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Masernhöchststand in Europa – die Lage in Deutschland und Münster

Die Masern sind und bleiben in NRW auf dem Vormarsch. Zuletzt stiegen die Masernfälle deutlich an.
Foto: Gerd Altmann

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Die Zahl der Masernfälle in Europa hat im vergangenen Jahr einen Höchststand erreicht. Noch nie seit fast drei Jahrzehnten wurden so viele Erkrankungen registriert. Experten schlagen Alarm, denn die Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit, sondern eine hoch ansteckende Infektion mit potenziell schweren Komplikationen. Besonders besorgniserregend ist, dass sich die Zahl der Fälle innerhalb eines Jahres verdoppelt hat. In Deutschland gibt es zwar eine Impfpflicht gegen Masern, doch die steigenden Infektionszahlen zeigen, dass noch immer nicht genügend Menschen geschützt sind. Wie entwickelt sich die Lage hierzulande und speziell in Münster? Welche Herausforderungen gibt es bei der Umsetzung der Impfpflicht?

Zahl der Masernfälle in Europa verdoppelt

In der europäischen Region der Weltgesundheitsorganisation wurden im vergangenen Jahr mehr als 127.000 Masernfälle gemeldet. Das ist mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Besonders betroffen sind Kinder unter fünf Jahren. Die Masern sind so ansteckend, dass nahezu jeder, der nicht geimpft ist, sich nach Kontakt mit dem Virus infiziert. Gerade in Ländern mit niedrigen Impfquoten breitet sich die Krankheit rasant aus.

Die steigenden Fallzahlen sind zum Teil auf Impflücken zurückzuführen. Während der Coronapandemie wurden viele Routineimpfungen aufgeschoben, was nun dazu führt, dass weniger Menschen ausreichend geschützt sind. Gleichzeitig sorgt eine zunehmende Impfskepsis in einigen Teilen der Bevölkerung dafür, dass die angestrebte Durchimpfungsrate nicht erreicht wird.

Masernfälle in Deutschland nehmen zu

Auch in Deutschland sind die Masern auf dem Vormarsch. Nachdem die Zahl der Erkrankungen in den vergangenen Jahren vergleichsweise niedrig war, wurden im vergangenen Jahr wieder deutlich mehr Fälle registriert. Das Robert Koch-Institut meldete für das gesamte Jahr 2024 insgesamt 645 Infektionen, während es im Jahr zuvor nur 79 Fälle gab.

In Nordrhein-Westfalen sind die Zahlen besonders auffällig. In den ersten Wochen des Jahres 2024 wurden bereits mehr als 20 Fälle gemeldet. Das zeigt, dass das Virus sich auch in Deutschland weiter verbreitet. Besonders gefährdet sind Kleinkinder, die noch nicht vollständig geimpft sind.

Wie funktioniert die Masern-Impfpflicht in Deutschland?

Um die Ausbreitung von Masern einzudämmen, gibt es seit 2020 eine Impfpflicht. Diese gilt für Kinder, die eine Kita oder Schule besuchen, sowie für Beschäftigte in Gemeinschaftseinrichtungen und im Gesundheitswesen. Eltern müssen nachweisen, dass ihr Kind gegen Masern geimpft ist. Wer diesen Nachweis nicht erbringt, kann mit einem Bußgeld belegt werden.

In der Praxis gibt es jedoch Schwierigkeiten bei der Kontrolle der Impfpflicht. Kinderärzte berichten, dass die zweite Impfung oft nicht konsequent überprüft wird. Zudem gibt es Eltern, die versuchen, die Pflicht zu umgehen, indem sie ihre Kinder nicht in eine öffentliche Einrichtung schicken. Experten fordern daher strengere Kontrollen, um sicherzustellen, dass tatsächlich alle Kinder, die eine Betreuungseinrichtung besuchen, den vollen Impfschutz haben.

Impflücken und Ansteckungsgefahr

Damit Masern sich nicht weiter ausbreiten, müssen mindestens 95 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft sein. Deutschland liegt mit einer Impfquote von rund 87 Prozent jedoch noch unter dieser Grenze. Besonders problematisch ist, dass viele Kinder zwar die erste, aber nicht die zweite Impfung erhalten. Dadurch bleibt ihr Schutz unvollständig.

