NRW will die Sanierung von Straßen und Brücken deutlich beschleunigen und investiert massiv in eine Modernisierungsoffensive. Angesichts des Alters vieler Bauwerke und des zunehmenden Verfallszustands setzt das Land auf innovative Maßnahmen und neue Ausschreibungsverfahren. Doch ist das genug, um den großen Sanierungsbedarf zu decken?
Nordrhein-Westfalen hat 220 Millionen Euro für die Sanierung seiner Brücken bereitgestellt. Der Zustand vieler Brücken im Land erfordert umfangreiche Reparaturen und Neubauten. Von den insgesamt rund 400 sanierungsbedürftigen Brücken in NRW sind derzeit 46 in Bau oder in Planung. Besonders kritisch ist der Zustand von fast 300 Brücken, die so stark beschädigt sind, dass sie vollständig neu errichtet werden müssen.
Auch im Bereich der Straßensanierung zeigt sich NRW aktiv. Bis Ende September 2024 wurden bereits 246,2 Kilometer Straßen saniert – eine Investition, die bisher Kosten von etwa 260 Millionen Euro verursacht hat. Mit insgesamt 4.417 Kilometern Bundesstraßen und 13.059 Kilometern Landesstraßen verfügt NRW über ein weit verzweigtes Straßennetz. Ein Drittel der Landesstraßen ist dabei dringend sanierungsbedürftig, da die Schäden häufig tiefergehende Reparaturen erfordern.
Viele Straßen und Brücken in NRW stammen aus den 1960er bis 1980er Jahren. Sie zeigen nicht nur oberflächliche Schäden, sondern tiefergehende Risse und Belastungen, die den gesamten Untergrund betreffen. Einfachere Reparaturen reichen oft nicht mehr aus. Gründlichere Sanierungsansätze sollen langfristige Stabilität sichern und die Verkehrswege effizienter machen.
Um die Sanierungen zu beschleunigen, setzt NRW auf sogenannte funktionale Ausschreibungen. Dabei werden nicht die technischen Details, sondern das Endergebnis spezifiziert, was flexiblere Bauweisen ermöglicht. Zudem kommen innovative Verfahren wie die Vorfertigung von Bauteilen zum Einsatz, um die Bauzeit erheblich zu verkürzen. In Münster zeigte sich der Erfolg: Die Bauzeit einer Brücke konnte von vier auf zweieinhalb Jahre reduziert werden.
Ein weiteres Hindernis für den Erfolg der Sanierungsoffensive in NRW ist der Fachkräftemangel. Seit 2021 hat das Land über 1.000 neue Mitarbeitende eingestellt, um die großen Bauprojekte zu stemmen. Fachkräfte werden sogar aus dem Ausland rekrutiert, unter anderem durch Kooperationen mit Universitäten in Spanien. Ausbildungs- und Studienprogramme sollen helfen, die benötigten Fachkräfte langfristig an NRW zu binden.