Münster beheimatet einen der prächtigsten urbanen Schätze Deutschlands: die Promenade. Diese autofreie Zone umfasst eine Länge von etwa 4.500 Metern und umschließt die Altstadt. Sie ist nicht nur ein Zeugnis der Stadtgeschichte, sondern auch ein vitaler Bestandteil des städtischen Lebens. Dieser Artikel taucht ein in die Faszination der Promenade Münster. Wir erkunden ihre Geschichte, Bedeutung und die vielfältigen Aktivitäten, die sie zu bieten hat.
Die Ursprünge der Promenade reichen zurück ins frühe 13. Jahrhundert, Damals wurden die Befestigungsanlagen Münsters erbaut, um die Stadt vor Eroberern zu schützen. Nach dem Siebenjährigen Krieg begann die Transformation der Befestigungen. Unter der Leitung von Johann Conrad Schlaun wurde ab 1770 eine beeindruckende Lindenallee geschaffen, die die Innenstadt vollständig umschließt. Dieser grüne Gürtel, ursprünglich Teil der Stadtbefestigung, entwickelte sich zu einem autofreien, asphaltierten Weg. Dieser ist für Fahrräder, Spaziergänger und Jogger zugänglich.
Die Promenade Münster spielt eine zentrale Rolle im täglichen Leben der Stadt. Sie dient nicht nur als historische Sehenswürdigkeit, sondern auch als wichtiger Verkehrsweg für den Fahrradverkehr. Mit Verkehrszählungen, die Spitzenwerte von bis zu 1750 Radfahrern pro Stunde an der einzigen Unterführung zwischen Salzstraße und Mauritzstraße verzeichnen, ist die Promenade ein entscheidender Knotenpunkt für umweltfreundliche Mobilität. Um dieses hohe Verkehrsaufkommen zu überwachen, setzt die Stadt eine Mountainbike-Streife ein, die für Sicherheit und Ordnung sorgt.
Die heutige Promenade Münster ist gekennzeichnet durch ihre einzigartige Dreiteilung. Dazu gehören ein autofreier, asphaltierter Weg, der in drei Bereiche unterteilt ist. Der mittlere Bereich ist dabei Fahrrädern vorbehalten und funktioniert rechtlich nicht als Radweg, sondern als Straßenfahrbahn. Diese ist für Fahrzeuge, mit Ausnahme von Fahrrädern, gesperrt. Die beiden schmaleren Bereiche zu den Seiten sind Fußwege. Diese Aufteilung fördert ein harmonisches Miteinander von Fußgängern und Radfahrern. Es macht die Promenade zu einem lebendigen Ort des Austauschs und der Bewegung.
Die Promenade ist nicht nur ein Verkehrsweg, sondern auch eine Bühne für städtisches Leben und Kultur. Jährlich finden hier Veranstaltungen wie der große Flohmarkt, das 24-Stunden-Rennen mit Alltagsrädern und die „Grünflächenunterhaltung“ statt, bei denen Musiker und Aktionskünstler die durch das Sturmtief Kyrill verursachten Schäden in Kunst umwandeln. Zudem setzen die 13.000 Eisbegonien, die jährlich in der Form des Schriftzugs „Münster bekennt Farbe“ gepflanzt werden, ein starkes visuelles Statement für ein attraktives Stadtbild.
Markante Bauobjekte wie der Buddenturm, ein Relikt aus dem späten 12. Jahrhundert, und der Zwinger, einst Kaserne und später Gefängnis, zeugen entlang der Promenade von der militärischen und sozialen Vergangenheit Münsters. Der Zwinger, der im 16. Jahrhundert errichtet wurde und im Zweiten Weltkrieg der Gestapo als Hinrichtungsstätte diente, steht heute unter Denkmalschutz und ist in das Kunstwerk „Das Gegenläufige Konzert“ von Rebecca Horn integriert. Auch die Trümmerlok und die Torhäuser am Neutor, die den frühen Klassizismus repräsentieren, sind bedeutende Zeugen der städtebaulichen Entwicklung. Die Winter-Linden und der kreative Blumenschriftzug „Münster bekennt Farbe“ runden das Bild der Promenade als Ort des Gedenkens, der Kultur und des bürgerschaftlichen Engagements ab. Der Schriftzug wird jährlich auf der Innenseite der Aegidiischanze gepflanzt. Diese Sehenswürdigkeiten, verbunden durch die grüne Pracht der Lindenallee, machen die Promenade zu einem lebendigen Museum unter freiem Himmel, das die Geschichte Münsters in all ihren Facetten erzählt.
Die Promenade Münster ist ein lebendiges Symbol der Stadtgeschichte und ein Zentrum kulturellen Lebens. Ihre einzigartige Struktur, die historische Bedeutung und die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten machen sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil Münsters. Die Promenade vereint auf einzigartige Weise Natur, Kultur und Geschichte.