
Münster. Ein Forscherteam der Fachhochschule Münster hat gemeinsam mit Industriepartnern untersucht, wie sich Schweinegülle effizienter zur Biogaserzeugung nutzen lässt. Das Verbundprojekt MOVE („Ökonomische und technische Optimierung der anaeroben Vergärung von Schweinegülle“) lief von März 2022 bis Februar 2025 und wurde vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat gefördert. Projektpartner waren die GEA Westfalia Separator Group GmbH sowie die R. Wessendorf Agrar-Service und -Handel GmbH & Co. KG. Ziel war es, die Nutzung von Wirtschaftsdüngern technisch, ökologisch und wirtschaftlich zu verbessern. Die Ergebnisse sind nun in einer Handreichung veröffentlicht worden.
Im Zentrum der Forschung stand die Frage, wie sich das in Schweinegülle enthaltene Biomethanpotenzial besser ausschöpfen lässt. Dafür analysierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedene Substrate, Lager- und Behandlungsverfahren sowie logistische Abläufe. In Workshops mit Landwirten und Fachleuten wurden zunächst bestehende Hemmnisse der Güllevergärung erfasst. Anschließend folgten umfangreiche Labor- und Praxistests an vier Biogasanlagen. Dabei kamen verschiedene Verfahren zur Vorbehandlung der Gülle zum Einsatz – darunter Pressschneckenseparator, Feinfilter, Dekanterzentrifuge und Sedimentation.
Nach den Richtlinien der VDI 4630 bestimmten die Forschenden das Biomethanpotenzial der Proben. Zusätzlich wurden Transportwege, Lagerzeiten und Entmistungssysteme ausgewertet, um den gesamten Prozess von der Stallhaltung bis zur Biogasanlage abzubilden.
Ein zentrales Ergebnis ist die deutliche Abnahme des Methanpotenzials bei längerer Lagerung. Schon nach einer Woche gingen etwa 50 Prozent des möglichen Ertrags verloren, nach rund 70 Tagen bis zu 90 Prozent. Frische Substrate bieten also erhebliche Vorteile. Besonders hohe Methanerträge zeigten Ferkel- und Mischgülle, während Sauengülle deutlich niedrigere Werte aufwies.
Als besonders effizient erwies sich die Dekanterzentrifuge: Sie erreichte die höchsten Abscheidegrade bei Trockenmasse und Rohmasse und steigerte die Methanausbeute erheblich. Die Verfahren Pressschnecke und Feinfilter erwiesen sich zwar als einfacher und kostengünstiger, blieben jedoch in der Wirksamkeit zurück. Laut der Handreichung ist die Kombination mehrerer Maßnahmen – etwa Kot-Harn-Trennung, kürzere Entleerungsintervalle und Güllekühlung – technisch vielversprechend, da sie die Substratqualität spürbar verbessert.
Neben der Technik untersuchte das MOVE-Team auch betriebliche und ökonomische Faktoren. Ein wichtiger Befund: Gemeinschaftsanlagen, in denen mehrere Betriebe ihre Gülle gemeinsam verwerten, bieten deutliche Vorteile. Sie ermöglichen eine gleichmäßigere Substratqualität, geringere Investitionskosten pro Betrieb und eine effizientere Logistik. Besonders in Regionen mit hoher Tierdichte könnten solche Kooperationen künftig eine zentrale Rolle spielen.
Dennoch bleibt die Wirtschaftlichkeit der Güllevergärung laut Projektbericht eine Herausforderung. Solange die rechtlichen und förderpolitischen Rahmenbedingungen keine stärkere Unterstützung bieten, lohne sich die reine Vergärung von Schweinegülle häufig nur als Teil eines größeren Anlagenkonzepts mit Mischsubstraten.
Das Projekt MOVE zeigt, dass technologische Innovationen und organisatorische Kooperationen den Einsatz von Schweinegülle zur Energiegewinnung deutlich verbessern können. Die vorgestellten Maßnahmen sind praxisnah und lassen sich schrittweise umsetzen. Langfristig könnte die optimierte Vergärung nicht nur zur Reduktion von Methanemissionen beitragen, sondern auch die Energieeffizienz in der Landwirtschaft erhöhen. Die Fachhochschule Münster will die Forschung auf diesem Gebiet fortsetzen und weitere Feldversuche anstoßen.