
Münsterland. Im Sommer 2025 steht eine wichtige Entscheidung an: Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) könnte die Genehmigung für 152 Castor-Transporte aus Jülich und zwei Transporte aus Garching bei München nach Ahaus im Münsterland erteilen. Diese Transporte könnten im vierten Quartal 2025 beginnen, was die Diskussion um das Zwischenlager in Ahaus erneut anheizt.
Ahaus ist als Zielort für die Castor-Transporte bekannt, die radioaktive Abfälle aus Forschungsreaktoren aufnehmen. Aktuell lagern in Ahaus rund 300.000 abgebrannte Brennelemente in Castor-Behältern. Diese Behälter sind notwendig, um den hochradioaktiven Abfall sicher zu transportieren und zwischenzulagern. Doch der Standort ist umstritten, da das Lager ursprünglich 2014 aufgrund von Bedenken hinsichtlich möglicher Erdbebenrisiken geräumt werden sollte – eine Gefahr, die sich später als unbegründet herausstellte. Dennoch ist das Lager bis heute nicht formell genehmigt.
Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) verfolgt das Ziel, den derzeit nicht genehmigten Zustand des Lagers Ahaus in einen sicherheitskonformen Zustand zu überführen. Der Genehmigungsprozess ist zwar langwierig, aber wissenschaftlich fundiert. „Wir haben alle rechtlichen Vorgaben erfüllt, und die Transporte werden unter den höchsten Sicherheitsstandards durchgeführt“, versicherte BASE-Präsident Christian Kühn. Das Bundesamt betont, dass alle Transporte auf Basis des aktuellen Stands von Wissenschaft und Technik unter strenger Aufsicht erfolgen sollen.
Bereits in der Vergangenheit gab es zahlreiche Proteste gegen die Castor-Transporte nach Ahaus. Besonders im Jahr 1998, als 305 Brennelemente aus dem Versuchsreaktor Hamm-Uentrop nach Ahaus transportiert wurden, kam es zu massiven bundesweiten Protesten. Zehntausende Demonstranten machten ihrem Unmut Luft, was zu umfangreichen Polizeieinsätzen führte. Auch 2005, bei weiteren Transporten aus Rossendorf, gab es Proteste, die jedoch nicht so umfangreich wie in den späten 90er-Jahren ausfielen.
Heute sind lokale Bürgerinitiativen wie „Kein Atommüll in Ahaus“ weiterhin aktiv und kämpfen gegen die weiteren Castor-Transporte. Die Kritik richtet sich vor allem gegen die Tatsache, dass Ahaus als Zwischenlager genutzt wird, obwohl noch keine Endlagerung des Atommülls in Sicht ist. Auch die Gefahren durch den Transport hochradioaktiver Materialien quer durch Deutschland sorgen für Sorge. Zudem liegt das Lager nur wenige Hundert Meter von Wohngebieten entfernt, was für viele Anwohner eine bedenkliche Nähe darstellt.
In der politischen Debatte wird Ahaus von vielen als „Atommüll-Klo Deutschlands“ bezeichnet. Hintergrund ist die Tatsache, dass dort nicht nur radioaktive Abfälle aus der Region Münsterland, sondern auch aus anderen Teilen Deutschlands gelagert werden. Dies sorgt bei vielen für Unmut, da Ahaus als Zwischenlager fungiert und keine langfristige Lösung für die Endlagerung von Atommüll darstellt.
Obwohl die politischen Diskussionen um das Zwischenlager Ahaus auch in den 2020er Jahren noch immer anhalten, ist das Lager nach wie vor sicherheitsrechtlich genehmigt und wird bis 2036 betrieben. Seit 2017 ist die BGZ (Gesellschaft für Zwischenlagerung), ein staatliches Unternehmen, für den Betrieb aller Zwischenlager in Deutschland verantwortlich. Die Genehmigung für weitere Castor-Transporte aus Jülich und Garching ist in der Mache, wobei der Widerstand der lokalen Bevölkerung und Umweltinitiativen auch weiterhin präsent ist.
Die geplanten Castor-Transporte nach Ahaus sind ein heikles Thema, das tief in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion um die Atommüllentsorgung verankert ist. Während das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung die Transporte als sicher und notwendig erachtet, kämpfen Bürgerinitiativen weiterhin gegen die Pläne und stellen die langfristige Lösung in Frage.