zeigen die Daten aus Münster, dass die Entwicklung langfristig nicht gestoppt ist. Die Amtskirchen verlieren weiterhin Mitglieder, wenn auch etwas langsamer als noch vor wenigen Jahren.
Nicht nur in Münster, auch im gesamten Münsterland bleibt das Thema aktuell. Im Landgerichtsbezirk Münster, zu dem auch Städte wie Warendorf, Rheine, Steinfurt und Coesfeld gehören, wurden im ersten Halbjahr 2025 insgesamt 8.586 Kirchenaustritte registriert. Damit liegt die Region weiterhin deutlich über den Zahlen früherer Jahre. Besonders auffällig ist der Rückgang in Münster selbst, während andere Städte wie Rheine oder Steinfurt vergleichsweise stabile Werte zeigen.