Eine Maserninfektion kann schwerwiegende Folgen haben. Neben den typischen Symptomen wie hohem Fieber, Husten und Hautausschlag kann es zu Lungenentzündungen, Mittelohrentzündungen und in seltenen Fällen zu einer Gehirnentzündung kommen. Besonders gefährlich sind Masern für Säuglinge und Kleinkinder.

Ein weiteres Risiko ist die sogenannte Immunamnesie. Das Masernvirus schwächt das Immunsystem für Monate oder sogar Jahre, sodass Betroffene anfälliger für andere Infektionskrankheiten sind. Aus diesem Grund ist eine Impfung nicht nur wichtig, um die Krankheit selbst zu verhindern, sondern auch um langfristige Gesundheitsschäden zu vermeiden.

Münster: Wie ist die Lage vor Ort?

In Münster ist die Situation bislang vergleichsweise stabil. In den letzten Jahren gab es nur wenige gemeldete Masernfälle. Dies ist vor allem der hohen Impfquote in der Stadt zu verdanken. Die Gesundheitsbehörden beobachten die Entwicklung jedoch genau, denn angesichts der steigenden Zahlen in Deutschland und Europa ist Wachsamkeit geboten.

Die Stadt Münster setzt die Impfpflicht konsequent um. Kitas und Schulen überprüfen bei der Anmeldung, ob Kinder den notwendigen Impfschutz haben. Zudem gibt es ein Meldesystem, über das ungeimpfte Kinder den Gesundheitsbehörden gemeldet werden können. So soll sichergestellt werden, dass alle Kinder in Betreuungseinrichtungen auch wirklich geimpft sind.

Obwohl derzeit keine größere Masernwelle in Münster herrscht, wird Eltern dringend geraten, den Impfstatus ihrer Kinder zu überprüfen. Nur eine hohe Impfquote kann verhindern, dass sich das Virus in der Region ausbreitet.

Masern trotz Impfung – ist das möglich?

Die Masernimpfung gilt als eine der wirksamsten Impfungen überhaupt. Zwei Impfdosen bieten bei den meisten Menschen einen nahezu vollständigen Schutz. Dennoch kann es in seltenen Fällen zu sogenannten Impfdurchbrüchen kommen. Das bedeutet, dass jemand trotz Impfung an Masern erkrankt.

Impfdurchbrüche treten jedoch fast ausschließlich bei Menschen auf, die nur eine Impfdosis erhalten haben. Wer vollständig geimpft ist, hat ein extrem geringes Risiko, an Masern zu erkranken. Zudem verlaufen Masern bei Geimpften meist deutlich milder als bei Ungeimpften.

Besonders wichtig ist es, dass Erwachsene ihren Impfstatus überprüfen. Menschen, die nach 1970 geboren sind und keine Masern hatten, sollten mindestens eine Impfung nachholen. Dadurch kann das Infektionsrisiko weiter gesenkt werden.

Reisen und Migration als Risikofaktoren

Masern verbreiten sich nicht nur innerhalb von Ländern, sondern auch durch Reisen und Migration. Menschen, die aus Regionen mit niedriger Impfquote nach Deutschland kommen, können das Virus einschleppen. Auch Urlauber, die in Länder mit hohen Masernzahlen reisen, können sich dort anstecken und die Infektion mit nach Hause bringen.

Besonders in der Urlaubszeit ist es daher wichtig, den eigenen Impfschutz zu überprüfen. Wer in ein Land mit erhöhtem Masernrisiko reist, sollte sich vorher impfen lassen, falls dies nicht bereits geschehen ist.

Fazit

Die steigenden Masernzahlen in Europa sind ein Warnsignal. Obwohl Deutschland mit der Impfpflicht einen wichtigen Schritt unternommen hat, gibt es weiterhin Impflücken, die die Verbreitung der Krankheit begünstigen. Besonders die zweite Impfung wird nicht immer konsequent wahrgenommen, sodass viele Menschen nicht vollständig geschützt sind.

Münster zeigt, dass eine hohe Impfquote das beste Mittel gegen Masernausbrüche ist. Doch auch hier müssen die Anstrengungen fortgesetzt werden, um den Schutz aufrechtzuerhalten. Die Masernimpfung ist sicher, wirksam und der einzige Weg, um die Krankheit langfristig zu eliminieren.

Eltern, die sich unsicher sind, sollten mit ihrem Kinderarzt sprechen und den Impfstatus ihrer Kinder überprüfen. Denn nur wenn genügend Menschen geimpft sind, kann verhindert werden, dass sich Masern weiter ausbreiten.